Armut unter Studierenden: Es braucht endlich mehr Geld
An die Sparideolog:innen der Ampel: Um Studierenden zu helfen, müssen die BAföG-Sätze angehoben werden. Mickrige 200 Euro als Einmalzahlung reichen nicht.
D ie Bundesregierung hat in den vergangenen Monaten ein diffuses Bild bei der Finanzierung Studierender abgegeben: Zum einen sind da der ordentliche Heizkostenzuschuss in Höhe von 575 Euro und die Einmalzahlung von 200 Euro, die zusammen durch den Winter helfen sollten. Erstere Unterstützung kam jedoch ausschließlich BAföG-Beziehenden zu, die Einmalzahlung verspätete sich. Wer also nicht nach dem BAföG gefördert wird, hat gleich doppelt Pech gehabt.
Dabei ist hinlänglich bekannt, dass nicht alle Studierenden, die kein BAföG bekommen, auf die Unterstützung wohlhabender Eltern bauen können. Das weiß auch die Bundesregierung und versucht mit überraschend starken Maßnahmen, mehr Leute zur Förderung zu berechtigen. Doch es reicht nicht, den Kreis der Geförderten zu erweitern, um studentische Armut strukturell zu bekämpfen.
Corona und kriegsbedingte Inflation haben die Situation weiter verschärft. Schon vor beiden Krisen waren 45 Prozent der BAföG-Beziehenden armutsgefährdet. Daher braucht es eine ebenso ambitionierte Agenda, um die Höchstsätze des BAföGs endlich den realen Lebenshaltungskosten der Studierenden anzupassen. Die Regierung hat im letzten Sommer den Zuschlag für Wohnkosten auf 360 Euro angehoben – ein weltfremder Betrag.
Aus allen Regierungsparteien hört man, dass eine höhere Förderung nicht zuletzt auch am begrenzten Etat des Bildungsministeriums scheitert. Schuld sind die Sparideolog:innen am Koalitionstisch. Doch gerade mit begrenztem Budget muss an den richtigen Ecken investiert werden – etwa in schnellere BAföG-Ämter, studentischen Wohnungsbau oder höhere BAföG-Sätze –, statt zu einem willkürlichen Zeitpunkt mickrige 200 Euro bedingungslos an alle zu verbraten.
Der wichtigste Appell geht deshalb nicht an Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, sondern an ihren Parteikollegen, Finanzminister Christian Lindner. Die langfristige Lösung gegen studentische Armut ist so einfach formuliert wie kompliziert umgesetzt: Es braucht endlich mehr Geld!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Israels Brüche der Waffenruhe
Die USA sind kein neutraler Partner