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Beschluss von Amnesty InternationalFür Entkriminalisierung von Sexarbeit

Amnesty International hat sich gegen die Bestrafung von Prostitution ausgesprochen. Schon der Entwurf hatte heftige Kritik geerntet.

Nach einer Regierungsrazzia gegen illegalisierte Sexarbeit in Peru 2014. Foto: ap

Dublin dpa | Amnesty International hat einen umstrittenen Beschluss zum Umgang mit Prostitution getroffen. Die Menschenrechtsorganisation will sich künftig für die Entkriminalisierung der Prostitution weltweit einsetzen. Das beschlossen Delegierte aus aller Welt am Dienstag in Dublin beim International Council Meeting (ICM) von Amnesty. Das Treffen ist eine Art Hauptversammlung der Internationalen Bewegung von Amnesty. Es legt die Grundlinien der Menschenrechtspolitik der Organisation fest.

Mit dem Beschluss von Dublin ist die internationale Führung von Amnesty befugt, eine entsprechende Politik zu dem Thema zu entwickeln. “Prostituierte sind eine der am meisten vernachlässigten Gruppen in der Welt, die in den meisten Fällen ständig dem Risiko von Diskriminierung, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sind“, sagte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty. “Unsere weltweite Bewegung ebnete den Weg, dass wir eine Politik verfolgen können, die den Schutz der Menschenrechte von Prostituierten fordert.“

Die Entscheidung war im Vorfeld von prominenten Frauen wie Meryl Streep und Kate Winslet kritisiert worden. Die Entkriminalisierung von Prostitution öffne der Ausbeutung von Frauen Tür und Tor. Tausende Menschen unterstützten einen Aufruf an Amnesty, auf den nunmehr vollzogenen Schritt zu verzichten. Amnesty selbst wies darauf hin, man habe vor dem Beschluss zahlreiche Betroffene angehört.

Die VerfasserInnen des Briefes hatten “tiefe Besorgnis“ über die Beschlussvorlage geäußert. Amnestys Ruf würde irreparabel befleckt, heißt es in dem Brief, “wenn es eine Politik annehmen sollte, die Partei ergreift für Käufer von Sex, Zuhälter und andere Ausbeuter, anstatt für die Ausgebeuteten“. Zu den UnterzeichnerInnen gehört neben AktivistInnen, PolitikerInnen und Prominenten aus verschiedenen Ländern auch die deutsche Zeitschrift Emma.

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30 Kommentare

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  • Anstatt sich für die Menschenrechte einzusetzen, fordert Amnesty die Menschenrechte für Prostituierte und übersieht die Menschenrechtsverletzung durch die Prostitution an sich.

    Die Würde des Menschen ist unantastbar. Daher ist die Sklaverei abgeschafft worden und der Menschenhandel ist verboten. Der Handel mit menschlichen Organen ist verboten und das Vermieten von Organen gehört ebenso abgeschafft zu werden wie die Sklaverei. Prostitution ist mit der Würde des Menschen, der Frauen und Männer nicht vereinbar und kann daher nicht ein Menschenrecht sein, auch nicht wenn sie freiwillig ausgeübt wird.

    Das Ziel einer Menschenrechtsorganisation kann daher nur die Abschaffung der Prostitution sein. Diesem Ziel ist der Menschenrechtsschutz von Prostituierten unterzuordnen. Ob dieses Ziel mit der Entkriminalisierung der Prostitution erreicht wird, darf bezweifelt werden, da sie damit verfestigt wird. Den Prostituierten wird dadurch ihre Würde nicht zurückgegeben und ihre Menschenrechte werden nicht geschützt. In den Gesellschaften, in denen Prostitution legalisiert wurde, steigt die Gewalt gegen Frauen, den zukünftigen Generationen wird ein Bild gegeben, das der Würde der Frau nicht entspricht.

    Mit diesem Beschluss hat die Menschenrechtsbewegung insgesamt einen Rückschlag erlitten, da Menschenrechte bekanntlich universal und unteilbar sind. Eine historische Chance wurde vertan.

