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Bündnis Bürgerenergie kritisiert PläneSchärfere Regeln für Solarstrom geplant

Das Bündnis Bürgerenergie fürchtet, dass Photovoltaik unwirtschaftlicher wird. Solaranlagen sollen bei Überkapazitäten vom Netz abgekoppelt werden.

Solarpark in Mindelheim im Unterallgäu Foto: MiS/imago

Berlin taz | Das Netzwerk Bündnis Bürgerenergie warnt davor, den Ausbau der Photovoltaik wirtschaftlich unattraktiver zu machen. Anlass dafür sind geplante Änderungen für neue Solaranlagen. Für sie soll bei negativen Preisen an der Strombörse die Energieeinspeisung ins Netz ohne Entschädigung gesperrt werden.

„Die Diskussion darüber beeinträchtigt jetzt schon Projektplanungen“, sagte Martin Bialluch, Vorstandssprecher des Bündnis Bürger­energie, am Montag vor Journalist:innen. In dem Bündnis sind Privatpersonen, Landwirt:innen, Verbände und Firmen organisiert. Es setzt sich für eine dezentrale Energieversorgung ein, die von Konzernen unabhängig ist. Neue Projekte könnten durch verschärfte Regeln blockiert werden oder kleiner ausfallen als möglich, fürchtet Bialluch.

In den vergangenen Jahren ist der Ausbau der Solarenergie gut vorangekommen, es fehlen aber Speicher. Ver­tre­te­r:in­nen der Energiebranche beklagen, dass die Stromnetze der zunehmenden Einspeisung nicht gewachsen sind. Zu einer Überlastung könnte es bei gutem Wetter etwa an Ostern und Pfingsten kommen, wenn Solaranlagen viel Strom produzieren, der Verbrauch wegen der Feiertage aber gering ist. Ist das Netz nicht stabil, muss es schlimmstenfalls teilweise abgeschaltet werden.

Die Bundesregierung will auf dieses Problem mit Änderungen im Energiewirtschaftsgesetz reagieren. Die Energiebranche drängt darauf, die Neuerungen noch vor der Bundestagswahl im Februar zu verabschieden. Ob das gelingt, ist offen. Wenn nicht, wird sich die kommende Regierung der Sache annehmen müssen.

Ministerium weist Kritik zurück

Die jetzige Regierung will ermöglichen, dass Solaranlagen auf Verlangen der Übertragungsnetzbetreiber vom Netz genommen werden können, wenn die Netzstabilität es erfordert. Damit soll negativen Strompreisen vorgebeugt werden. Geschieht das, sollen Betreiber keine Entschädigung für den entgangenen Stromverkauf bekommen. Bislang erhalten sie immer eine feste Vergütung für den eingespeisten Strom.

Das von Robert Habeck (Grüne) geführte Bundeswirtschaftsministerium weist die Kritik zurück. An der grundlegenden Systematik des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes und an der festen Vergütung für Solaranlagen ändere sich nichts, sagte ein Sprecher. Die Ausfälle beträfen „lediglich wenige Stunden, in denen wirtschaftliche Verluste gering ausfallen, während die Systemsicherheit erhalten und gesteigert wird“.

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3 Kommentare

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  • Nun ja, es steht jedem Betreiber eine Solaranlage frei, noch einen Speicher dazu zu bauen. Das wird ohnehin passieren müssen.



    Speicher sind das, was jetzt gefördert werden muss. Dazu gehört insbesondere eine Entlastung im Bezug auf Netzkosten, wenn z.B. der Speicher in der Nachbarschaft mitbenutzt wird.

  • Erstmal liest sich das wie Willkür, aber da steht ja das Problem der Netzstabilität im Raum. Die Privatisierung der Netze war ohnehin ein Fehler und wer investiert da ohne Aussicht auf Rendite. Die Rekommunalisierung der Ortsnetze und Verstaatlichung der Überlandnetze wäre angesagt. Der Beitrag der Stromerzeuger wäre dann der Verzicht auf Ausgleichszahlungen zu Gunsten des Netzausbaus.

  • Große Akkus montieren, kosten ja nicht mehre viel, bei Abschaltung die Akkus laden und wenn der Strom wieder knapper und teurer wird, wieder einspeisen. Unterm Strich kann dabei sogar noch mehr Rendite möglich sein.