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Austritte bei der Linken„Es gibt bei uns keine Antisemiten!“

Unser Autor Alexander Karschnia ist aus der Linkspartei ausgetreten. Er plädiert für neue Netzwerke, um den regressiven Zeitgeist zu kontern.

Der Austritt aus einer Partei kann ein letzter Akt der Loyalität zu einer Idee sein Foto: Stefan Boness

M anchmal ist ein Wort entscheidend. Ob man etwa gegen jeden Antisemitismus eintritt oder gegen Antisemitismus, kann einen Unterschied ums Ganze machen.

Beim Antisemitismus-Streit des Berliner Landesverbands der Partei Die Linke ging es um Änderungen, die an einem Antrag des früheren Kultursenators Klaus Lederer vorgenommen werden sollten. Das erste Wort, das gestrichen werden sollte, war das zweite des Antragstitels „Gegen jeden Antisemitismus“. Dass auch das berühmte Adorno-Zitat, dass alles getan werden müsse, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, gestrichen werden sollte, erscheint nur folgerichtig. Die Kenntlichmachung der Hamas als Trägerin eines „eliminatorischen Antisemitismus“ brachte dem Antrag dann auch noch den zynisch klingenden Vorwurf der Holocaustverharmlosung ein.

Nun lässt sich darüber streiten, ob Daniel Goldhagen, Autor des epochalen Werkes „Hitlers willige Vollstrecker“, diese Bezeichnung für die Nazis reserviert hatte. Man kann aber auch einfach auf die Hamas-Charta von 1988 verweisen, die unumwunden die Vernichtung Israels als jüdischen Staat zum Ziel erklärt. Konsequenterweise zogen die An­trags­stel­le­r:in­nen um Klaus Lederer ihren solchermaßen verunstalteten Antrag zurück und verließen am 11. Oktober den Sitzungssaal auf dem Berliner Landesparteitag der Linken.

Klingt ausgewogen, ist es nicht

Beim Bundesparteitag in Halle, der eine Woche später stattfand, sollte ein ähnlicher Eklat wie in Berlin verhindert werden. Im Vorfeld wurde zäh über Formulierungen verhandelt. Das Ergebnis waren dann Sätze wie: „Unsere Solidarität endet dort, wo das Massaker des 7. Oktober als Akt des Widerstandes gefeiert wird oder die Kriegsverbrechen der israelischen Armee bejubelt werden.“

Klingt ausgewogen, nach Beschluss gewordener Äquidistanz: weder Massaker feiern noch Kriegsverbrechen bejubeln. Das Problem ist nur, dass es für die erste Handlung genügend Beispiele gibt: von den Süßigkeiten, die am 7. Oktober 2023 auf der Sonnenallee in Berlin-Neukölln verteilt worden sind, bis zur Preisung des Massakers am ersten Jahrestag des Überfalls auf Israel als „Widerstand“. Die Frage ist aber, wer im Umfeld der Partei die militärischen Maßnahmen der IDF „bejubelt“ hat, zumal solche, die als „Kriegsverbrechen“ bezeichnet werden könnten.

Der Autor

Alexander Karschnia, Theatermacher, Autor, Kurator, Gelegenheitsdramaturg. Mitbegründer von andcompany&Co. Herausgeber des Buches „Exit, Voice & Loyalty. Zwei Wiederentdeckte Texte von Albert O.Hirschman“ (Ch.Links Verlag, Berlin 2024).

Ob solche umformulierten Beschlüsse das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt werden, musste man sich spätestens fragen, als kurz nach dessen Verkündigung der Redebeitrag von Teilnehmenden einer anti-israelischen Demonstration vor dem Parteitagsgelände nicht mit Verweis auf eben jenen Beschluss, sondern auf Brandschutzbestimmungen abgelehnt wurde. Henriette Quade aus Halle, die aus den Reihen der Demo beleidigt und beschimpft worden war, trat daraufhin am Folgetag aus der Partei Die Linke aus.