    • @lupus52:

      Amnesty International setzt sich wie kaum eine andere Organisation seit etlichen Jahrzehnten für die Menschenrechte ein. Das beschränkt sich in keiner Weise nur auf Menschenrechte für Prostituierte. Ursprüglich lag der Fokus noch ausschließlich auf gefangene und gefolterte Menschen weltweit. Prostitution an sich ist auch keine Menschenrechtsverletzung, sondern ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, ein Dienstleistungsgewerbe - und dazu das älteste der Welt. Prostitution kann man durchaus auch als ein Menschenrecht sehen. Erst im Zusammenspiel mit Zwang, Gewalt, Stigmatisierung, Kriminalisierung und systematischer Ausbeutung wird Prostitution zu einem Menschenrechtsproblem. Da dies leider zunehmend der Fall ist, hat sich Amnesty dieser Thematik nun auch angenommen.

      • @Rainer B.:

        Das BVerfG hat mit Hinweis auf GG§1 "Die Würde des Menschen ist unantastbar" geurteilt, dass Passagierflugzeuge nicht abgeschossen werden dürfen, wenn Terroristen das Flugzeug in ein Hochhaus lenken. Dies wurde mit der Würde des Menschen begründet, weil er nicht als Sache betrachtet und behandelt werden darf.

         

        Mit dem Bezahlen von Sex wird deutlich gemacht, das der Sex nicht einvernehmlich stattfindet, sondern der Körper des Menschen für „Sexdienstleistungen“ gemietet und zur Verfügung gestellt wird, der Mensch also als Sache behandelt wird. Dies ist mit der Würde des Menschen nicht vereinbar, damit wird die Würde aller Menschen verletzt. Daher ist Prostitution eine Menschen-rechtsverletzung.

        • @lupus52:

          Nö! Es mag ja irgendwo Zusammenhänge zwischen Sex und Flugzeugen geben, aber Sex ansich ist ganz und gar nichts Menschenunwürdiges - egal, ob dafür Geld bezahlt wird, oder nicht.

  • Der Befleckte Ruf… die Argumentation wird auch von anderer Seite genutzt, um gesunden Umgang mit Sexualität zu verhindern.

  • Alles richtig und falsch zugleich.

     

    Solange wir darauf verzichten, uns gegenseitig die Existenz zu garantieren - unabhängig von Erwerbsarbeit oder "Nützlichkeit" - bleibt "Freiwilligkeit" in der Prostitution wie auch überall sonst ein Märchen. Insofern haben die Kritiker*innen einer Entkriminalisierung recht. Und der Arbeitsfetischismus der "Sexarbeiter*innen" ist mir persönlich gruselig.

     

    Andererseits löst die Kriminalisierung das Problem eben auch nicht. Selbst bei einer (völlig irrealen) 100%igen Durchsetzung eines Verbotes werden Frauen und Männer einfach gezwungen sein, in anderen Branchen unfreiwillig ggf. gefährliche, unterbezahlte, entwürdigende, gesundheitsgefährdende oder/und zerstörerische Erwerbsarbeit zu tun, einfach um zu leben. Was wäre damit gewonnen?

    Ach so, es bliebe ja noch die Möglichkeit, Sexarbeit gegen Geld zu verkaufen, indem frau/mann gut heiratet.

    • @Eric Manneschmidt:

      "Gut heiraten" ist doch nur die gesellschaftlich akzeptierte Form von Sexarbeit.

      • @Rainer B.:

        "Rainer!!!* …das möcht ich jetzt aber nicht gehört haben - JA!!"

        "Hera die Göttermutter" -

        Baujahr 77 oder 78 -

        18hundert - naturellemente!

         

        *Name geändert - der Redaktion

        bekannt;)

        • @Lowandorder:

          Die Lebenslüge stirbt zuletzt, aber auch Chimären sind nunmal nicht unsterblich!

      • @Rainer B.:

        Na, dann ran an die Arbeit!

        • @Trango:

          Vor vielen, vielen Jahren, als ich noch jung und knackig war, hat mir mal ein Arbeitsvermittler der BA den Vorschlag gemacht, ich solle doch eine reiche Frau heiraten. Der Mann musste sich danach was anderes suchen.

  • Alle Gesetze, die Prostituierte schützen können, sind längst vorhanden, sei es Körperverletzung, sei es Nötigung, sei es Menschenhandel, sei es Erpressung, sei es irgendwas. Polizei & Staatsanwälte müßte nur handeln. Die Realität ist aber so: Eine mir bekannte aus Thailand stammende Prostituierte erzählte, sie sei eines Abends von einem Kunden, der sich als Nazi herausstellte, beschimpft, bedroht, beleidigt und hart angefasst, wenn auch nicht geschlagen worden. Nach dem ersten Vorfall hat sie ihn dann nicht mehr in ihre Wohnung gelassen, obwohl er es immer wieder versuchte und sie dann durch die Sprechanlage rassistisch beleidigte und ihr Gewalt androhte. Sie meldete die Sache bei der Polizei. Dort hörte man ihr nur sehr desinteressiert zu und schickte sie weg, ohne weitere Details zu erfragen. Sie hörte nie wieder etwas von der Polizei zu diesem Vorfall. Anscheinend: Wen kümmert es schon, ob "so Eine" mal zusammengeschlagen wird?

