Neues britisches Atomkraftwerk: Keinen Penny mehr für Atomkraft ausgeben
Das Projekt im britischen Sizewell zeigt, dass Atomstrom keine Chance mehr hat. Erneuerbare Energie sollte sich auch ohne Staatshilfe durchsetzen.

N un also ist die Finanzierung des AKW Sizewell C gesichert – der britische Staat springt mit Steuergeld ein. Und man darf getrost vermuten, dass ohne diese Garantie kein Investor auch nur einen Penny in den Neubau gesteckt hätte.
In Teilen wird sich der Staat das Geld dann von den Stromkunden wiederholen. Dafür schuf Großbritannien im Jahr 2022 den „Nuclear Energy Financing Act“, auf dessen Basis das nun möglich ist. Erstmals kommt das Modell in Sizewell nun zum Tragen.
Womit die Praxis mal wieder anschaulich zeigt, dass ein neues Atomkraftwerk sich am Markt nie und nimmer finanzieren lässt – zu teuer ist die Technik der Kernspaltung im Vergleich zu anderen Arten der Stromerzeugung.
Die Freunde der Erneuerbaren werden diese Erkenntnis auch in Deutschland einmal mehr leidenschaftlich verbreiten. Man kann das nicht oft genug wiederholen.
Erneuerbare müssen sich am Markt behaupten
Nur: Kritik an der staatlichen Förderung der Atomkraft käme glaubwürdiger daher, wenn auch die Branche der erneuerbaren Energien endlich den Mut fände, sich auf eigenen Füßen am Markt zu behaupten.
Doch jeder politische Vorstoß, die Förderung für neue Ökostromanlagen nach 25 Jahren zu beenden, ruft in Deutschland erheblichen Widerstand der Ökostromlobby hervor – was dann die Freunde der Atomkraft bei jeder Gelegenheit süffisant anmerken. Man kann es ihnen wirklich nicht verdenken.
Daher ist es an der Zeit, dass sich der Staat schrittweise zurückzieht aus der Lenkung der Investitionen in der Stromwirtschaft. Dann kann und wird die Energiewende aus eigener Kraft voranschreiten.
Adieu Atomkraft
Die Atomkraft wird in Deutschland nicht wiederkommen, weil sie schlicht zu teuer ist, während die Erneuerbaren dort erfolgreich genutzt werden, wo sie gebraucht werden.
Aber eben auch nur dort. Bleiben im Wettbewerb um den günstigsten Strom noch die Fossilen. Diese sollten durch einen satten CO2-Preis als Lückenbüßer im Stromsystem verdrängt werden.
Das ist am Ende der einzige Eingriff in den Markt, den man sich leisten sollte – im Interesse des Klimaschutzes.
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