Die Solidaritätserklärung des neuen Parteivorsitzenden Jan van Aken wies Quade zurück. Nicht die Tatsache, dass „Bullshit“ über sie gesagt wurde, sei der Grund, sondern Behauptungen wie: „Es gibt bei uns keine Antisemiten!“

Mit Wagenknecht auf der Bühne

Womit wir wieder beim Wörtchen „jeden“ wären: Was hilft es, wenn im Nachgang der beiden Parteitage versichert wird, man sei jetzt auch gegen jeden Antisemitismus, man aber beim besten Willen in den eigenen Reihen keine An­ti­se­mi­t:in­nen entdecken kann?

So bleibt der Antisemitismus ein Problem der anderen. Agitationen wie etwa gegen das Berliner Mahnmal für die ermordeten Juden von Martin Walser bis Björn Höcke werden als antisemitisch erkannt. Die Parole „Free Palestine from German Guilt“ von der documenta fifteen bis zu den Berliner Demos hält man hingegen für einen Akt antikolonialen Widerstands.

Natürlich ist es ein Machtkampf, der sich in der Linken abspielt – wenig verwunderlich für eine politische Partei. Unzutreffend jedoch ist die Vermutung, es handele sich dabei um ein Rückzugsgefecht der alten Garde von „Regierungslinken“. Unter den Austritten befinden sich auch Leute, die wie der Autor dieser Zeilen erst Anfang des Jahres eingetreten sind, weil sie dachten, mit dem Abgang von Sahra Wagenknecht sei endlich die Zeit gekommen, offensiv progressive Politik zu machen.

Spätestens am 3. Oktober mussten sie feststellen, dass der progressive Teil der Partei an der Demonstration der ukrainischen Organisation Vitsche in Berlin teilnahm, während die designierten Vorsitzenden mit Wagenknecht auf der Bühne der Friedensdemo am Brandenburger Tor standen.

„Exit, Voice, and Loyalty“

Diese Differenzen sind nicht länger zu überbrücken, sie lassen sich jedoch auch nicht länger deckeln, wie es am Wochenende vom 18. bis 20. Oktober in Halle erneut versucht wurde. Wenn die Möglichkeit, Differenzen auszutragen, verunmöglicht wird, bleibt nur der Austritt – als letzter Versuch, sich Gehör zu verschaffen.

Dieses Dilemma hat der Sozialwissenschaftler Albert O. Hirschman einst auf die Formel von „Exit, Voice, and Loyalty“ gebracht. Vor wenigen Wochen ist die Neuausgabe dieses Buch erschienen, exakt fünfzig Jahre nach dem ersten Erscheinen der deutschen Übersetzung. Als ich im Frühjahr als Herausgeber dieses Bands an dem Vorwort schrieb, konnte ich nicht ahnen, wie schnell die realen Ereignisse Hirschmans Überlegungen bestätigen würden.

Er selbst hatte das Buch als Reaktion auf 1968 geschrieben und verwies dabei auf die Auseinandersetzung bei den US-Demokraten wegen des Vietnamkrieges. In einer komplexen Konfliktlage kann es passieren, dass ausgerechnet die engagiertesten Mitglieder einer Partei den Rücken kehren. Die „Loyalty“ zu einer Idee führt dann zu „Exit“, dem Austritt aus einer Institution, als letzter Form von „Voice“, also seine Stimme zu erheben.

Bleibt hinzuzufügen, dass Hirschman selbst Anfang der 1930er Jahre vor einem ähnlichen Dilemma stand, als er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend in Berlin war. Damals spaltete sich die SPD aufgrund der Tolerierung von Brünings Sparpolitik. Willy Brandt verließ die Partei und schloss sich der SAP an, Hirschman blieb. Wenig später kämpften beide im Rahmen der Gruppierung Neu Beginnen gegen die Nazis.

Gegen die Regression

Das Besondere an diesem antifaschistischen Netzwerk war, dass sie nicht versuchten, eine neue Partei aus der Taufe zu heben, sondern Mitglieder der verfeindeten Arbeiterparteien miteinander zu verbinden. Es bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die jetzt die Die Linke verlassen, und diejenigen, die sich entschlossen haben, weiter innerhalb der Partei zu kämpfen, ebenfalls durch ein Netzwerk miteinander verbunden bleiben.