     

    Nun, solche "Kundschaft" sei aber die Ausnahme, die allermeisten Kunden seien nett und verhielten sich korrekt, sagte sie. Man sieht aber daran, daß der Freier - von wenigen Ausnahmen abgesehen - nicht derjenige ist, der den Damen am meisten zu schaffen macht oder der sie ausgrenzt und diskriminiert: Das machen ganz Andere - solche, von denen man es am wenigsten erwarten würde. Sehr gut, daß durch die AI-Kampagne mal ein Schlaglicht auf diesen wunden Punkt fällt.

  • @mogwu, @normalo - sie beide haben mein statement nicht sorgfältig genug gelesen oder erst gar nicht verstanden. ich habe nichts gegen prostitution gesagt. wenn jemand sich prostituieren möchte sollte er dies tun. schlimm genug und entwürdigend obendrein. wogegen ich allerdings bin, das dritte daraus ein geschäft machen um sich die taschen zu füllen. prostitution ist eine notmaßnahme von sozial schwachen menschen. sie verkaufen ihren körper. das letzte was sie noch anbieten können. dass dritte daraus ein geschäft machen dürfen ist schlicht skandalös. dagegen wehre ich mich und nicht gegen die prostitution als solche. dies haben sie beide leider nicht verstanden.

    • @p.g.:

      Ok. Mir klang es allgeminer, daher meine allgemeine Reaktion.

       

      Im Prinzip ändert sich aber nichts, denn auch da geht es um den freiwilligen Austausch von Leistungen (solange es nicht in Zuhälterei, Menschenhandel usw. ausartet). Die Infrastrukur des Gewerbes bezahlt sich halt nicht von selbst, und dass damit Geld zu verdienen ist, liegt auch an den großenteils gar nicht so unwürdigen Umsätzen, die Prostituierte erzielen können. Ebensio wichtig dürfte sein, dass es nur wenige Leute gibt, die ihre Ressourcen dafür zur Verfügung stellen wollen. Sonst wäre z. B. der Betrieb von Bordellen durch die starke und viel billigere Konkurrenz der eigenen Wohnungen der Prostitierten erheblich gehemmt.

      • @Normalo:

        @normalo - sie haben immer noch nicht verstanden. leider. ich habe nichts gegen prostitution. sie wird es immer geben und kann auch nicht verboten werden. wogegen ich mich wende ich diese pseudogewerblichkeit. der staat dürfte dies niemals zum gewerbe erheben. das ist der skandal. was menschen in ihren behausungen teiben geht den staat nichts an. wenn aber in gewerbegebieten alte industriebrachen von zwielichtigen gestalten zu pufftempeln umgebaut werden und prostitution als gewerbe einzieht und der staat dabei kräftig mitverdient und andererseits von der einhaltung von menschenrechten schwadroniert ist dies schlicht skandalös. vor allem dann, wenn die betreiber dieser fragwürdigen etablissments kaum noch ohne anwalt auf die straße gehen aufgrund des eigenen vorlebens. die gewerblichkeit dieser ausnutzung von notlagen von menschen ist das problem. der staat ist hier der größte zuhälter und wäscht seine hände in unschuld. geld stinkt eben manchmal doch. die gewerblichkeit zu untersagen sit kein großer aufwand. man will es eben nicht, genauso wie beim waffenhandel. beides anrüchige geschäfte die den staatssäkel füllen und angeblich arbeitsplätze schaffen. von den kosten erfährt die gesellschaft erst viel später, wie man jetzt bei den nicht mehr abreissenden flüchtlingsströmen unschwer erkennen kann. damit ist der nachschub für die tempel der lust garantiert. staatlich legitimiert selbstverständlich. gewerblichkeit über alles. die finanzierung der infrastruktur des gewerbes ist gesichert. ganz d(t)oll!!!!

