Bürger:innenrat zu Außenpolitik: Gutachten wird übergeben
Der Bürger:innenrat übergibt Bundestagspräsident Schäuble seine Empfehlungen zur Außenpolitik. Das Beteiligungsverfahren könnte fest verankert werden.
Dieser unterstützt eine Modernisierung des parlamentarischen Systems. Nur wenn sich die Demokratie offen zeige für neue Verfahren, „bleibt sie stabil“, erklärte Schäuble im Januar, als der Bürger:innenrat zur Außenpolitik startete. CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter unterstützt das Vorhaben ebenfalls. Zustimmung gibt es auch bei der FDP. „Ich kann mir vorstellen, dass künftig in jeder Legislaturperiode beispielsweise zwei ausgeloste Bürgerräte zu umstrittenen Themen stattfinden“, sagte Florian Toncar, finanzpolitischer Sprecher der Liberalen.
Der unlängst beendete Bürger:innenrat war der zweite beim Bundestag und bisher nicht mehr als ein Experiment. Rund 160 aus den Einwohnerregistern im ganzen Bundesgebiet ausgeloste Personen debattierten fünf Wochen lang über deutsche Geschichte, Verantwortung und Außenpolitik. Die Befürworter:innen sehen in diesem Verfahren die Möglichkeit, die Meinung von Leuten, die sonst kaum Zugang zur Politik haben, in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Das soll sie bürgernäher machen und der populistischen Polarisierung vorbeugen.
Deutschland brauche eine wirksame Armee, steht nun in dem Gutachten. Mit militärischen Einsätzen solle man sich aber möglichst zurückhalten. Diese will der Bürger:innenrat an „die Verteidigung des eigenen Landes, den Schutz von Menschenrechten oder den Beistand für Bündnispartner“ binden. Die Entsendung der Bundeswehr ins Ausland soll möglich sein, wenn ein „gültiges Mandat eines internationalen Bündnisses (zum Beispiel UNO, Nato, EU)“ vorliegt.
„Auf autonome Waffensysteme, die Ziele ohne menschliches Zutun auswählen und bekämpfen“, wollen die Rät:innen verzichten. Allerdings ist unklar, was mit dem Bericht passiert. „Ich habe die klare Erwartung an die anderen Fraktionen, dass wir uns in den Ausschüssen und im Bundestag mit den Empfehlungen des Bürger:innenrates befassen“, sagte Haßelmann. Bis zur Wahl stehen dafür noch fünf Sitzungswochen zur Verfügung.
Ein verabredetes Verfahren für den Umgang mit Ratsgutachten gibt es bisher nicht – das müsste der nächste Bundestag beschließen. Außerdem müssten Regeln vereinbart werden, wie über die Empfehlungen beraten werden kann, sagte Haßelmann. Toncar sieht das ähnlich. Für ihn steht allerdings fest: „Die politischen Entscheidungen müssen den gewählten Abgeordneten vorbehalten bleiben.“ Die Frage, wie bindend die Voten von Bürger:innenräten sein sollen, dürfte noch zu einigen Diskussionen führen.
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