Gegen die „große Regression“, die Tag für Tag weiter – auch und derzeit besonders in „der“ Linken – um sich greift, muss man alle Kräfte bündeln, vor allem um Antisemitismus und Rassismus gemeinsam zu bekämpfen. So wie es eine Initiative von Überlebenden des Anschlags von Halle nun schon seit mehr als fünf Jahren versucht.

Dass ausgerechnet Henriette Quade, eine Vorkämpferin für ein solches Bündnis, von israelfeindlichen Ak­ti­vis­t:in­nen attackiert wurde, zeigt, wie schwierig es geworden ist, solche Bündnisse aufrechtzuerhalten. Gegen jeden Antisemitismus zu sein heißt daher auch, den Antisemitismus zu benennen, der sich hinter einem Antirassismus verschanzt. Und der von Antisemitismus nichts mehr wissen will bzw. den Antisemitismus immer nur bei anderen verortet. Denn damit sind sie nicht besser als rechte Anti-Antisemit:innen, die Judenhass gerne in linken und migrantischen Milieus anprangern, aber nach dem Bekanntwerden von Aiwangers neonazistischem Flugblatt ganz schnell wieder zur alten Tagesordnung übergegangen sind.

Wie der Anschlag von Halle am 9. Oktober 2019 gezeigt hat, treten Rassismus, Antisemitismus und Misogynie in ihrer tödlichsten Form zumeist zusammen in Erscheinung. Der Attentäter wollte so viele „Anti-Weiße“ wie möglich ermorden.

Diese Wortwahl gilt es zu bedenken, will man künftig neue Allianzen schmieden.

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25 Kommentare

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  • Wagenknecht hat es in ihrem wirklich klugen Buch "Die Selbstgerechten" deutlich betont, dass die Identitätspolitik die Linke zerreissen und das Land weiter polarisieren wird.

    Sie zitierte darin unter anderem Steve Bannon (den Chefstrategen von Trump), der voll auf die Identitätspolitische Zerstörung der Linken setzt. Und er hat Erfolg.

  • Ich glaube das Ressentiment, sich nicht gegen *jeden* Antisemitismus zu stellen, ist dem Umstand geschuldet, dass dann auch Bild und Co mit ihren Antisemitismusvorwürfen die Linke zum Handeln zwingen könnten. Dass beispielsweise Anarchisten sich gegen das Existenzrecht jedes Staates, auch Israels, stellen, hat offensichtlich nichts mit Antisemitismus zu tun, würde aber in manch enge Definition im Mainstream fallen, die annimmt, dass wer Israels Existenzrecht verneint, dies aus spezifisch antiisraelischen Gründen tut. Oder man bezeichnet Israels Herrschaft im Westjordanland als Apardheidsstaat, was in der internationalen Linken ja eigentlich eher die Regel ist, oder wirft Israel vor, einen Völkermord zu begehen, was international in linken Kreisen ebenfalls häufig als gegeben betrachtet wird.



    Es braucht eine Partei, die mit den Linken im westlichen und südlichen Ausland reden kann: Sich gegen Putin stellt und Israelkritik von Antisemitismus zu trennen vermag. Wer sich fest an der Seite Israels verortet, fühlt sich außenpolitisch wahrscheinlich eher bei den Grünen besser aufgehoben.

    • @Marvienkäfer:

      1. Durch eine Bekenntnis zu Israel bin ich der Bildzeitung trotzdem zu nichts verpflichtet.



      2 .genau diese naive Argumentation hat mich als jungen Erwachsenen dazu gebracht, mich nicht mehr als Anarchisten zu bezeichnen. Um Staaten auflösen zu können, muss man erst einmal neue Formen der Kooperation und Organisation schaffen. Ansonsten gibt es Mord und Totschlag.



      3. Was der linke westliche Zeitgeist international zum Thema Israel sagt, ist gelinde gesagt ziemlich bitter. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus wurde halt immer nur auf Deutschland und unsere Geschichte geschoben. Warum berufen Sie sich darauf?- Als ob es nie linke Irrungen und Wirrungen gegeben hätte. Da reicht schon ein Blick auf die ganzen maoistischen K-Gruppen aus den 1970ern, um zu Wissen, daß Linke auch ziemlich falsch liegen können.



