Bedrohung Israels durch Iran: Der Feind steht vor der Tür
Raketen auf Syrien zeigen: Es rächt sich, dass die USA und Europa kaum noch eine Rolle im Nahen Osten spielen. Sie haben das Feld Putin überlassen.
W enn die Kriegsgefahr zwischen Iran und Israel zur Sprache kommt, ist meist die Bedrohung durch das iranische Atomprogramm gemeint. Tatsächlich aber rückt ein ganz konventioneller Krieg immer näher. Lange hat Teheran sich darauf beschränkt, Stellvertreter für sich attackieren zu lassen, vor allem die libanesische Hisbollah, die ihr religiös und ideologisch sehr nahesteht. Doch nun stehen in Syrien iranische Elitetruppen – die Einheiten der al-Kuds, die zu den Revolutionsgarden gehören. Aus der indirekten Konfrontation ist eine direkte geworden.
Israel hat Dienstagnacht Stellungen der al-Kuds nahe Damaskus bombardiert: Waffenlager, Stützpunkte und Stellungen mit Boden-Luft-Raketen. Zuvor waren iranische Geschosse auf die Golanhöhen abgefeuert worden. Die jüngste Eskalation gehört zu einem Schattenkrieg, der schon seit Längerem geführt wird und der jederzeit zu einem heißen Konflikt werden könnte. Die iranische Grenze, die iranische Armee sind bisher über 1.000 Kilometer weit weg gewesen. Nun sind Erzfeinde nur noch einen Steinwurf voneinander entfernt.
Das Schlüsselwort der israelischen Armee lautet deshalb „Verwurzelung“ – Israel will mit allen Mitteln verhindern, dass iranische Stützpunkte und eine iranische Militärstruktur sich direkt vor der eigenen Haustür verfestigen. Denn zusammen mit der Hisbollah im Südlibanon und der verbündeten Extremistenorganisation Hamas im Gazastreifen könnte man den jüdischen Staat regelrecht in die Zange nehmen. Israel ist so klein, dass es selbst bei Beschuss mit Raketentypen geringer Reichweite keine sicheren Orte mehr gäbe und sogar der zivile Flugverkehr gefährdet sein könnte – ein Albtraum für die israelische Sicherheit.
Erneut rächt sich, dass die USA und Europa kaum noch eine Rolle im Nahen Osten spielen. Russland ist an ihre Stelle getreten. Allein Moskau könnte verhindern, dass der Schattenkrieg zu einem ausgewachsenen Konflikt wird. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass Putin sich nicht in eine Friedenstaube verwandeln wird.
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