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Boni für Lufthansa-ManagerSektor ohne Zukunft

Kommentar von Lea Fauth

Lufthansa ließ sich vom Staat retten, um Jobs zu erhalten. Jetzt bekommen Manager dicke Boni. Das zeigt, dass es der Branche vor allem um Profit geht.

Die Luftfahrt ist eine Branche ohne Zukunft Foto: Boris Roessler/dpa

I n der Pandemie vergoss sie noch dicke Tränen über die unverschuldete „Existenzkrise“: Es sei „niederschmetternd“, „bitter“. Die Lufthansa bettelte um staatliche Hilfen.

Der Staat hätte Bedingungen stellen können, etwa sozial-ökologische. Stattdessen lautete die zaghafte Forderung: Bitte mal ein Jahr auf Manager-Boni verzichten, dann helfen wir. Sogar diese minimale Bedingung missachtet die Lufthansa jetzt und zahlt ab 2025 dem Vorstand die Millionengehälter von 2021 einfach rückwirkend aus. In einer Zeit, in der in Deutschland viele Menschen kein Geld für Strom und Nahrungsmittel haben.

Zwar hat der Staat mit der Rettung von Lufthansa Gewinn gemacht: Die Anteile am Unternehmen konnten teurer verkauft werden als zum Erwerbspreis. Auch muss die Lufthansa die geliehenen Milliarden zurückzuzahlen.

Darüber hinaus muss man sich aber fragen, was da auf dem Rücken der Gesellschaft für welche Zwecke unterstützt wurde und ob die Not wirklich so groß war. „Ein Unternehmen schafft Arbeitsplätze“ – mit diesem Mantra wird unternehmerfreundliche Politik gerechtfertigt. Egal, ob umwelt- oder klimaschädlich: Die Arbeitsplätze zählen!

Diese Erzählung ist ein trauriger Witz. Die Lufthansa hat seit ihrer Rettung rund 32.000 Stellen gestrichen. Verbleibende Pi­lo­t*in­nen und Bodenpersonal mussten streiken, um eine angemessene Bezahlung und einen Inflationsausgleich zu erkämpfen. Indessen häufen die Manager des Unternehmens skrupellos Millionen an.

Die Lufthansa-Führung hat kein Interesse an fairen Bedingungen oder am Erhalt von Arbeitsplätzen – sondern einzig an Profiten. Ein solches Interesse verdient keine staatlichen Hilfen, im Gegenteil: Derlei Interessen müssen grundsätzlich in Frage gestellt und eingedämmt werden, um nicht noch mehr gesellschaftlichen Schaden anzurichten. Denn noch dazu ist die Luftfahrt eine Branche ohne Zukunft: Flugzeuge sind veraltete Verkehrsmittel, die den Planeten zerstören und durch klima­neutrale ersetzt werden müssen, wo immer es geht.

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Redakteurin taz1
Hat Philosophie und Literatur in Frankreich, Brasilien und Portugal studiert und bei der Deutschen Welle volontiert.
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23 Kommentare

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  • Von der Qualität und Zuverlässigkeit sowie dem Komfort der Deutschen Bahn ausgehend würde ich eher sagen Züge haben keine Zukunft.

  • Der Abschlusssatz des Artikels reizt zum Widerspruch und zum Aufstellen der logischen Kontraposition: Flugzeuge sind äusserst moderne progressive Verkehrsmittel und die Luftverkehrsbranche kann auch eine goldene Zukunft vor sich haben. Die aktuelle Herausforderung lautet: Wie gelingt es, ausreichend kinetische Energie für die Schubkraft hinter dem Antriebsaggregat zu erzeugen, ohne dabei Kohlenstoff oxidieren zu müssen? Dann klappt's auch mit der Zukunft!

    • @Magic Theo:

      In dem man Wasserstoff oxidiert oder, so fatal es sich anhört, giftiges Hydrazin explosionsartig zersetzt.

      • @Troll Eulenspiegel:

        ... indem man H2 oxidiert, correcto! Vor N2H4 habe ich allerhöchsten Respekt! Das würde ich nie im Leben freiwillig oxidieren!

        • @Magic Theo:

          Das lässt man auch nur thermisch zersetzen, sodass Ammoniak und Stickstoff entstehen. Damit das Hydrazin besser gelagert und der Schub noch stärker ist, wird Distickstofftetroxid hinzugegeben, jedoch mit einem Inhibitor damit das ganze nicht sofort abbrennt. Dann kommt auch reiner Sauerstoff aus den Düsen hinzu.

          Problem ist halt echt, dass Hydrazin giftig und krebserregend ist.

          Und bei Wasserstoffverbrennung hat man das Problem, dass Wasserdampf entsteht. Zuviel Wasserdampf in der Atmosphäre bedeutet auch einen starken Anstieg des Treibhauseffekts.

  • Sehe ich da etwa Bonus- Parallelen bei Uniper auf den "dummen kleinen" Steuerzahler zukommen ?!

  • Als Passagier wird man mittlerweile wie Vieh behandelt.



    Das war früher anders. Überhaupt war z.B. in den 80er Jahren vieles besser, auch in der Mauerstadt Berlin.

  • Flugzeuge überflüssig? Na, dann will sehen, wie sich die Menschen wieder auf eine mehrtägige, oft anstrengende oder gar gefährliche Reise per Segelschiff oder Pedes machen, statt ein paar Stunden zu fliegen.