  • Wo bleiben in der Berichterstattung die Stimmen von Hurenvereinen wie Hydra und Dona Carmen, die aufgrund ihrer Tätigkeit und Stellungnahmen der Resolution von ai doch recht nahe kommen? Mir scheint, dass der Aufstand der „Anständigen“ einer fürsorglichen und eher aufgedrängten Umarmung gleicht. Auch die mageren rd. 9.000 Unterschriften, die durch die „ai-kritische“ Onlinecampagne von CATW innerhalb von 3 Wochen bis heute eingesammelt wurden sprechen nicht gerade für die weitere Kriminalisierung des Sexgewerbes bzw. zur Verschärfung der Rechtslage in der Bundesrepublik. Ob ai nicht etwa doch auf dem richtigen Dampfer ist?

  • Eine folgerichtige Entscheidung. Amnestie für Prostituierte ist leider ein Thema, seitdem zunehmend Staaten mit Zuhältern gemeinsame Sache zum Nachteil der Prostituierten machen. Das betrifft sowohl ihre Ausbeutung, als auch ihre Stigmatisierung und damit letztlich auch ihre Fokussierung auf diese Art des Erwerbs, an dem man sich durch eine Illegalisierung dann gleich mehrfach bereichert, obwohl man die Tätigkeit an sich ja ganz und gar verwerflich findet.

    • @Rainer B.:

      So läuft der Hase und nicht anders.

       

      Lale Akgün, ehemals für die SPD im Bundestag, hat in ihrem humorvollen Buch "Der getürkte Reichstag" schon durchblicken lassen, wie das da abläuft mit der Sexualmoral und wie die Männchen mit ihren Eroberungen, oder nennen wir es besser Einkäufen, rumprahlen. Sehr empfehlenswerte Lektüre.

  • 1. stellt sich die Frage, was für konkrete Maßnahmen AI daraus ableiten wird, dass Sexarbeit entkriminalisiert wird. Das ist ja noch nicht absehbar, aber die KritkerInnen glauben schon jetzt genau bescheid zu wissen und AI moralisch an den Pranger stellen zu müssen. Ziemlich heuchlerisch... Und 2. hört man doch gerade von betroffenen Sexarbeiterinnen in der Debatte oft den Wunsch nach Entkriminalisierung, weil dadurch der Schutz vor Gewalt und Mißhandlungen wahrscheinlicher ist. Man sollte hier differenzieren zwischen legaler Arbeit und illegaler Gewaltanwendung und Ausbeutung. Sexarbeiterinnen wollen nicht bei ihrer Arbeit behindert werden, gleichzeitig erwarten sie Schutz vor Übergriffen. Entkriminalisierung bedeutet nun nicht mehr und nicht weniger als die legale Betätigung in der Sexarbeit. Diese sollte eben begleitend ergänzt werden durch besseren Zugang der Betroffenen zum Justizsystem.

  • "Die Entscheidung war im Vorfeld von prominenten Frauen wie Meryl Streep und Kate Winslet kritisiert worden."

     

    Na, die werden es wohl wissen, leben ja ähnlich prekär und gefährlich, genauso wie Alice Schwarzer...

  • Wenn konsequent gegen gewalttätige Zuhälter, freiheitsberaubende Menschenhändler und nicht zuletzt gegen Freier, die Kondome ablehnen und somit lebensgefährliche HIV-Infektionen für die Sexarbeiterinnen, denen oft keine Wahl gelassen wird, riskieren solange sind die ganzen Diskussionen, egal von welchem Stndpunkt aus, sinnlos.

     

    Die Rotlicht-Romantik oder die Haltung, dass man es okay findet, wenn "das Milieu" seine Angelegenheiten unter sich nach eigenem Ehrenkodex regelt, bedingt auf der Opferseite unsäglich viel Leid, vor dem gerne die Augen verschlossen werden.

     

    Somit ist es nur ein wohlfeiles Lippenbekenntnis, den "Schutz der Menschenrechte von Prostituierten" zu fordern, dem allein schon aus dem Grund nichts praktisches folgt, weil mit Absicht zu abstrakt dazu gehalten wurde.

    • @Khaled Chaabouté:

      Was meinen Sie mit "Rotlichtromantik"? Dachten Sie dabei an Feier, die sich einbilden, die Frauen, die sie bezahlen, würden sie tatsächlich sexy finden, nur weil sie tun als ob?

