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Festgenommene AfD-TerrorverdächtigeDiese Partei ist eine Gefahr

Konrad Litschko
Kommentar von Konrad Litschko

Die Festnahmen zeigen, wie gefährlich die AfD ist. Und wie berechtigt es ist, die Verfassungswidrigkeit ihrer Ziele und ein Verbot genau zu prüfen.

Polizisten während einer Razzia gegen mutmaßliche Rechtsextreme im Dresdner Stadtteil Cotta am 5. November Foto: Sebastian Kahnert/dpa

E s ist seit Jahren ein Leitmotiv der rechtsextremen Szene: Das Hinfiebern auf einen „Tag X“, auf einen ersehnten Umsturz, wenn die liberale Demokratie fällt und ein autoritärer bis neonationalsozialistischer Staat neu erwächst. Schon der norwegische Attentäter Anders Breivik folgte diesem Motiv, später auch das hiesige Hannibal-Netzwerk aus Soldaten und Polizisten, das bereits Zehntausende Schuss Munition, Leichensäcke und Feindeslisten sammelte. Die Endzeitsehnsucht teilen aber auch Reichsbürger, Rechtsterrorfanatiker wie die Atomwaffendivision oder radikalisierte AfD-Anhänger wie zuletzt in der festgenommenen Truppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß.

Nun folgt die nächste Gruppe unter Terrorverdacht, wieder getrieben vom Glauben an einen „Tag X“ und wieder mit AfD-Leuten in ihren Reihen: die „Sächsischen Separatisten“. Diesmal sind es junge Rechtsextreme, und sie meinten es offenbar ernst, waren gut organisiert: Seit Jahren sollen sie paramilitärisch trainiert haben, besorgten sich Ausrüstung, scharten auch über die Landesgrenze hinaus bis zu 20 Leute um sich, die am Ende mit Waffengewalt Gebiete erobern und „ethnisch säubern“ sollten. Diese Rhetorik und Pläne sind brachial und sie zeigen: Unsere Demokratie wird weiterhin sehr akut auch von Rechtsextremen bedroht, die bereit sind, zum Äußersten zu gehen.

Keine Mitläufer, sondern AfD-Funktionäre

Dass sich unter den Festgenommenen erneut AfD-Anhänger befinden, ist bedrohlich. Es zeigt, welche Menschen die Partei mit ihren Tiraden gegen Demokratie und Minderheiten anzieht, welche sie in ihren Reihen duldet und gar noch fördert: Denn die Festgenommenen waren keine Mitläufer, sondern Funktionäre der Partei oder ihres Jugendverbands, wurden erst vor Kurzem in Ämter gewählt oder für Posten nominiert. In einer Partei, die zuletzt in Sachsen beinah stärkste Kraft wurde.

Die Festnahmen zeigen einmal mehr, wie gefährlich die AfD der Demokratie werden kann. Und wie berechtigt es ist, die Verfassungswidrigkeit ihrer Ziele und ein Verbot genau zu prüfen – zumindest aber ihrer Parteijugend.

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Konrad Litschko
Redaktion Inland
Seit 2010 bei der taz, erst im Berlin Ressort, ab 2014 Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Studium der Publizistik und Soziologie. Mitautor der Bücher "Staatsgewalt" (2023), "Fehlender Mindestabstand" (2021), "Extreme Sicherheit" (2019) und „Bürgerland Brandenburg" (2009).
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14 Kommentare

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  • Die AFD ist eine Gefahr, eine Gefahr (infolge der Anzahl meines Erachtens viel höher) sind die Antisemiten und Kalifats-Anhänger auf unseren Straßen.

    • @Leningrad:

      What?! Wieviele Antisemiten und Kalifats-Anhänger "erdenken" Sie sich denn in D? Die AfD ist ca. bei 20% Wahlberechtigten. In manchen Bundesländer, die teils "nationalbefreite Zonen" haben sogar über 30%...

  • Ein zumindest wird nicht mehr reichen. Die Frage ist eher, ob die Prüfung nicht schon zu spät kommt. Und dabei haben immer noch viele die Gefahr nicht begriffen. Der Ministerpräsident von Sachsen trifft sich sogar mit Urban, um über parlamentarische Zusammenarbeit zu reden.

    Diese Demokratie ist von Wehrhaftigkeit tragischerweise weit entfernt.

    • @KalleWirsch:

      Die Aktivitäten von Kretschi, WIEDER EINMAL, finde ich gelinde gesagt auch nur sehr sehr wenig medial kritisch hinterfragt. Wir haben hier womöglich eine baldige Landesregierung von CDU+AfD, etwas was es laut Statuten der CDU nie geben sollte. Und keiner regt sich darüber.

      Und im Bezug auf die Neuwahlen, kommen mir hier die größten Sorgen auf. Grüne raus, FDP raus, SPD schwach, Linke höchstwahrscheinlich endgültig raus. Da bleiben nicht mehr viele...

