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Zeitplan der US-WahlenWer gewinnt denn nun? Und wann weiß man das?

Bei den vergangenen US-Wahlen dauerte es mehr als eine halbe Woche, bis das Ergebnis feststand. Das könnte diesmal schneller gehen.

Baby, don’t cry: Auch diesmal verbreitet das Trump-Lager Lügen über den Wahlprozess Foto: Megan Varner/reuters

BERLIN taz | Pünktlich um 18 Uhr schließen die Wahllokale, und Sekunden später geben die beiden großen öffentlich-rechtlichen TV-Sender eine Prognose auf Basis der Nachwahlumfragen bekannt, die in der Regel erstaunlich genau dem späteren Wahlergebnis entspricht. Eine halbe Stunde später folgen die ersten Hochrechnungen. Mehr oder weniger ist der Wahlabend in dem Moment gelaufen. So kennen wir das Prozedere in Deutschland – und nichts davon gilt für die USA.

Hochrechnungen gibt es dort nicht. Die Zahlen und die daraus errechneten Prozentangaben sowie entsprechende Vorsprünge für die eine oder andere Seite werden so veröffentlicht, wie sie ausgezählt werden.

In dem Riesenland mit mehreren Zeitzonen schließen die ersten Wahllokale um 18 Uhr Eastern Time, das ist Mitternacht in Deutschland, und es sind nur die für den Wahlausgang unbedeutenden Staaten Indiana und Kentucky, die um diese Zeit schon mit dem Zählen anfangen. Als erster Swing State schließt um 1 Uhr nachts deutscher Zeit Georgia, eine halbe Stunde später folgt North Carolina.

22 Staaten, darunter die Swing States Pennsylvania und ein Teil von Michigan, schließen um 2 Uhr deutscher Zeit. Der Rest von Michigan sowie Arizona und Wisconsin eine Stunde später. Um 4 Uhr morgens deutscher Zeit macht Nevada das Schlusslicht unter jenen Staaten, die den Wahlausgang bestimmen.

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Trump bereitet schon die nächste Wahllüge vor

Wie lange die Auszählung dann allerdings dauert und welche Dynamiken dabei entstehen, kann unterschiedlich sein. 2020, mitten in der Covid-Pandemie, entschieden sich außergewöhnlich viele US-Bürger*innen für die Briefwahl – darunter überproportional viele Biden-Wähler*innen, die die Pandemie insgesamt ernster nahmen. Trump riet im Übrigen von der Briefwahl ab – sie sei betrugsanfällig und gehöre abgeschafft, erklärte er seinen Anhänger*innen.

Ausgezählt wurden vielerorts aber zunächst nur jene Stimmen, die am Wahltag selbst abgegeben wurden – und die zeigten eine deutliche Führung für Trump. Der verkündete prompt mitten im Auszählungsprozess, er habe die Wahl gewonnen, und legte damit die Grundlage für die „Big Lie“, die große Lüge von der durch Betrug gestohlenen Wahl, die schließlich zum Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 führte und die bis heute von den meisten seiner An­hän­ge­r*in­nen geglaubt wird.

Im Laufe des Mittwochs erst wurde dann deutlich, dass sich Trumps frühe Führung ins Gegenteil verkehrte, je mehr Briefwahlstimmen ausgezählt wurden. Wegen Anzweiflungen und teilweisen Neuauszählungen bei einer sehr engen Wahl dauerte es noch bis Samstag, bis die Nachrichtenagentur AP, deren Einschätzung seit Jahrzehnten als vorausgenommenes amtliches Endergebnis anerkannt wird, Joe Biden zum Präsidenten ausrief.

Was ist in diesem Jahr anders? Einerseits: Trump hat nicht mehr in gleichem Maße gegen vorzeitige Stimmabgabe und Briefwahl gehetzt wie 2020. Einen Tag vor dem offiziellen Wahltag haben bereits ein Drittel der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, darunter viel mehr republikanische registrierte Wäh­le­r*in­nen als früher. Und: Viele Bundesstaaten haben das Prozedere geändert und beginnen nicht erst in der Wahlnacht, Briefwahlstimmen aus ihren Umschlägen zu holen und die Identität der Absender zu überprüfen. Das könnte zu einem beschleunigten Zählverfahren führen.

Allerdings: Auch diesmal verbreitet das Trump-Lager Lügen und sät Zweifel, etwa mit dem Gerücht, Hunderttausende illegale Mi­gran­t*in­nen würden in die Swing States gekarrt und mit Wahlerlaubnissen ausgestattet. Das ist zwar alles ausgemachter Unsinn – aber falls Kamala Harris am Ende als Siegerin dasteht, ist das Drehbuch für „Big Lie 2.0“ bereits geschrieben. Und das könnte noch gewalttätiger werden als vor vier Jahren.

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14 Kommentare

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  • Danke für diesen und die vielen anderen informativen Beiträge zur US Wahl.



    Da ist wirklich Vieles anders und es ist erfreulich, wenn diese Verfahren nicht als allgemein bekannt vorraus gesetzt werden.



    Leider habe ich jetzt, nach 2 Stunden Wahlauszählung auch ein mulmiges Gefühl...



    Trotzdem HOFFE ich weiterhin auf HARRIS!

  • Wer nur rechtzeitig den Sieg verkündet kann nicht verlieren.

  • Wer gewinnt denn nun WAS?

  • Es hat schon einmal einen blutigen Bürgerkrieg in den USA gegeben, es kann wieder einen geben. BEIDE Seiten werden diesmal einen tatsächlichen oder vermeindlichen, auf jeden Fall knappen Wahlsieg der anderen Seite kaum widerstandslos hinnehmen. Nur sind die USA diesmal die Militärmacht #1 des Planeten. Wenn das mal gutgeht ...