    Das ist nicht durchzusetzen. So sehr man sich gegen den Fortschritt auch stemmt. Das wird sich nur ändern, wenn es eine noch bessere Alternative gibt. Da Teleportation noch etwas auf sich warten läßt, bleibt die Hoffnung auf Bioflugbenzin oder andere Technologien. Aber das Fliegen lässt sich Mensch nicht mehr verbieten. Die Vorstellung alkein ist massiv drollig.

  • Im Gegensatz zu einigen Forist*innen hier bin ich mit dem Artikel 100% einverstanden. Öffentliche Gelder sollen nicht zur Rettung solcher soziopathischer Unternehmen verwendet werden.

  • Ich wünschte wir sind die letzte Generation die Lufthansa fliegt.

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Ich finde es richtig, diese Menschen anzuklagen.



    Und falsch, ihre unermessliche Raffgier als etwas „Normales“ zu relativieren.

    Sind wir denn alle schon so degeneriert, das wir uns nicht einmal mehr vorstellen können, das es auch anders geht?



    Das LH Management hat die stolze Luftlinie an die Wand gefahren, tausende von Arbeitsplätzen vernichtet und sich dann vom „kleinen Mann“ den A…h retten lassen.



    …damit sie sich jetzt mit Bonis belohnen können. Bonis für nichts.

    All dies dokumentiert sicherlich nicht die Überlegenheit des kapitalistischen Systems, sondern seine Hybris.

    • @05867 (Profil gelöscht):

      "Das LH Management hat die stolze Luftlinie an die Wand gefahren, tausende von Arbeitsplätzen vernichtet und sich dann vom „kleinen Mann“ den A…h retten lassen."

      Ich fürchte, die Manager bekommen genau dafür die Boni.

      • @Jim Hawkins:

        Liggers. Und das ganze hat Methode - all along the watchtower & long time!



        Was her - wagte es der Bruder einer Kollegin unlängst im vorhinein in die Runde zu geben - es könne doch nicht sein den übrigen Mitarbeitern Kürzungen bzw 0-Runden zuzumuten - selbst sich aber Boni zuzugestehen!



        Der wurde so lange gemoppt - bis er das Handtuch warf

        So geht das ©️ Kurt Vonnegut



        Wer das Kreuz trägt - segnet sich selbst zuerst •

        • @Lowandorder:

          Ich denke auch, dass das Methode hat.

          Man bezahlt die Manager ja nicht dafür, dass sie nett zu den Angestellten sind, sondern dafür, dass der Laden möglichst viel Profit macht.

          Und dann ist es ja so, dass die Manager kein billiges Leben führen. Middelhoff zum Beispiel hatte Fixkosten von 70.000 Euro im Monat. Davon allein 15.000 für den Gärtner in Saint Tropez.

          So einfach ist das alles nicht.

          Und jetzt, Musik:

          www.youtube.com/watch?v=6YoVJJmP_60

          • @Jim Hawkins:

            Liggers. So kunn Wiinacht warrn un Niijohr ook •

  • 1G
    14397 (Profil gelöscht)

    "Die Lufthansa-Führung hat kein Interesse an fairen Bedingungen oder am Erhalt von Arbeitsplätzen – sondern einzig an Profiten."



    Welche Erkenntnis! Ist das bei irgendeiner Aktiengesellschaft mit Problemen je anders gewesen?

    "Flugzeuge sind veraltete Verkehrsmittel, die den Planeten zerstören"



    Flugzeuge sind leider noch lange nicht veraltet, sondern überflüssig. Flugzeuge zerstören nicht den Planeten, sondern versauen die Atmosphäre, sind Mitverursacher der Klimakatastrophe.

    "Auch muss die Lufthansa die geliehenen Milliarden zurückzuzahlen."



    Weder grammatikalisch noch inhaltlich richtig. Die Kredite wurden bereits zurückgezahlt.www.bundesregierun...fthansa-ag-1980912

    Frau Fauth hat Philosophie und Literatur studiert und wird fürs Schreiben bezahlt.



    Daran gemessen ist die Qualität des Kommentars? "„niederschmetternd“, „bitter“."? Ganz so weit würde ich nicht gehen.

    • @14397 (Profil gelöscht):

      Ne, passt schon. Wenn man noch hinzurechnet, daß diese Boni - so steht es da - erst ab 2025 bezahlt werden sollen, dann hat das alles noch weniger Sinn. Reiner emotionaler Erguss.

  • Jedem Unternehmen und jeder Branche geht es um Profit! Und soweit ich weiß, hat LH die Staatshilfe zurückbezahlt.

  • "Das zeigt, dass es der Branche vor allem um Profit geht."



    Ach nee, wer hätte sowas gedacht...

  • Natürlich geht es der Branche um Profit. Jeder Branche geht es um Profit. Gewinn ist das, wovon die Unternehmer leben.

    • 0G
      05867 (Profil gelöscht)
      @WeisNich:

      In Dänemark ist es den Energielieferanten der dortigen Nahwärmenetze verboten, damit Gewinne zu erwirtschaften…



      Trotzdem gibt es dort recht viele Unternehmen, die so ein Geschäftsmodell attraktiv finden.

      Offenbar andere Menschen…

      • @05867 (Profil gelöscht):

        @forist



        Donnerwetter sowas gibt es im Kapitalismus ... und das funktioniert?



        Bitte mehr Infos zu diesem Modell liebe taz!!

        • @KielerSprotte:

          Das ist doch Unsinn. Irgendwie werden die schon Gewinn machen.