      4. Sie wollen eine Differenzierung zwischen "Israelkritik" und Antisemitismus? Ich möchte das Sie Irankritik und Libanonkritik üben und sich mit den Linken im Iran solidarisieren.



      5. Außenpolitisch fühle ich mich eher bei den Grünen aufgehoben. Ich möchte aber als Arbeiter eine ökonomisch linke Partei wählen können und das sind die Grünen innenpolitisch nicht.

      • @R. Mc'Novgorod:

        1. Ein Bekenntnis zu Israel klingt für mich etwas schwammig. Existenzrecht wie andere Staaten auch - da bin ich natürlich dabei; bei Waffenlieferungen oder "Selbstverteidigungsrecht" außerhalb der Landesgrenzen definitiv nicht.

        2. Ich bin selber kein Anarchist, möchte aber nicht, dass sie zu unrecht verunglimpft werden. Entschuldigung für die nicht überzeugende Argumentation.

        3. Ja, es gibt international auch sehr fragwürdige Positionen. Mein Eindruck ist allerdings, dass die beiden Vorwürfe in meinem Kommentar doch Mainstream sind. Ich würde niemanden ausschließen wollen, nur weil die Person den linken Mainstream wiederholt. Die deutsche Position kann ja auch sehr auf die Nase fallen, sollten internationale Gerichte Israels Vorgehen tatsächlich als Völkermord bezeichnen. Unsere Erinnerungskultur stünde dann vor dem ungeheuren Vorwurf, einen Völkermord verleugnet und nicht aufgehalten zu haben.

        4. Gerne gerne, mache ich hiermit. Theokratien und kaum existenten Staaten erfüllen die Ansprüche, die ich an Staaten stelle, nicht ansatzweise. Und die brutrale Unterdrückung demokratischer und sozialistischer Kräfte im Iran ist nicht hinzunehmen.

        5. Gut, da muss man dann gucken, nech?

        • @Marvienkäfer:

          1. Schön das Sie immerhin theoretisch beim Existenzrecht dabei sind. Praktisch habe ich da meine Zweifel, denn immerhin hat die Hamas den Israelis den Krieg erklärt und ist in die Landesgrenzen Israels eingedrungen. Da Sie diesen Umstand ignorieren, verkehren Sie auch die Schuldzuweisung für diesen Krieg, den Israel an mehreren Fronten führen muss, weil es um die Existenz geht.



          2. Meinetwegen. Anarchismus müsste in meinen Augen nicht heißen, daß man weltfremde Positionen vertritt. Tut es aber...



          3. Judenhass war über Jahrhunderte Mainstream, nicht nur in Deutschland. Nach dem Holocaust gab es eine kleine Unterbrechung und ein kurzfristiges Umdenken, aber das bedeutet nicht das nach dem Ende des zweiten Weltkrieges der Judenhass verschwunden wäre. Hier ist also die Frage, ob ich mich auf Seiten eines Mainstreams positionieren will, der alte antisemitische Klischees wieder neu aufleben lässt?



          5. Mir ging es hier vorallem um das unreflektiert benutzte Wort " Israelkritik" das so in diesem Kontext nur für Israel seine Anwendung findet und die Gesamtheit des Staates Israel meint. Ich kenne keine "Irankritiker" und auch keine "Frankreichkritiker"

      • @R. Mc'Novgorod:

        Wäre jemand Antipersist oder Antischiit, wenn er die Frauenverfolgung durch den Staat kritisiert oder das Töten im Ausland? Erst dann, wenn er von der persischen oder schiitischen Natur oder Verschwörung faselt oder Persern grundsätzlich etwas unterstellt. Oder Schiiten.



        So können wir es mit Israel halten, mit Palästina, mit Molwanien.

        Die Grünen sind nicht so links wie die Linken, aber deutlich sozialer als alles auf der Rechten, verblüffend angesichts der Wählerschaft.