    • @Deutschfranzose:

      Doch, die Demokraten werden einen republikanischen Wahlsieg hinnehmen.



      Und wenn es knapp zugunsten der Demokraten ausgeht, bewegt sich Donald Trump auf sehr dünnem Eis. Anders als 2020 ist er nicht amtierender Präsident, und dass er, wie jeder andere Bürger auch, für alles strafrechtlich belangt werden wird, was er anzettelt, das hat ihm das Verfassungsgericht mittlerweile Schwarz auf Weiß gegeben.

  • Übermorgen wird auch Wladimir wissen, ob sich seine langjährigen Investitionen in Donald gelohnt haben.

    • @vieldenker:

      die haben sich auf jeden Fall schon jetzt gelohnt. Siehe Debatte über letztes Hilfspaket an die Ukraine.

  • Leider wird Trump mit ziemlicher Sicherheit gewinnen.

  • Wohltuend kurze Zusammenfassung.



    Andere Nachrichtenmagazine kann man ja schon tagelang nicht mehr aufrufen, dabei weiss man nix.



    Morgen sehen wer es wird, dann hat man was handfestes für Planungen.

    • @fly:

      Das glaube ich noch nicht. Das Ergebnis wird denkbar knapp und insbesondere bei einem Harris-Sieg kann es sein, dass Donald diesen nicht anerkennt. Das offizielle Auszählungsergebnis lässt beliebig auf sich warten oder einige Wahlmänner könnten nicht zertifiziert werden. Am Ende entscheidet der Congress am 6.1., wo die Republikaner momentan die Mehrheit haben.

      • @cosmo:

        „Am Ende entscheidet der Congress am 6.1., wo die Republikaner momentan die Mehrheit haben.„



        Bitte genau sein. Wenn der von Ihnen geschilderte extrem unwahrscheinliche Fall eintritt, wählt das Repräsentantenhaus (aktuell republikanische Mehrheit) den Präsidenten, und der Senat (aktuell demokratische Mehrheit) den Vizepräsidenten. Bzw. die Vizepräsidentin.

        • @Barbara Falk:

          Wieso ist dieser Fall "extrem unwahrscheinlich". Am 27.10. auf der Kundgebung im Madison Square Garden hat Trump den republikanischen Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Mike Johnson, enthusiastisch begrüßt und von einem "little secret" gesprochen, dass die beiden hätten, aber erst nach dem Wahltag verraten dürften. Viele Beobachter gehen davon aus, dass dieses "kleine Geheimnis" darin besteht, am 6. Januar im Kongress (bei republikanischer Mehrheit) die Ergebnisse in einem oder mehreren Bundesstaaten nicht anzuerkennen, sodass Harris unter den nötigen 270 Wahlmännern für die Präsidentenwahl bleibt. Dann würde das von Ihnen geschilderte Verfahren greifen. Ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass die MAGA-Republikaner diesen Versuch nicht unternehmen werden.

  • In der Ukraine wird man heute viele ängstliche Menschen erleben. Sollte Trump gewinnen, wäre es möglich, dass er die Ukraine aufgibt und sich innerhalb der Nato weniger engagiert.



    Das könnte einen kalten Krieg mit Russland eiskalt machen. Sehr hohe Rüstungsausgaben wären wahrscheinlich die Folge.

    Und es würde vermutlich die Wehrpflicht kommen. Große Manöver wären wieder an der Tagesordnung.

    Trumps American First-Ideen würden zudem Europa stark verändern, Deutschland und Frankreich müssten sehr extrem ein Duo bilden, um handlungsfähiger zu werden oder zu bleiben.

    Staaten wie Ungarn müssten evtl in der EU so isoliert werden, dass sie nicht mehr wirkungsvoll sein können.



    Insofern ist das heute ein sehr wichtiger Tag. Es geht um Krieg und Frieden, um Mrd. Euro für Rüstungsausgaben und Armeen. Und das kann zu einem Zwang führen, Steuern gerechter zu erheben oder eben noch mehr Armut und prekäre Lebensverhältnisse zu akzeptieren, Gesellschaften, die sehr fragile sind, wo es viel Misstrauen und Missgunst gibt, wo das Miteinander durch Gewalt, Konflikte und hilflose Reaktionen geprägt ist.

    Das kann alles die Folge des heutigen Tages sein oder werden.

    • @Andreas_2020:

      Nicht nur in der Ukraine, auch in Gaza, der Westbank und im Libanon gucken Millionen Menschen sehr ängstlich auf die Wahl und haben sehr viel zu befürchten, während die Ukraine, wenigstens noch europäische Freunde und den Schutz und vollste Unterstützung dieser Freunde hat, während die Menschen in NahOst, nicht nur durch die USA, im Falle Trumps Wiederwahl, Israel entfesselter Gewalt vollkommen schutzlos und entkoppelt von Völker- und Menschenrechte, ausgeliefert sind, sondern auch durch die Europäer, denn in beiden Kontinenten, sind dann bedingungslose Unterstützer und Freunde eines rechtsradikalen und religiös extremistischen Regimes an der Macht. Und wie sehr Trump Muslime hasst, hat er ja schon oft gezeigt. Abgesehen davon, dass sein Schwiegersohn ein totaler Fan des Bibi-Regimes ist, un praktisch als Trump-Proxy die NO-Politik macht.. Natürlich ausschließlich im Sinne jüdischer Rechtsradikaler und Israel Lobbyisten, deren feuchter Traum, ein jüdisches Großisrael ohne Palästinenser oder andere Muslime ist!

      Summa summarum würde ich sagen, dass Trumps Wiederwahl der endgültige Untergang des palästinensischen Volkes sein wird unter Verlust jeglichen Lebensraums!