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Bedrohung für Wirtschaft und UmweltBrennender Wald und warmes Meer

Während die Feuer vor allem in den Mittelmeerländern weiter wüten und Menschen sterben, steigen inzwischen auch die Wassertemperaturen bedrohlich.

Der Klimawandel ist da: brennender Baum im Süden von Rhodos Foto: dpa

Rhodos/Algier rtr/afp | Waldbrände, Hitzewellen und Stürme richten in Ländern rund um das Mittelmeer weiter schwere Schäden an. In Griechenland stürzte ein zur Waldbrand-Bekämpfung eingesetztes Flugzeug ab, beide Piloten starben. In Nordafrika kämpfte Algerien gegen verheerende Feuer entlang der Mittelmeerküste, durch die bereits mindestens 34 Menschen getötet wurden. In Italien starben zwei Menschen durch schwere Stürme im Norden des Landes, während die südlichen Regionen stark unter Hitze litten.

Die Temperaturen stiegen zum Teil auf mehr als 40 Grad. Das extreme Wetter hatte in den vergangenen Tagen und Wochen bereits in China und den USA Verwüstungen angerichtet.

Angesichts der Hitzewelle erreichte das Mittelmeer mit 28,7 Grad an der Wasseroberfläche einen neuen Temperaturrekord, wie das Institut für Meereswissenschaften (ICM) in Barcelona der Nachrichtenagentur afp unter Berufung auf Daten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus mitteilte. Der bisherige Höchststand von 28,3 Grad war demnach während der extremen Hitzewelle 2003 gemessen worden.

Die ICM-Forscher Justino Martínez und Emilio Garc führten aus, der Rekordwert müsse zwar noch von Copernicus bestätigt werden. Sie gingen aber davon aus, „dass die Temperaturmessung bis zur ersten Dezimalstelle im Ganzen korrekt“ sei. Bei dem angegebenen Wert handelt es sich um die durchschnittliche Wasseroberflächentemperatur des Mittelmeeres. Stellenweise betrug sie sogar mehr als 30 Grad. Derart hohe Temperaturen gefährden die Ökosysteme im Mittelmeer.

Brände rund ums Mittelmeer

In Südeuropa ist vor allem Griechenland schwer von Waldbränden getroffen. Den Behörden zufolge wurden allein auf der Ferieninsel Rhodos in den vergangenen Tagen mehr als 20.000 Menschen aus Häusern und Ferienanlagen evakuiert. Nach Angaben des Verkehrsministeriums kehrten bis Dienstag fast 3.000 Urlauber mit dem Flugzeug nach Hause zurück, Reiseveranstalter sagten anstehende Reisen ab. Am Dienstag stürzte ein Löschflugzeug nahe der Stadt Karystos auf der Insel Euboea auf einen Berghang. Der Piolt und der Co-Pilot starben.

Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis erklärte, sein Land stehe ganz vorne im Kampf gegen den Klimawandel, für den es keine einfache Lösung gebe. Es ist bereits absehbar, dass die Brände dem Tourismus in Griechenland schwer zusetzen werden. Das wiederum dürfte die Gesamtwirtschaft herunterziehen. Jeder fünfte Arbeitsplatz in Griechenland hängt an der Branche, auf Inseln wie Rhodos ist der Anteil noch deutlich höher.

Ernten bedroht

Vielerorts waren die Einheimischen verzweifelt. Auf Rhodos sagte der Hotelier Lefteris Laoudikos, seine 200 überwiegend aus Deutschland, Großbritannien und Polen stammenden Gäste seien in Mietwagen evakuiert worden. Die Flammen seien dem Hotel sehr nahe gekommen und sein Vater und Helfer hätten versucht, die Flammen zu löschen. Sein Vater habe nicht gehen wollen. „Er sagte mir: ‚Wenn ich gehe, wird es kein Hotel mehr geben‘.“

Auch Frankreich war betroffen. Nahe des Flughafens von Nizza kämpften Feuerwehrleute und Löschflugzeuge am Dienstag gegen einen Flächenbrand. In der Region um die syrische Hafenstadt Latakia brachen Waldbrände aus, die mit Hilfe von Armeehubschraubern gelöscht werden sollten.

Laut Wissenschaftlern hat die Hitze auch große Ernteschäden und den Tod von Nutztieren verursacht. Das gelte etwas für Mais- und Sojakulturen in den USA, die Rinderzucht in Mexiko, die Olivenanbau in Südeuropa und den Baumwoll-Anbau in China.

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5 Kommentare

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  • Und viele Menschen im südlichen Europa wählen nationalistisch bis faschistisch, aber vor allem Klimawandelleugner, und „weiter so“, weil sie Angst vor Flüchtlingen haben. Aber in kürzester Zeit werden sie die Nächsten sein, die in Richtung Nordeuropa aufbrechen müssen. Ironie der Geschichte……

  • "Wasseroberflächentemperatur des Mittelmeeres. Stellenweise betrug sie sogar mehr als 30 Grad. Derart hohe Temperaturen gefährden die Ökosysteme im Mittelmeer." Auch der Atlantik ist zwischenzeitlich pipiwarm. Kaum zu fassen, dass sich bei solchen Alarmzeichen nach wie vor alles nur um Wirtschaft und Geld zu drehen scheint. Wir sitzen unter einer dicken Käseglocke aus Kohlenstoff, ersticken uns und alles andere mit unseren Abgasen und machen fröhlich so weiter. Wer ist mächtig, wer ist vorn, wer fährt den dicksten Wagen? Geliebtes Urlaubsziel abgebrannt? Dann sucht man sich ein neues, - könnte allerdings zunehmend schwierig werden. Und wenn man aus dem Urlaub heimkehrt, ist vielleicht auch die eigene Wohnung weg, weil der Ackerbrand nebenan nicht rechtzeitig gelöscht werden konnte. Aus der Evakuierung IN die Evakuierung. Angesichts der vielen Toten, die Dürre, Waldbrände, Überschwemmungen etc. weltweit bereits gekostet haben, ein gnädiges Schicksal. Aber das ist ja (hier bei uns) auch erst der Anfang.

    • @Woodbine:

      Das sieht man ja auf Rhodos, auf der einen Seite fliehen die Leute nur mit dem Nötigsten, viele Einheimische haben alles verloren und von hier fliegen die Deppen noch hin, weil noch nicht die ganze Insel brennt.



      .... und wenn dann nicht alles wie im Prospekt war jammert man und fordert Schadenersatz.

  • Klimawandel bedeutet Migration. Leute müssen wegziehen, sich umstellen, verlieren und gewinnen. Es wird Kriege geben. Aber das alles wissen wir seit über 50 Jahren.

  • Gespannt dürfen wir sein, was im Mittelmeer passiert, wenn der Ozean keine Energie mehr aufnimmt, sondern sie abgibt: In Form von Tornados.

    Je höher die Meerestemperatur, desto höher die Energiebilanz, desto verheerender und zahlreicher die Tornados.