Ausbreitung des Coronavirus: Erster Fall in Deutschland
In Bayern gibt es den ersten bestätigten Fall des Coronavirus in Deutschland. Zudem erwägt die Bundesregierung, Deutsche aus China auszufliegen.
Der Patient in Bayern befindet sich nach Angaben der „Task Force Infektiologie“ des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) klinisch in einem guten Zustand, wie es in der Mitteilung hieß. „Er wird medizinisch überwacht und ist isoliert.“ Weitere Angaben zu dem Mann machte der Sprecher zunächst nicht.
Das bayerische Gesundheitsministerium und das LGL wollen die Öffentlichkeit am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz informieren. „Dann besteht die Möglichkeit für Fragen der Medien“, hieß es weiter.
Der Ministeriumssprecher betonte: „Das Risiko für die Bevölkerung in Bayern, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, wird von der Task Force Infektiologie des LGL und vom Robert-Koch-Institut (RKI) derzeit als gering erachtet.“ Menschen, die engen Kontakt mit dem Patienten hatten, würden ausführlich aufgeklärt und über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert.
Über hundert Tote in China
In Europa waren zuvor drei Infektionen mit dem neuartigen Virus nachgewiesen worden. Alle drei betreffen Menschen in Frankreich, die zuvor in China gewesen waren.
Die Gesamtzahl der weltweit bekannten Erkrankungen ist auf über 4.500 gestiegen, nachdem das chinesische Staatsfernsehen am Dienstag einen Sprung um mehr als 1.700 Fälle im Vergleich zum Vortag meldete. Allein in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei habe es auch 24 weitere Todesopfer gegeben, sodass landesweit mindestens 106 Menschen an der Lungenkrankheit gestorben seien.
Das neue Virus 2019-nCoV stammt ursprünglich vermutlich von einem Markt in der chinesischen Millionenstadt Wuhan, wo es wohl von dort gehandelten Wildtieren auf den Menschen übersprang. Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung gibt es nicht. Die Symptome – darunter trockener Husten, Fieber und Atemnot – können aber mit Medikamenten abgemildert werden.
Experten: Verlauf meist eher mild
Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar ohne Symptome. Von den in China registrierten Todesfällen gehen die meisten nach bisherigen Erkenntnissen auf ältere und ohnehin schon stark geschwächte Patienten zurück.
Der neue Erreger ist dem Virus, das zur Sars-Epidemie 2002/2003 führte, sehr ähnlich. Damals hatte es nach Daten der Weltgesundheitsorganisation zwischen November 2002 und Juli 2003 neun Nachweise in Deutschland gegeben. Todesfälle gab es hier nicht.
China hat im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung drastische Maßnahmen ergriffen: In Hubei wurden mehr als 45 Millionen Menschen weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Fern- und Nahverkehr wurden gestoppt.
Wegen der Lungenkrankheit wollen immer mehr Länder ihre Staatsangehörigen aus den besonders betroffenen Regionen zurückholen, so etwa Großbritannien und Belgien, Japan, Frankreich und die USA. Auch die Bundesregierung erwägt, ausreisewillige Deutsche aus China auszufliegen. Eine mögliche Evakuierung werde in Betracht gezogen, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD). Nach Spiegel-Informationen soll die Luftwaffe am Mittwoch oder Donnerstag nach China fliegen und rund 90 deutsche Staatsbürger ausfliegen, die sich beim Auswärtigen Amt gemeldet haben. Dem Spiegel zufolge besteht Peking in den Gesprächen mit der Bundesregierung aber darauf, dass Zivilmaschinen und keine Militärflugzeuge den Einsatz übernehmen.
In der Metropole Wuhan in Zentralchina, dem Ausgangsort der Epidemie, leben etwa 90 Deutsche, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte. Hinweise darauf, dass sich einer von ihnen mit dem neuartigen Virus angesteckt hat, gibt es demnach bisher nicht.
Bislang hatte es in Deutschland lediglich Verdachtsfälle gegeben. Einige Bundesländer haben ergänzende Sicherheitsvorkehrungen getroffen, beispielsweise an Flughäfen. Pandemie- und Umgangspläne sorgten für Klarheit, was im Fall der Fälle an den Flughäfen und an den Kliniken zu tun sei, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
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