       

      Nein, das "Milieu" sollte "seine Angelegenheiten" genau so wenig ganz allein und intern regeln dürfen, wie alle anderen, die sich an einem "Markt" bewegen. Und genau deswegen gehört die Prostitution aus der Illegalität geholt. Nur dann nämlich, wenn Frauen eine Behandlung, mit der sie nicht einverstanden sind, gefahrlos anzeigen bzw. schildern können, wird es möglich, Menschenschinder erst vor Gericht und anschließend hinter Schwedische Gardienen zu bringen. So lange Prostituierte noch mehr Angst vor der Gesellschaft und ihren diversen "Gewalten" haben müssen als vor ihren Zuhältern, wird das nie was mit der Sicherheit für Frauen, die - aus welchen Gründen auch immer - hineingeraten sind in das "Milieu".

       

      Aber den genannten "Promis" (Streep, Winslet, Emma etc.) scheint das ja egal zu sein. Ich fürchte fast, diesen Leuten geht es weniger um irgendwelche Frauen, denen es so richtig schlecht geht. Denen geht es vielmehr um sich selbst und ein Prestige, das dadurch zustande kommt, dass sie die Meinung jener Leute wiedergeben, die mächtig und vor allem konservativ genug sind, jedes Problem dieser Welt mit Gewalt lösen zu wollen.

  • 6G
    677 (Profil gelöscht)

    Inwiefern ist denn

    "...dass wir eine Politik verfolgen können, die den Schutz der Menschenrechte von Prostituierten fordert."

    gleichzusetzen mit

    "...eine Politik ... die Partei ergreift für Käufer von Sex, Zuhälter und andere Ausbeuter, anstatt für die Ausgebeuteten“.

    Es wäre sicher einen Artikel wert, das mal zu beleuchten.

    • @677 (Profil gelöscht):

      Die Frage kam mir auch sofort.

       

      Wenn die Menschenrechte u.a. auch für Prostituierte geschützt werden sollen, wird das Ziel ja sein, dass der "Verkauf" der Dienstleistung nicht mehr kriminell ist und es Regularien gibt, die einiges gefährliches unter Strafe stellen, meist dann wohl in Richtung der "Käufer von Sex" und im Sinne des Arbeitschutzes auch der Arbeitgeber (heute noch Zuhälter genannt).

       

      Es geht sicher auch um eine soziale Absicherung wie Rente und Krankenversicherung etc. Ganz banale Dinge, die es für zig andere gefährliche und für viele nicht angenehmen Jobs auch gibt, wenn man legal ein Gehalt für seine Erwerbsarbeit erhält oder ein Einkommen aus Selbständigkeit erwirtschaftet.

  • Amnesty hat recht.

    Prostitution, Sterbehilfe, Suizid, Abtreibung sowie Drogenkonsum und -handel gehören zu den Dingen, die sicher für Manche unerfreulich, unappetitlich und moralisch verwerflich sein mögen.

    Es hat sie aber immer gegeben. Vor tausenden von Jahren. Und es wird sie auch in tausenden von Jahren auch noch geben.

    Die Erfahhrung zeigt, dass diese Dinge immer dann in ihren hässlichsten Ausprägungen zu Tage traten, wenn sie verboten waren.

    Am erträglichsten sind die genannten Phänomene, wenn man sie gesetzlich regelt. Ein positiver Nebeneffekt dabei sind zusätzliche Steuereinnahmen.

    Mehr Mut zum Pragmatismus, weniger puritanisches Verbotsgefuchtel!

    • @Linksman:

      Dem stimme ich voll zu, gut zusammen gefasst!

  • prostitution ist das ausnützen von sozial schwachen für eigene zwecke. der einzige der dabei verdient ist der zuhälter oder derjenige der das entsprechende etablisment zur verfügung stellt. das geschwafel von sexarbeit oder ähnlichem ist völlig daneben. hier geht es um das ausnützen von notsituationen von menschen. jeder der dieses geschäft betreibt sollte mit 100% besteuert werden. dann gäbe es keine puffs oder ähnliche einrichtungen mehr. diejenigen die diese arbeit dann immer noch ausführen möchten sollten dies zu hause im kreise ihrer familie machen. prostitution ist nicht das älteste gewerbe der welt sondern die älteste perversion der menschheit.

    • @p.g.:

      Eben. Deswegen ist ja die Lösung legale Prostitution. Schaltet man Zuhälter und Etablisment-zur-Verfügung-Steller aus der Bezahlkette heraus gewinnt die Prostituierte. Und wenn sie dann staatlich auch vor allem potenziellen Unbill (Körperverletzung, Erpressung, Vergewaltigung, Misshandlung ...) effektiv geschützt würde, dann wären tatsächlich auch für Prostituierte alle Menschenrechte gewahrt (das mit der Würde bliebe natürlich in Abhängigkeit der jeweiligen Moralvorstellungen diskutabel, das Recht auf Freiheit des Berufs hingegen schon).

