piwik no script img

BahnausbauLänderchefs in Ostdeutschland fordern mehr Investitionen

Der Bund solle mehr Geld in den Ausbau von Bahnstrecken stecken, fordert Brandenburgs Ministerpräsident Woidke. Auch mehr Landärzte seien nötig.

In Brandenburg wurden viele Bahnhöfe saniert, wie hier in Werneuchen Foto: Jörg Carstensen/dpa

Berlin/Potsdam dpa | Die Ost-Regierungschefs dringen nach Angaben von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) auf einen zügigen Ausbau von Bahnstrecken Richtung Osten. „Wir ostdeutschen Ministerpräsidenten setzen uns dafür ein, dass unsere Grenzlage zu Osteuropa bei der Planung zum Ausbau der Bahnverbindungen berücksichtigt wird“, sagte Woidke vor der Ost-Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin. „Denn die ostdeutschen Länder haben eine wichtige Transitfunktion nach Mittel- und Osteuropa, die weit über Ostdeutschland hinaus von nationalem und strategischem Interesse ist.“

Dafür müssten jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden, forderte der Brandenburger Regierungschef. Er nannte den Ausbau der Ostbahn in Brandenburg, der dringend notwendig sei, als Beispiel. Die Strecke Berlin – Küstrin und weiter Richtung Polen ist bisher nicht elektrifiziert und auf deutscher Seite zum Teil nur eingleisig. Berlin und Brandenburg machen Druck auf den Bund, den Ausbau zu beschleunigen.

Der SPD-Politiker hält auch eine stabilere Gesundheitsversorgung auf dem Land für notwendig. „Um die medizinische Versorgung auch in der Fläche der Länder zu verbessern, wollen wir die Landarztquote erhöhen“, sagte Woidke. „Das ist möglich, wenn andere Auswahlkriterien für das medizinische Studium geringer gewichtet werden.“

Fachkräftemangel gefährdet Entwicklung

Die Regierungschefs der ostdeutschen Länder und von Berlin beraten außerdem über das Defizit an Fachkräften. „Der Fachkräftemangel droht gerade in Ostdeutschland Teile der wirtschaftlichen Erfolge der letzten Jahre zu gefährden beziehungsweise einen weiteren Anstieg zu verlangsamen“, sagt Woidke. Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wird bei dem Treffen erwartet.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hatte bereits angekündigt, dass die ostdeutschen Länder für ausländische Fachkräfte attraktiver werden wollen. Die Bundesländer in Ostdeutschland leiden besonders stark unter dem Geburtenknick.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Der Zustand der Ostbahn ist natürlich erbärmlich, war es vor allem durch die jahrelange Brückensperrung an der Oder. Aber es gibt außer Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe) mit rund 120.000 Einwohnern und etwas Erholung auf dem Land halt auch nicht viele Reiseziele und wenig Reisendenaufkommen (Kostrzyn/Küstrin 18.000 Einwohner). Durchgehende Elektrifizierung kann man sich mit Batteriezügen sparen.

    Gäbe es da durchgehende Züge mit weniger als 14 Stationen (teils bereits bis Kostryn), wäre auch mit dem jetzigen Zustand der Strecke eine wesentliche Verbesserung möglich. Elektrifiziert ist die Strecke in beiden Ländern noch nicht. Bestellt wird so etwas vom Land.

    Woidke übersieht auch anderswo die naheliegenden, weil preiswerten und schneller umsetzbaren Möglichkeiten: Besseres Bahn-Verkehrsangebot auf vorhandenen und elektrifizierten Strecken von Berlin nach Zielona Gora/Grünberg (140.000 Einwohner) und weiter in die Halbmillionenstädte Wroczlaw/Breslau bzw. Poznan/Posen.

    Bereits gebaut wird am Ausbau der Zuglinie in das nahegelegene Stettin, und das ist auch wichtig. Das soll aber erst 14 Jahre nach Woidkes Amtsantritt fertig werden. Prioritäten waren halt woanders.

  • Seit über 30 Jahren wird über die Schnellzugtrasse nach Berlin von unserer Stadt verhandelt. Wir haben durch den Wegzug inzwischern begonnen Teile der in der Stadt leer stehenden 6000 Wohnungen abzureißen. Hier gibt es jede Menge freie Kitaplätze, vernünftige Schulen, saubere Grünanlegen und eine wunderschöne Altstadt. Eine 2 Zimmerwohnung 75qm mit Balkon ist derzeit ab 340€ warm zu haben. Jetzt müsste nur die Zugverbindung in die Metropolregionen wie Berlin nicht länger dauern als noch auf dem Fahrplan aus Kaiserszeiten im Stadtmuseum.



    Statt den Großstädtern ihre Monatskarten zu subventionieren, hätte das Geld lieber in den Ausbau des Angebots in der Provinz investiert werden sollen. Leider hat die Sowjetunion überall in der DDR als Teil der Reparationen das zweite Gleis demontiert. Das wirkt sich hier bis heute negativ aus. Eine Schnellzugverbindung mit der in einer Stunde Berlin und 20 Minuten Dresden erreicht werden könnte, wäre ein Gamechanger für die ganze Region hier.

    • @Šarru-kīnu:

      Ich verstehe Sie schon, aber die aktuellen politischen Entwicklungen und Wahlergebnisse machen den Osten jenseits erschwinglicher Mieten nicht gerade attraktiv. Mit den Landärzten sehe ich da auch schwarz.



      Und die Monatstickets für Grossstädter hier anzuführen ist etwas billig

      • @Opossum:

        Nicht attraktiv? Leipzig, Dresden, Ostberlin werden schon seit Jahren von Westdeutschen geflutet, im Umland von Berlin höre ich nur Westdeutsch, ähnlich zahlreiche Bereiche von Mecklenburg. Außerdem finde ich, dass Deutschland sowieso viel zu dicht besiedelt ist. Sich frei entfaltende Landschaften sind auch notwendig.

    • @Šarru-kīnu:

      Wo wohnen Sie denn?

      • @Leningrad:

        Pankow. Würde gerne eine Gegend kennenlernen, wo man noch bezahlbare Mieten findet..... ohne von Westdeutschen geflutet zu werden.

      • @Leningrad:

        Könnte Görlitz sein, in Chemnitz wüsste ich nichts von einer Altstadt.