        • @Janix:

          "Wäre jemand Antipersist oder Antischiit, wenn er die Frauenverfolgung durch den Staat kritisiert oder das Töten im Ausland?"

          - Da ich keine Personen kenne die sich als "Irankritiker" bezeichnen, sondern nur Menschen kenne, die (wenn überhaupt) das Mullah-Regime kritisieren, bleiben wir hier bei einer rein hypothetischen Frage. Denn diesen Begriff der allumfassenden "Israelkritik", der oben verwendet wurde, gibt es nur für diesen einen jüdischen Staat auf dieser Erde.



          "Israelkritik"- das meint die Existenz des Staates und allumfassend die Gesellschaft.



          Es gibt keine "Irankritik" und schon gar keine "Palästinakritik".

          Um den Spieß mal rumzudrehen: Ich bin definitiv "Palästinakritiker", was halten Sie davon?

          • @R. Mc'Novgorod:

            Dürfen Sie sein, mich würden Ihre Ansatzpunkte interessieren. Immerhin ist ein Staat Palästina das Komplement zu einem Staate Israel (UN-Resolutionen).



            Bekommen in dem Staat die einen mit der Religionszugehörigkeit X sofort einen Pass, die mit Y nicht, dann sind wir vielleicht bei einem gemeinsamen Fragezeichen, ob das im 21. Jh. sonst so Standard ist.

            Und solange Ihr Grund nicht ist, dass Palästinenser/Araber/Christen/Muslime wasauchimmer böse/anders ... sind, werden wir darüber vermutlich reden können.

  • Guter Beitrag.

    Von der Art wünscht man sich mehr in der taz.

    Solange bei gewissen "Linken" noch nicht angekommen ist wer für den Gaza-Krieg und den exakt eliminatorischen Judenhass verantwortlich ist, wird die Partei wohl weiter in der antisemitischen Grauzone trudeln. Die längst, längst absolut inakzeptabel ist.

    Worum es wirklich geht beschreibt die Literaturnobelpreisträgerin Hertha Müller äußerst präzise in ihre Stockholm-Rede Juli 2024:

    vrds.de/ich-kann-m...-nicht-vorstellen/

    www.zeit.de/2024/2...mitismus-stockholm

    und die Wiener Rede vom 23.10.2024

    www.juedische-allg...leben-schlechthin/

  • Könnte nicht Kevin Kühnert, wenn "er sich wieder fühlt", ganz gepflegt aus der SPD austreten, die kürzlich aus der Linken und den Grünen Ausgetretenen einsammeln und eben jenes vom Autor angesprochene Netzwerk gründen?



    Es muss doch möglich sein, eine linke, wählbare Initiative zu schaffen, die für den demokratischen Sozialismus, soziale Gerechtigkeit, eine humane Asylpolitik, Solidarität mit der Ukraine, die Anerkennung des Lebensrechts Palästinas und Israels, bei gleichzeitiger Verurteilung der israelischen Kriegsverbrechen und des islamo-faschistischen Terror der Hamas und Hisbollah einsteht!

    • @Grusel:

      Demokratischer Sozialismus ist ein Widerspruch in sich! Es gibt keinen demokratischen Sozialismus, weil der Sozialismus dann abgewählt werden könnte und auch wird! Denn der Mensch wird den eigenen Vorteil wählen.

    • @Grusel:

      Bravo !!!

    • @Grusel:

      Da geht jetzt offenbar manches durcheinander. Ich zumindest hatte die aus "den Grünen Ausgetretenen" so verstanden, dass sie gegen alle Waffenlieferungen sind - also z.B. auch gegen Waffenlieferungen an die von Rußland überfallene Ukraine. Da sind die doch beim BSW und seiner Putinpropaganda perfekt aufgehoben. Dort soll es sogar noch Reste von Marx & Lenin geben, oder betraf das nur den kaderhaften Charakter der Partei ?

      Jedenfalls gehören diese jungen Ex-Grünen sicher nicht in jenes vom Autor angesprochene Netzwerk, das auf der Seite des Existenzrechts der Ukraine und Israels stehen will (was ja übrigens überhaupt nicht ausschließt, einzelne eventuelle Kriegsverbrechen von wem auch immer anzuprangern bzw. zu verfolgen).

      Die Pfiffe gegen Stegner auf der Demo an der Siegessäule (Vitsche vs Putinknechte) hatten doch die Spreu vom Weizen getrennt und ganz klar gezeigt, wer die Begriffe "Solidarität", "Friede", "Freiheit", "Imperialismus", "Kolonialismus" usw. in ganzer Tragweite verstanden hat.

      • @vom 3. Stern:

        Ich würde Ihre Behauptungen gerne überprüfen. Ich weiß nur nicht wie und wo.

        • @Grusel:

          Hier ein paar Quellen:

          zum Rücktritt des Vorstands der Grünen Jugend:



          www.theeuropean.de...sen-wir-die-partei



          "(...) Sei es bei der Debatte um das 100-Mrd-Euro Sondervermögen für die Bundeswehr, (...) In allen Fällen haben wir parteiintern versucht, Entwicklungen aufzuhalten, die wir für falsch gehalten haben (...)"



          Vgl. dazu auch den Bericht kurz nach dem russ. Überfall auf die UA: taz.de/Kleiner-Par...-Gruenen/!5851624/ , bereits hier war die Grüne Jugend gegen Waffenlieferungen an das überfallene Land.

          Zum autoritären Charakter des BSW lieferte bislang der Ostberliner Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk ("Freiheitsschock") eine plausible Analyse, kurze Darstellungen gibt es z.B. in Interviews in Podcasts wie "Freiheit de Luxe", "Jung & naiv", DLF u.a.m.

          Pfiffe gegen Stegner - Über die Demos in Berlin am 3.10.2024 berichteten u.a. die taz ( taz.de/Gegendemo-z...-und-Co/!6037059/) oder der rbb (www.rbb24.de/polit...ukraine-gaza.html), Tagesschau, heute, usw., und wer sich mit den Putinknechten gemein machte: www.nie-wieder-krieg.org

  • Danke! Einfach nur danke für diesen Beitrag!

    Die "kritische Distanz zu Israel", die einige Autoren in der taz pflegen (allen voran Herr Bax), grenzt in letzter Zeit bereits sehr nahe an unverhohlenen Antisemitismus.

    Da tut es gut mal eine andere Stimme zu hören!

  • Gegen jeden Antisemitismus zu sein - und ja, genau so gegen jede andere rassistische Ideologie - sollte Standard sein.



    Niemand ist naturheilig, aber wir können lernen, damit verantwortlich erwachsen umzugehen.

    Die Hamas hingegen mit Hitlers willigen Vollstreckern zusammenzuwerfen ist das Gegenteil von Links, es ist billige Selbstentschuldigung der Deutschen.

    Der Artikel ist eine Selbstreflektion des Autors. Vielleicht sollte der aber tatsächlich auch mal universalistisch sinnieren, wie weit derzeit zugleich Rechte von Palästinensern eben auch anerkannt werden oder eben noch nicht. Zeit hat er jetzt ja mehr.

    • @Janix:

      Wie auch aus anderen Kommentaren Ihrerseits hervorgeht, haben Sie sich offenbar nicht ausreichend mit dem Phänomen des Antisemitismus auseinandergesetzt - oder vermengen diese Phänomene absichtlich für die eigene israelkritische Argumentation.

      "Während Rassismus die Unterlegenheit der „Anderen“ betont, unterstellt Antisemitismus eine jüdische Übermacht und erklärt sich Gesellschaft durch das vermeintliche Wirken von Juden. Er bietet damit eine sinnstiftende Welterklärung an." (www.multikulti-for...ma/antisemitismus)

      Das entscheidene ist hierbei die "Welterklärung" und "vermeintliche Übermacht", weil sich aus dieser aus antisemitischer Perspektive einerseits alle Weltübel erklären lassen und andererseits die Vernichtung als eine Art notwendiger Selbstverteidiung dargestellt wird.

