Bauern und Rechtsradikalismus: Die falschen Verbündeten
Mit Politikern von Rechtsaußen an ihrer Seite können die Bauern keine Mehrheiten gewinnen. Ohne diese gibt es aber keine neue Agrarpolitik.
B auern tun ihrer Sache keinen Gefallen, wenn sie Rechtsaußen-Politiker wie den Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen und knallharte Leugner des menschengemachten Klimawandels zu Podiumsdiskussionen einladen. Dennoch kursiert in Landwirtskreisen gerade eine Einladung zu genau so einer Diskussionsveranstaltung in Berlin. Auf diesem Weg werden sie nicht die Mehrheiten erreichen, um die Agrarpolitik zu verändern.
Im Gegenteil verscherzen sich die Landwirte Wohlwollen in der Mehrheitsgesellschaft und in freiheitlich-demokratischen Parteien. Zur Erinnerung: Maaßen hat wiederholt rechtsradikale Inhalte verbreitet. Wer sagt, es gebe eine „grün-rote Rassenlehre, nach der Weiße als minderwertige Rasse angesehen werden und man deshalb arabische und afrikanische Männer ins Land holen müsse“, zielt auf ein übles Milieu. Er ist zwar noch CDU-Mitglied, aber er redet allzu oft wie ein Politiker der AfD.
Maaßen passt zu Angelika Barbe, die ebenfalls in der CDU ist und bei den Bauern sprechen will. Die frühere DDR-Bürgerrechtlerin hat dazu aufgerufen, die AfD zu wählen. Inhaltlich wie taktisch ungeschickt ist es auch, „Klimaskeptikern“ wie Klaus Ermecke ein Podium zu geben. Der Diplomkaufmann streitet ab, dass es eine menschengemachte Erderwärmung gibt, und stellt sich damit gegen Tausende WissenschaftlerInnen weltweit. Wenn Bauern so einem Outlaw hinterherlaufen, lancieren sie sich selbst ins politische Aus.
Doch offenbar gibt es Landwirte, die zunehmend mit der AfD sympathisieren, weil sie von der Agrarpolitik beispielsweise der CDU oder der Grünen enttäuscht sind. Dabei ist es extrem unwahrscheinlich, dass Bauern mit Rechtsradikalen an der Regierung besser fahren würden. Die AfD hat keine überzeugenden Konzepte, den Bauern ein ausreichendes Einkommen zu garantieren und gleichzeitig Umweltprobleme wie das Artensterben zu lösen, das den Landwirten langfristig auf die Füße fallen wird.
Diese Bauern denken: Gegen uns Biodeutsche auf dem Land haben die ja nichts. Das ist egoistisch. Denn damit unterstützen solche Landwirte eine menschenverachtende Politik etwa gegen Minderheiten mit Migrationsgeschichte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett