Bayern und das Coronavirus: Hoffen auf die Forschung
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder freut sich über eine abflachende Corona-Kurve und kündigt neue Studien an. Die strengen Auflagen bleiben.
Am Freitag nun hat Markus Söder eine erste vorsichtige Zwischenbilanz der Maßnahmen gezogen. Das Land sei „weiter voll im Corona-Modus“, sagt der bayerische Ministerpräsident in einer Pressekonferenz per Videostream. Es sei allerdings ein „leicht positiver Trend“ erkennbar. „Die Kurve flacht leicht ab.“
Die Dauer, in der sich die bestätigten Neuinfektionen verdoppelten, habe sich in den vergangenen drei Wochen von zunächst 2,5 auf 3000 Münchner Haushalte sollen an Corona-Studie teilnehmenmittlerweile über sechs Tage verlängert – für Söder ganz klar eine Folge zunächst der Schulschließungen und dann der Ausgangsbeschränkungen. „Ohne die getroffenen Maßnahmen in Deutschland und auch ganz besonders in Bayern, hätte sich die Situation dramatisch entwickelt, wäre vielleicht sogar eskaliert, und wir hätten Situationen wie vielleicht in Italien und anderswo.“
Kein Grund zur Entwarnung
Einen Grund zur Entwarnung sieht der Ministerpräsident allerdings nicht, schließlich stiegen die Zahlen täglich weiter an. „Durchhalten lohnt sich aber.“ Söder wird diesen Satz noch zweimal wiederholen.
Söder hat zur Pressekonferenz neben Wissenschaftsminister Bernd Siebler noch zwei Forscher mitgebracht: Ulrike Protzer, die Direktorin des Instituts für Virologie an der TU München, und Michael Hoelscher, den Leiter der Abteilung Infektions- und Tropenmedizin am Klinikum der Universität München.
Protzner wird noch deutlicher als der Ministerpräsident: Ohne drastische Maßnahmen hätte man in Deutschland mit einer Million Toten infolge der Corona-Krise rechnen müssen, jetzt bestehe die Hoffnung, diese Zahl auf deutlich unter 100.000, vielleicht sogar auf unter 20.000 senken zu können.
Um Protzer und Hoelscher soll ab sofort ein Expertenrat seine Arbeit aufnehmen, die auf ein Jahr angelegt ist, aber schon in wenigen Tagen erste Ergebnisse liefern soll. Ein Team aus Virologen, Epidemiologen, aber auch praktischen Medizinern soll die Regierung beim Krisenmanagement beraten.
Ausflugsziele meiden
Ab Sonntag soll es zudem eine groß angelegte Studie in München geben. 3000 Haushalte, so erklärt Hoelscher, würden gebeten, daran teilzunehmen. Über vier Wochen hinweg würden mehrere Blutproben der Probanden untersucht. Dabei gehe es darum, die „Dynamik des Systems stellvertretend für die Gesamtbevölkerung zu untersuchen“ und so ein erstes Steuerungsinstrument für die Wirksamkeit von Maßnahmen zu haben. Denn bisher fehlten noch immer belastbare Daten zur Ausbreitung des Virus. Man gehe von einer „nicht unerheblichen Anzahl an unerkannten Infektionen“ aus, die Schätzung darüber schwankten allerdings zwischen einem und zehn Prozent der Bevölkerung. Es gehe darum, so Söder, neben dem täglichen Kampf an der Corona-Front, den Blick fürs Ganze zu bekommen.
Anderthalb Stunden nach seinem Chef tritt auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann in Nürnberg vor die Presse – diesmal im wörtlichen Sinne, allerdings im Freien und mit gebotenem Abstand. Die ganz große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger halte sich vorbildlich an Schutzregeln, sagt Herrmann, warnt allerdings zugleich die „Unbelehrbaren“ vor „saftigen Geldbußen“. Seit Inkrafttreten der neuen Regelungen habe es rund 300.000 Kontrollen gegeben, bei denen insgesamt 25.000 Verstöße festgestellt worden seien.
Gerade mit Blick auf die Osterfeiertage appelliert Herrmann erneut an die Bayern, die Beschränkungen einzuhalten. Nichts spreche gegen einen Spaziergang auf einem einsamen Waldweg, auch nichts gegen eine kurze Verschnaufpause beim Sport an der frischen Luft. Es mache aber keinen Sinn, beliebte Ausflugsorte, Parks oder Promenaden aufzusuchen, wo dann wieder so viele Menschen aufeinanderträfen, so dass sich der notwendige Sicherheitsabstand nicht mehr einhalten lasse.
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