      Wie auch R. Mc'Novgorod schon richtigerweise betont hat, prägen solche Positionen die Politik im Nahen Osten seit Jahrzehnten. Die Muslimbruderschaft, Hamas, Hizbollah, aber auch Staatsführer wie Erdogan vertreten neben einem Islamismus einen ausgeprägten Antisemitismus. (taz.de/Debatte-Ant...der-AKP/!5410004/)

      • @Disgusted:

        Den Abzweig in einen Abwertungsversuch übergehe ich mal milde lächelnd. Ich danke Ihnen dabei für den folgenden Argumentationsansatz, den ich dabei in Ihrer Folgerung nicht teile.



        Ich schreibe es noch mal und in anderen Worten, vielleicht hilft es.



        Rhetorische Gleichsetzung von Hamas und Hitleriten ist nicht harmlos und i.d.R. nur der deutschen "Ent-Schuldung" zuzuschreiben.



        Abwertende Unterscheidung nach "Rasse", Herkunft, Geschlecht, Identität, ... ist falsch, eine Ausnahme ist mir nicht bekannt. Ja, das "Verschwörungs"-Bramarba kommt bei Antisemitismus häufig dazu. Kennen wir aus dem "Stürmer" und ist west-, ost- und mitteleuropäischen Ursprungs. Und widerwärtig. Darüber müssen wir nicht streiten. Das rassistische Element des "unabänderlichen" "anderen" "Bluts" gehört aber unbedingt dazu.

        Wenn Sie, an anderer Stelle, eine Koranstelle nennen, so steht das ja dort. Und jetzt lesen Sie bitte noch mal das "Alte Testament" einmal durch und schreiben alle solche Stellen auf diesem Niveau heraus. Dann wissen Sie u.a., was das unfassbare "Amalek" bedeuten sollte.



        Seien wir auf beiden Augen sehend.



        Universalismus ist die höchste Form der Fairness gegenüber jemandem.

        • @Janix:

          Wie bitte ist das nun zu verstehen? Der arabische Antisemitismus ist kein richtiger Antisemitismus, weil ihm die rassistische Ideologie fehlt?



          Das ist schon für den Antisemitismus des 19. Jhs. falsch. Explizit auf die Rasse bezogen hat nur ein (radikaler) Teil der Antisemiten agitiert. Speziell der katholische Antisemitismus hat aber nach wie vor primär religiös argumentiert.



          Das alles überwölbende Moment war aber die Gegnerschaft zur Moderne, deren negative Folgen man verschwörungstheoretisch den Juden zuschob, die hinter allem Übel steckten, weil sie davon angeblich profitierten. Die ideologische Engführung von Antijudaismus, Antiliberalismus und Antikapitalismus hat hier ihre Wurzeln und findet sich konsequenterweise bis heute im ideologischen Gepäck eines Teils der Linken.



          Antisemitismus als "negative Leitidee der Moderne" (Salzborn) - klar, dass darauf auch fundamentalisitische Strömungen wie die Muslimbruderschaften und ihre Derivate anspringen. Und die hohen Auflagen der "Protokolle der Weisen von Zion" im arabischen Raum, die Verharmlosung oder Billigung des Holocausts sind ein deutlicher Hinweis, wo man hier ideologisch andocken möchte.

        • @Janix:

          "Rhetorische Gleichsetzung von Hamas und Hitleriten ist nicht harmlos und i.d.R. nur der deutschen "Ent-Schuldung" zuzuschreiben."

          -das ist ihre psychologische These dazu. Ich sehe das selbstverständlich genau andersrum wie Sie und behaupte als Antithese hierzu, das die unverhältnismäßige Kritik am israelischen Vorgehen nach der Kriegserklärung und dem antisemitischen Massaker der Hamas am 7 Oktober 2023, vorallem der Tatsache geschuldet ist, daß es eben das jüdische Israel ist, was sich im Krieg befindet.

          Die akribische Suche nach Fehlern Israels, die ständige doppelbödige Bewertung der israelischen Gesellschaft und Außenpolitik-ich bitte Sie!