    • @p.g.:

      Sie sind Kommunist, P.G.? Und Sie leben in einer Welt, in der jeder nach seinen Fähigkeiten eingesetzt und jeder nach seinen Bedürfnissen bezahlt wird?

       

      Wie bitte? So eine Welt gibt es gar nicht? Tja, dann wissen Sie ja sicher auch, dass es nicht nur einen einzigen gefährlichen Beruf gibt, sondern viele. Bergleute etwa, Dachdecker, Mitarbeiter von Kernkraftwerken, Stewardessen oder Soldaten leben auch ganz schön gefährlich. Zumindest im Job. Und wieso? Weil es Leute gibt, die Bergwerke besitzen, Dachdeckerbetriebe, Atomkraftwerke, Flugzeuge, Waffenfabriken oder ganze Staaten. Lauter Dinge, mit denen sie rein gar nichts anfangen könnten, wenn sich nicht immer wieder Dumme fänden, die unbedingt gefährliche Jobs machen wollen. Entweder, weil diese Jobs besonders gut bezahlt werden, oder weil sie nichts anderes finden konnten. Vielleicht auch, weil sie die Gefahr lieben.

       

      Wenn Prostitution eine "Perversion“ darstellt, dann ist die Marktwirtschaft erst recht eine, finde ich. Wird sie deswegen abgeschafft? Nein. Und nun mal angenommen, alle gefährlichen Berufe würden plötzlich verboten werden - was wäre die Folge? Die Folge wäre nicht, dass keine Bodenschätze mehr abgebaut, keine Dächer mehr gedeckt, kein Atomstrom mehr produziert, keine Flüge mehr gestartet und keine Kriege mehr geführt würden. Für all das gibt es Abnehmer. Es würde Schwarzmärkte dafür geben. Und damit würden a) die Preise steigen und b) die Arbeitsbedingungen schlechter werden. Und nun noch mal die Frage: Was war noch gleich "pervers"?

       

      Prostitution ist ein Job, den nicht viele Leute machen wollen, weil er tatsächlich manchmal gefährlich und oft auch noch recht eklig ist. Pervers ist, wenn Prostituierte in die Illegalität getrieben werden. Dann nämlich wird aus einem gefährlichen, mitunter ekligen Job ein nicht mehr zu beherrschendes Risiko für die, die dem Markt nichts anderes zu bieten haben als den eigenen Körper.

    • @p.g.:

      Zunächstmal grundsätzlich: JEDER, der eine entgeltliche Dienstleistung in Anspruch nimmt, "nutzt aus", dass der Anbieter das Entgelt "braucht". Es ist eine wesentliche Errungenschaft der Menschheit, genannt "Zivilisation", die diesen Austauch von Leistungen zur beiderseitigen Befriedigung von Bedürfnissen möglich macht.

       

      Dass es Situationen gibt, in denen das Bedürfnis auf der einen Seite so stark ist, dass es in Not ausartet, und dass daraus Ausbeutung entstehen kann, ist richtig. Hier stellt sich aber die Frage, ob man dem abhilft, indem man den Leistungsausstausch verbietet und dem Notleidenden damit einen Weg versperrt, seine Not zu lindern.

       

      Für all das gilt, dass es mit der Art des Leistungsaustausches an sich nichts zu tun hat. Das kann Sex sein oder etwas anderes, Ausbeutung findet überall statt. Aber es gehört auch immer neben dem Ausbeuter jemand dazu, der sich aubeuten lässt. Verhungern muss - zumindest hierzulande - niemand, nur weil er auf sexuelle Erwerbsmöglichkeiten verzichtet. da ist die Ausbeutungsgefahr in anderen Branchen höher.

       

      Kommen wir also zum spezifisch widerlichen Teil des horizontalen Gewerbes: Zwangsprostitution und Zuhälterei. Beides ist schon verboten und muss sich vor der Staatsgewalt verstecken - was gegenüber legaler freiwilliger Prostitution ein Wettbewerbsnachteil ist. Das generelle Verbot der Prostitution würde diesen Nachteil aufheben und den Zuhältern den Zugriff auf die nun vollständig im Untergrund arbeitenden Prostituierten erleichtern. Die größten Einschränkungen und Nachteile träfen daher diejenigen Prostituierten, die bislang freiwillig und ohne Zuhälter arbeiten.

       

      Soll das des Rätsels Lösung sein?