      Und btw. wer spricht wie Faschos, sich benimmt wie Faschos, denkt wie Faschos....nun ja, der nun auch womöglich spielt mit Faschos....der ist höchstwahrscheinlich doch ein Fascho...

  • Und das endlich nach 22 Jahren....wow, wie lange man diese Umtriebe duldete, und damit auch einem Erstarken der AfD und anderen Faschoparteien wie der III.Weg, dieBasis und Co. damit hofierte. Der Staat schaut schon lange nicht mehr nur zu, sondern gibt Waffen, Geld, Logostik und mehr immer und immer wieder in diese mittlerweile vielschichtige rechte Szene, und bemerkt immer noch nicht, dass er sich teilweise die eigenen "Ziele" erschafft.

  • Ja, das ist zweifellos eine weitere, erschreckende Nachricht.



    Die gute Nachricht ist hingegen, dass die Sicherheitsbehörden weiterhin aktiv gegen Rechts vorgehen.



    Die Bundesinnenministerin bleibt ihrem Ziel treu, Rechtsextremismus zu bekämpfen.



    Es wäre natürlich praktisch, wenn die "afd" verboten würde, da gibt es unter DemokratInnen auch keinen Dissenz.



    Die Hürden für ein Parteiverbot sind allerdings hoch und man/frau sollte sich auch sicher sein, dass ein solches Verfahren Aussicht auf Erfolg hat.



    Bis dahin müssen wir wohl den unbequemen Weg weiter gehen und auch selbst für die Demokratie und gegen Rechts eintreten.



    In den letzten Landtagswahlen hat sich gezeigt, dass die WählerInnen das , da wo es brennt, genauso sehen und haben z.B. taktisch CDU gewählt.



    In Brandenburg hat es eine linke Mehrheit geschafft, das Ergebnis gegen die "afd" zu drehen und der SPD den Spitzenplatz verschafft. Darüber freue ich mich immer noch und ein bisschen Hoffnung geht von diesem Ergebnis aus: Die BürgerInnen haben es selbst in der Hand und es ist möglich die "afd" politisch zu verhindern.



    Es wäre schön, wenn diese Leistung auch öfter thematisiert würde.

  • Hier habe ich nichts davon gelesen, aber anderswo war von 500 Polizisten für 8 Verhaftungen die Rede. Man habe militärische Ausrüstung gefunden, Gasmasken werden dabei erwähnt.

    Bin ich der einzige, dem das etwas unverhältnismäßig vorkommt?

  • Ich kann mir langsam nicht vorstellen, dass es die AfD in fünf Jahren noch geben wird. Es ist so deutlich, dass sie im Bereich gewaltbereiten Rechtsextremismus angekommen ist. Das scheint bei der AfD kaum jemanden wirklich zu stören. Die Partei zeigt im Gegenteil eine klare Öffnung zu rechtsextremen Menschen. Und Alice Weidel trägt inzwischen einen NPD-Diskurs vor, es geht eigentlich nur noch um Ausländer und Asylbewerber, die angeblich Deutschland in den Ruin treiben.

    • @Andreas_2020:

      Vielleicht sogar umgekehrt. Ich bin mir nämlich momentan gar nicht mehr sicher, ob wir in 5 Jahren noch eine Linke, eine FDP oder eine (politisch bedeutende)SPD haben werden. Die AFD und auch das BSW werden wohl weiterhin existieren. Denn wer wagt sich schon wirklich an ein Verbot dieser "Faschistenclubs". Sollte dies nämlich schief gehen, hat man noch einen Märtyrerstatusgeschaffen, der für weiteren Zulauf sorgen könnte.

  • Was ist eigentlich der Vornamen und was der Nachname von Herrn Heinrich XIII. Prinz Reuß? Adelstitel sind doch in Deutschland abgeschafft oder? Also ist das Herr Prinz Reuß oder Herr Reuß mit Vornamen Heinrich 8 Prinz ?

    • @Semon:

      "Prinz" ist Teil des Nachnamens. Die Ordnungszahl ist nur Lametta und kein Teil des bürgerlichen Namens...so wie auch Titel und Anreden wie Fürst, Hoheit etc. die man manchmal lesen muss.

      Ein Zugeständnis an den Ex-Adel im Namensrecht macht der Staat, indem die geschlechterspezifische Namensform Prinz/Prinzessin gestattet ist.

  • Wie wahr, wie wahr !

    Umso unverständlicher dass die führenden Koalitionsköpfe nach wie vor mit ihren Dickschädel das Volk düpieren und damit den Rechten in die Arme treiben.

    • @Bolzkopf:

      Oh, no! Das sind nicht nur die Koalitionsköpfe. Da sind die edlen Herren Söder, Merz, Linnemann, Dobrindt und wie sie alle heissen, sehr viel wirkungsvoller. Die betreiben das Geschäft der Faschos indem sie deren Vokabular übernehmen und deren Ziele -mundestens teilweise- sehr offensiv unterstützen.

    • @Bolzkopf:

      Oder das Kretschmer jetzt wohl mit der AFD Gespräche führt.