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Spaniens Staatschef im NahkampfEin König mit Cojones

Reiner Wandler
Kommentar von Reiner Wandler

König Felipe war lange Zeit wenig populär. Nun hat er bei der Flutkatastrophe einen Mut gezeigt, der Spaniens verantwortlichen PolitikerInnen fehlt.

Mit seiner starken Haltung hat sich der spanische König den Respekt verschafft, der ihm bisher fehlte Foto: Biel Aliño/CordonPress/imago

E s sind bereits jetzt, 24 Stunden danach, Bilder für die Geschichte. Spaniens König Felipe VI. stellte sich den wütenden Menschen in Paiporta, einer der am schlimmsten von der Überschwemmungskatastrophe betroffenen Gemeinden in der Mittelmeerregion Valencia. „Mörder“, rief die Menge, unter die sich auch rechtsextreme Jugendliche aus dem Umfeld der Vox-Partei gemischt hatten, als Felipe in Begleitung des sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez und des Regionalpräsidenten Carlos Mazón durch den Ort ging. Es flog Schlamm und es flogen Steine.

Auch dann, als die Sicherheitsdienste Sánchez wegbrachten, nachdem dieser einen Schlag mit einer Stange auf den Rücken bekommen hatte und eines der Begleitfahrzeuge zerstört wurde, hielten Felipe und auch seine Frau Letizia dem Unmut stand. Sie trösteten die Katastrophenopfer. Der König sprach von Demokratie, von Hilfskräften und deren Schwierigkeiten, der Größe des betroffenen Gebietes, was zum Eindruck führen konnte, die Armee und die Feuerwehren seien gar nicht vor Ort gewesen, weil sie ein paar Kilometer weiter Zufahrtswege räumten.

Kurzum, er machte das, was vor allem der valencianische Regionalpräsident Mazón hätte tun müssen – und das, obwohl Felipe wiederholt von Schlamm getroffen und einer der Leibwächter von Königin Letizia am Kopf verletzt wurde. „Felipe hat ein Paar cojones“ (Eier), urteilte so mancher vor Ort und im restlichen Land vor dem Fernseher.

Rechts- wie Linksaußen – Vox und Podemos – sowie die linksalternative Regionalpartei Compromis sahen im Königsbesuch „eine Provokation“. Wäre der König nicht angereist, hätten ihm dies sicher die gleichen Kräfte aufs Brot geschmiert. Felipe VI. machte intuitiv alles richtig. Mit seiner Haltung hat sich der spanische König nun den Respekt verschafft, der im bisher fehlte, und das nicht nur unter Monarchie-Anhänger, sondern auch unter Republikanern. Er trat an diesem bemerkenswerten Tag endgültig aus dem Schatten seinen korrupten Vaters Juan Carlos. Felipe VI. ist heute um einiges mehr der Staatschef aller Spanier, als er es vor dem Besuch in Paiporta war.

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Reiner Wandler
Auslandskorrespondent Spanien
Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.
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15 Kommentare

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  • ....und dann kamen die plünderer .....

  • ja, so habe ich die Bilder auch wahrgenommen, Sie haben vollkommen recht, Herr Wandler. Ich weiß nur nicht, ob das die entscheidende Lesart der Videos ist - für mich erschien es so, als dass der rechte Mob inzwischen macht, was er will. Hauptsache, man kann Politiker beschimpfen und mit Gewalt angehen. Das wäre in deutschen AfD - Gebieten nicht anders.

  • Der "korrupte Vater" verschaffte sich 1981 auf ähnliche Weise Respekt, als er den Putschversuch der Guardia Civil vereitelte.

    • @Gothograecus:

      Gemach Gemach: “…spät kommt ihr…“ oder “…halb zog sie ihn halb er sie aus…“



      Will sagen - den Beitrag les ich anders =>



      “Skandal um Spaniens Alt-König



      Audioaufnahmen von Juan Carlos I. veröffentlicht



      Welche Rolle spielte Spaniens damaliger König beim Putschversuch im Jahr 1981? In nun geleakten Gesprächen mit seiner Geliebten gibt er Hinweise.“



      taz.de/Skandal-um-...7&s=Carlos+putsch/

      • @Lowandorder:

        Besonders ergiebig ist das nun wieder nicht. 2031 wissen wir hoffentlich mehr.

  • Wenn das ungewählte Staatsoberhaupt nur genug Cojones hat, den Leuten folgenlos den Kopf zu tätscheln, wird es auch von linksliberalen Journalisten gefeiert?

    • @Wonko the Sane:

      Wenn Rechtsaußen, Linksaußen, Linksalternativ und der sozialistische Ministerpräsident versagen, findet mancheiner das Staatsoberhaupt gut, das seinen Job tut - auch wenn es ungewählt ist.

    • @Wonko the Sane:

      Immerhin scheinen er und seine Frau mehr Mumm gehabt zu haben als z.B. Sanchez, der sich gleich aus der "Gefahrenzone" hat entfernen lassen.

      • @JEDERHATSEINEMEINUNG:

        Wenn Toppolitiker in einem Katastrophengebiet herumstaksen, ist das sowieso rein symbolisch. Und wenn sie dabei noch vom rechten Mob angegriffen werden, ist es nur vernünftig, sich dem nicht auszusetzen. Politik durch dämliche Begriffe wie „Mumm“ zu entkernen ist einfach albern.

        • @Wonko the Sane:

          Welchen Toppolitiker haben Sie denn da so im Sinn? Sanchez? 😂



          Und vielleicht können Sie in Ihrer Überheblichkeit auch noch darlegen, was Mumm in diesem Fall mit Politik zu tun hat. Es geht einfach darum, sich einer kritischen Situation zu stellen...und nicht gleich wieder abzuhauen.

  • noch zur Ergänzung: heute tauchte Alvise ein Ultra-rechts Politiker auf und wurde von einer Frau angemacht, er sei ein Nazi und habe dort nichts verloren! Man sieht hier wie vertrackt die Situation, viele Leute sind echt verzweifelt und die Politik der PP unfähig. Genutzt wird das ganze aber von der Rechten um Sanchez zu schwächen. Was der auszuhalten hat...



    Der König ist ein guter Typ (obwohl ja Erbmonarchie in der heutigen Zeit....?) aber der vorbildliche Politiker ist eigentlich Pedro Sanchez

    • @Kaffka:

      PP und €DU nehmen sich heutzutage nicht mehr viel- beide furchtbar und gesellschaftsspaltend.



      aber Sanchez und Scholz?



      Der spanische Regierungschef macht vieles richtig.



      Scholz hingegen ein Gefangener unter der Knute des neoliberalen, trojanischen Ponys.

  • Eins kann man auch daraus Lernen, dass den Rechten jegliche logischen Zusammenhänge komplett egal sind, denn ihr Mazón mit seiner rechten Regierung hat ja die Katastrophenschutzbehörde vorher aufgelöst und rechte Realitätsleugner haben sich über die Unwetterwarnungen lustig gemacht.



    Aber man kann ja mal hingehen und jemanden beschimpfen.

    • @Axel Schäfer:

      Wer den Artikel genauer gelesen hat wird feststellen das die extrem Linken nicht besser waren als die Rechten.



      Beides Realitätsverweigerer.

      Beschämend für die Linken.

      • @Keine Sonne:

        für den Katasdtrophenschutz ist aber die Regionalregierung zuständig.

        Da regieren rechtspopulisten mit rechtsradikalen.

        Die Zentralregierung trägt somit keine politische Verantwortung.