          Jahrhunderte dauernder Judenhass der schließlich im schlimmsten Massenmord der Menschheitsgeschichte mündete, hängt wie ein moralisches Schwert über den Köpfen der Menschen. Von dieser "Last" würden sich gerne einige befreien und was wäre da willkommener als der Nachweis, daß "die Juden tatsächlich so schlimm sind wie immer gedacht".

          Bezüglich der idologisch-historischen Verbindung zwischen der Hamas und den Nazis haben Sie meine erste Antwort ja schön fleißig ignoriert. ...

    • @Janix:

      Ideologisch passen die Hamas und Nationalsozialisten zusammen, besonders im Bezug auf den Antisemitismus, der eine zentrale Rolle in der Ideologie der Hamas wie der Nazis einnimmt. Um die militärische Stärke ging es bei diesem Vergleich des Antisemitismus nicht, da wäre das dritte Reich und die Hamas nicht Vergleich. Dies ist ein Vergleich der Ideologien und dieser Vergleich ist angebracht.

      Vielmehr lässt er sich sogar historisch begründen. Die Hamas ist ein direkter Ableger der 1928 gegründeten Muslimbruderschaft. Die Muslimbruderschaft in Ägypten hat ab 1936 mit den deutschen Nazis zusammen gearbeitet. Das zentrale Element der Kooperation beruhte auf sie Einigkeit bezüglich der "Judenfrage".



      Der Großmufti von Jerusalem Amin Al-Husseini war Ehrengast im Berlin der 1930/40er Jahre, wurde Mitglied der Waffen-SS und mobilisierte auf dem Balkan Muslime für den gemeinsamen Kampf, um den Juden die Fluchtwege abzuschneiden, was Tausenden Juden das Leben kostete.



      Im gelang 1945 die Flucht nach Ägypten, wo er zusammen mit der Muslimbruderschaft gegen die geplante Neugründung des Staates Israel kämpfte.

      Das sollte allgemeines Geschichtswissen sein, wenn man sich zu diesem Thema äußert

      • @R. Mc'Novgorod:

        2. Antwort-Versuch, kürzer.



        Kennt man. Wird aber meist ohne Kontext hochgejazzt, um sich mit den Interessen, der Lage der damaligen Mehrheitsbevölkerung und der heutigen Palästinenser nicht beschäftigen zu wollen. Was m.E. Denk-"Energiesparen" an der falschen Stelle ist.



        Likud und Netanyahu stehen auch nicht, zum Glück nicht, mit ihren Sätzen und Handlungen, für alle Israelis.



        Wenn man sich zu diesem Thema äußert, Herr Neustadt.



        Ansonsten s.o. 14:34h.

        • @Janix:

          Was wird "hochgejazzt"? Können Sie genauer erläutern, welcher Teil meiner kurzen und groben Zusammenfassung über die Geschichte der Hamas übertrieben dargestellt wurde, oder gar falsch ist?-Bitte mit historischen Fakten belegen!

          Ich habe mich auf Ihre Aussage bezogen, das die Hamas ja nicht mit den Nazis in punkto Ideologie und Antisemitismus vergleichbar wäre. Ich denke nicht nur, das die Hamas mit den Nazis im Bezug auf Antisemitismus vergleichbar ist, ich liefere Ihnen gleichzeitig die historisch bewiesene Verbindung zwischen den Nazis und der Hamas gleich mit.

          Also bitte: welcher Punkt genau ist im Bezug auf die Hamas und ihren Antisemitismus sowie die historische Verbindung zwischen der Muslimbruderschaft(=Hamas) übertrieben?

        • @Janix:

          "Kennt man" ändert nichts an den von R. Mc'Novgorod gebrachten Fakten. Noch ein bisschen Kontext: Al-Husseini war der politische Ziehvater von Fatah-Mitbegründer Jassir Arafat. Die Fatah ist die führende Organisation der PLO, die im Westjordanland regiert, und PLO-Vorsitzender Mahmud Abbas, Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, hat den Hamas-Chef Sinwar, den Hauptverantwortlichen für die Massaker des 07.10.2023, nach dessen Tötung durch die israelischen Streitkräfte als "großen nationalen Führer" gewürdigt.