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Ausblick der Energieagentur IEASchulden besser für Erneuerbare

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Die Bilanz der Energieagentur offenbart klimaschädliche Subventionen – und zwar weltweit. Dabei ist die Lösung so einfach: nachhaltige Investitionen.

Schulden machen ja – aber für das Richtige: Windkraftanlage in Mecklenburg-Vorpommern Foto: Jens Büttner/dpa

D er neue „World Energy Outlook“, also der globale Ausblick der Internationalen Energieagentur IEA, umfasst mehr als 500 Seiten, doch das ganze Drama der internationalen Klimapolitik steckt in diesem Satz: „Subventionen für fossile Brennstoffe sind nach wie vor allgegenwärtig.“ Die immer wieder bekräftigten Beteuerungen der Staaten, man werde die Hilfsgelder abbauen und irgendwann auslaufen lassen, erweisen sich als heiße Luft. Selbst die abermaligen Verpflichtungen der Länder auf der Klimakonferenz von Glasgow im vergangenen Jahr haben bisher nicht gefruchtet.

Stattdessen verteilen die Staaten weiterhin jährlich Hunderte von Milliarden Dollar für die Verbrennung fossiler Energien. In Jahren, in denen die Subventionen zeitweise zurückgingen, war das kein Verdienst der Politik, sondern Resultat vorübergehend gefallener Energiepreise.

Seit Jahren spiegelt sich der fatale Zusammenhang von Ölpreis und Subventionen in der weltweiten Statistik wider – viele Staaten subventionieren steigenden Energiepreisen kurzerhand hinterher. Lange Zeit betraf das vor allem den Ölpreis, inzwischen auch den Gaspreis. Angesichts dessen muss sich niemand wundern, wenn die Welt die CO2-Emissionen nicht in den Griff kriegt. Diesen Zusammenhang benennt auch die IEA: Subventionen für fossile Brennstoffe sind eine klare Hürde auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft.

So weit die nüchterne Analyse des Reports, doch was sind die Konsequenzen? Wie schnell Regierungen bei steigenden Energiepreisen aus Angst vor dem Druck der Straße mit viel Staatsgeld gegensteuern, erlebt man ja auch in Deutschland mit Gaspreisbremse und „Doppelwumms“. In anderen Ländern geschieht Ähnliches.

Strompreisbremse löst Probleme nicht

Solche Schritte scheinen zwar im Moment geboten, doch sie sind mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit eines Landes der falsche Ansatz. Wenn ein Staat viel Geld in die Hand nehmen will, um seinen Bürgern zu helfen, sollte er nicht steigenden Energiepreisen hinterhersubventionieren. Lieber sollte er das Geld nehmen, um solche Investitionen zu fördern, die den Verbrauch fossiler Energien senken.

Ein Beispiel: Eine staatlich subventionierte Strompreisbremse ist zwar für den einzelnen Haushalt im Moment hilfreich, löst aber auf Dauer kein Problem. Nähme man das gleiche Geld, um heimische Erneuerbare auszubauen, würde man sich unabhängiger machen von den teuren Fossilen. Zumal es auch aus finanzpolitischer Sicht angezeigt wäre, umzudenken: Wenn sich Staaten schon in Schulden stürzen, sollten sie damit Investitionen fördern und nicht den Energie­konsum stützen.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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9 Kommentare

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  • @GENDERER

    Warum soll eine Wärmepumpe kurzlebiger sein als z.B. ein Kühlschrank?

    (Was sie, technisch gesehen, im wesentlich ist).

    Fakten statt raunen. Na los!

  • Sehe ich auch so. Das beste Sinnbild dieses Wahnsinns ist RWEs Abbau von Windrädern in Garzweiler um den Kohlebaggern Platz zu machen [1].

    Dass das auch noch eine Folge dieser verfehlten Politik ist macht die Rolle noch extra rund.

    Die führen uns alle an der Nase herum.

    [1] taz.de/RWE-Aktion-...rzweiler/!5889893/

  • Ob eine Wärmepumpe, die ja nur eine sehr begrenzte Lebensdauer hat (deutlich niedriger als z.B. eine Gastherme), ob so etwas nachhaltig ist, bezweifle ich.

  • Tja, Politik ist nicht eindimensional.



    Klimapolitisch ist das Alles richtig.



    Sozialpolitik ist etwas Anderes. So nennt man das, was der Autor als" Angst der Politiker vor dem Druck der Strasse" nennt. Wer ein soziales Gewissen hat, hilft, wenn Not am Mann, oder Frau, ist.



    Ökologisch wäre keine Unterstützung der Haushalte gut, da bis zum Frieren gespart werden müsste und somit weniger CO2 emmitiert würde. Es wäre aber auch unsozial . Insofern ist es gut, dass die SPD auch Teil der Ampel ist .

  • @taz



    Den Comic auf eurer Titelseite mit dem zu kleinen Topfdeckel für den viel zu großen Gaspreis, halte ich gegenüber diesem Artikel schlicht für populistisch.



    Schreit er doch förmich danach die Energiepreise noch weiter zu fördern, den Deckel noch größer zu machen - uns so den Fossilen eben doch noch mehr staatliche Gelder in den Rachen zu werfen...

  • Der Autor vergleicht sehr kurzfristige Maßnahmen mit sehr langfristigen. Wie sollten Windrad, welches in sechs Jahren gebaut wird in der jetzigen Krise helfen? Äpfel und Birnen.

    • @DiMa:

      Du vergisst das der Invetor in dem Fall nicht privat ist, sondern eine Regierung: Wer in der Lage ist innerhalb von ein paar Monaten mehrere LNG-Terminals in Naturschutzgebieten zu bauen und dazu sogar ein LNG-Beschleunigungsgesetz durch alle Instanzen zu drücken, hat:



      a) Genügend Geld



      b) Genügend Macht



      Warum gibt es kein äquivalentes Solar-Beschleunigungsgesetz oder Wind-, Geothermie-, Biomasse, aber im Bundesland mit dem höchten Energiebedarf immer noch eine 10H Regel? weil sie nicht wollen!

      • @Solar4Life:

        Alles gute Fragen, die man gerne der Regierung stellen kann.

        Nur darum gehtes im Artikel halt nicht.

  • "sollte er [der Staat] das Geld nehmen, um solche Investitionen zu fördern, die den Verbrauch fossiler Energien senken" - und bitte durch direkte Investition oder deren direkte Subvention - nicht indirekt durch Erlös-Zuschläge, die so lange taugen, wie sich nicht andere Parameter ändern (Zinsen, Investitions-Kosten, …). Dank aktueller Zinserhöhungen kann die novellierte Einspeisevergütung getrost wieder in die Tonne. Investitionszuschläge oder zinsfreie/-vergünstigte Kredite bitte!