Bewegungstermine um Berlin: Campen und Kämpfen

Ob Kampf gegen Flüssiggasterminals, Abschiebeknäste oder für die Anarchie: Protestcamps bieten gute Gelegenheiten zum Vernetzten und Organisieren.

Ausblick auf die Ostsee mit Steilküste und einem mit einem Tanker

Mit einem Protestcamp wollen Geg­ne­r:in­nen gegen den LNG-Ausbau auf Rügen demonstrieren Foto: dpa

Die Temperaturen steigen, das 49-Euro-Ticket ist gekauft, Resturlaub ist auch noch da – höchste Zeit, Berlin mal für ein paar Tage zu verlassen. Dumm nur, dass sich Staat, Patriarchat und Kapital scheinbar keine Pause gönnen, um unsere Welt Tag für Tag ein Stückchen schlechter zu machen. Warum also nicht das Angenehme mit dem Nützlichen Verbinden und eine paar Tage Aktivismus-Urlaub machen?

Nehmen wir zum Beispiel Rügen: Deutschlands größte und beliebteste Ferieninsel bietet atemberaubende Natur, tolle Sandstrände und artenreiche Ökosysteme. Der perfekte Ort also, um ein überdimensioniertes Flüssiggas-Terminal dorthin zu bauen.

Gegen die Pläne der Bundesregierung, nur wenige Kilometer vom Ostseebad Binz Europas größtes LNG-Terminal zu bauen, regte sich schnell Widerstand von An­woh­ne­r:in­nen und Lokalpolitik. Sorge bereitet nicht nur die Auswirkungen auf den Tourismus, sondern auch die Gefährdung empfindlichen Ökosysteme der Boddengewässern vor Rügen. Durch die soll nämlich eine Unterwasser-Pipeline vom Terminal zu den Nordstream 1 & 2 Endpunkten in Lubmin gezogen werden.

Unterstützung bekommen die In­su­la­ne­r:in­nen von der radikalen Klimagerechtigkeitsbewegung, die zunehmend überregional für den Kampf gegen das Terminal mobilisiert. Der Protest zeigte erste Wirkung: Der Energiekonzern RWE, der zunächst das Terminal bauen sollte, zog sich aus dem Projekt zurück. Die Bundesregierung verkleinerte die Planung deutlich, auch den Standort der schwimmenden Terminals verlegte sie vor den etwas weiter von den Tourismus-Hotspots entfernten Hafen in Mukran.

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Protestcamp gegen LNG

Trotzdem bleibt der Bau von fossiler Infrastruktur wie LNG-Terminals in Zeiten der Erdwärmung klimapolitischer Wahnsinn. Zumal das importierte Frackinggas für extreme Umweltschäden bei der Förderung sorgt, und somit kaum eine bessere CO-2-Bilanz hat als Braunkohle.

Ziel ist es also, das LNG-Terminal vor Rügen komplett zu verhindern. Um zu planen wie, veranstalten Geg­ne­r:in­nen zu Pfingsten ein Frühlingscamp auf der Insel. Neben Workshops und Strategiediskussionen gibt am Samstag einen Aktionstag mit Demonstrationen und anderen Protestaktionen (Freitag, 26. Mai – Montag, 29. Mai, Frankenthal 7, Samtens. Detailliertes Programm hier, aus Berlin startet sogar ein Solibus).

Wem Rügen etwas zu weit weg ist, für den lohnt vielleicht ein kleiner Ausflug nach Potsdam. Die von Ber­li­ne­r:in­nen traditionell wenig beachtete (Klein)Stadt beherbergt nicht nur schicke Schlösser und Parkanlagen, sondern auch eine kleine aber feine Anarcho-Szene. Die veranstaltet jedes Jahr die Anarchistischen Tage Potsdam, bei denen es eine Woche lang täglich Workshops, Vorträge und andere Veranstaltungen zum Thema Anarchie gibt (Freitag, 26. Mai bis Donnerstag, 8. Juni, Potsdam. Ausführliches Programm und Veranstaltungsorte auf der Website).

Abschiebeknäste stoppen

Eine weitere Möglichkeit für aktivistisches Campen im Berliner Umland bietet schon eine Woche später das Stop-Deportation-Protestcamp. Hier vernetzen sich vorraussichtlich über 500 Aktivist:innen, tauschen Wissen und Erfahrungen darüber aus, wie sich Abschiebungen effektiv verhindern lassen. Abends gibt es dann ein vielfältiges Musik- und Kulturprogramm. Der Ort ist nicht zufällig gewählt: In Schönefeld soll am BER bald ein neues Abschiebezentrum entstehen, mit dem Menschen noch effektiver ausgewiesen werden sollen.

Während das Camp vom 1. bis 6. Juni stattfindet, veranstalten die Or­ga­ni­sa­to­r:in­nen am Donnerstag bereits eine Kick-Off-Party in Neukölln (Donnerstag, 25. Mai, Karl-Marx-Straße 127).

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Redakteur für Arbeit und Soziales im Berlin Ressort.

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