piwik no script img

Erhöhte SUV-Parkgebühren in Paris225 Euro für 6 Stunden

In Paris steigen die Parkgebühren drastisch. Be­sit­ze­r:in­nen von schweren, großen Wagen müssen blechen. Bürgermeisterin setzt auf Verkehrswende.

Mince alors, tu ne peux pas te garer ici Foto: Michel Euler/AP/dpa

Paris dpa | Für Besucher von Paris greifen ab Anfang Oktober drastisch erhöhte Parktarife für schwere Autos. Eine Stunde Parken im Zentrum kostet für schwere SUV und andere gewichtige Karossen nun 18 Euro, für sechs Stunden werden gar 225 Euro fällig. Außerhalb des Zentrums liegen die Tarife etwas niedriger. Einwohner der Hauptstadt, Handwerker oder Behinderte etwa sind von der Regelung ausgenommen.

Bei einer Bürgerbefragung, an der sich nur knapp sechs Prozent der Stimmberechtigten beteiligten, hatten sich Anfang Februar 54,5 Prozent für die Erhöhung der Parkgebühren ausgesprochen. Greifen soll der Tarif für Verbrenner- und Hybridmodelle mit einem Gewicht ab 1,6 Tonnen und Elektromodelle ab zwei Tonnen Gewicht. Für private Parkhäuser gilt die Regelung nicht. Die schweren Wagen sorgten für eine erhöhte Umweltverschmutzung, beanspruchten viel öffentlichen Raum und gefährdeten die Verkehrssicherheit, argumentiert die Stadt.

Die Überwachung der neuen Regelung ist relativ einfach. Das bezahlte Parken wird in Paris seit einiger Zeit mit Videowagen kontrolliert, die die Kennzeichen der abgestellten Autos erfassen. Wer parkt, muss am Parkautomaten zuvor sein Kennzeichen eingeben. Beim automatischen Abgleich der Kennzeichen hat die Stadt Zugriff auf die Halter und Fahrzeugdaten und weiß daher, in welche Gewichtsklasse die abgestellten Wagen fallen.

Erhöhte Gebühren Teil von Verkehrswende

Mit der Bürgerbefragung holte Bürgermeisterin Anne Hidalgo sich Rückendeckung für einen weiteren Schritt der Verkehrswende, die sie mit der rot-grünen Stadtregierung auch gegen Widerstände vorantreibt. Schon vor Jahren ließ sie etliche Uferstraßen an der Seine für Autos sperren und machte sie für Fußgänger zugänglich. Das Radwegenetz in Paris wächst, wofür die Zahl der Autofahrspuren und Parkplätze reduziert wird. Neue Grünflächen werden angelegt und im Stadtgebiet wurde fast überall Tempo 30 eingeführt. Vor gut einem Jahr endete auch der E-Scooterverleih in Paris, nachdem sich bei einer Bürgerbefragung eine Mehrheit gegen die Roller ausgesprochen hatte.

Und ab Anfang Oktober setzt die Bürgermeisterin trotz Protesten selbst vom Verkehrsminister eine weitere Maßnahme um, die so manchen Autofahrer aufregt. Auf der Stadtautobahn, der stark befahrenen „Périphérique“, wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 70 auf Tempo 50 abgesenkt. Das soll unter anderem weniger Lärm bedeuten für die vielen Anlieger der Schnellstraße. Allerdings liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Ringautobahn in Stoßzeiten deutlich unter 50 Kilometern pro Stunde.

Ähnliche Diskussion in Deutschland

Die vorbildliche Erhöhung der Parkgebühren als Teil der Verkehrswende ist auch in Deutschland ein Thema. So hat etwa die Deutsche Umwelthilfe im Sommer in 174 Städten formale Anträge gestellt, Maßnahmen gegen den SUV-Boom zu ergreifen.

Ein erster Versuch in Freiburg, gestaffelte Parkgebühren für größere Fahrzeuge einzuführen, war vor einem Jahr noch an der konkreten Ausgestaltung gescheitert. Aber inzwischen gibt es Beispiele, dass es geht.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

29 Kommentare

 / 
  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Wenn ich mit einem Reisebus in Paris parke, muss ich auch über 150 Euro zahlen, z.B. nahe dem Parc de Bercy.

    Klar, pro Fahrgast ein kleiner Euro-Betrag. Aber konnte bis zu 50 individuelle PKW einsparen. Leider gibt es für meine keine Umwelt-Medaille.

    Dann ist es ja nur fair, wenn SUVs ebenfalls so kräftig zur Kasse gebeten werden. Größere Dimensionen, höheres Gewicht.

  • Ach ja. 2 Tonnen. Das sind ganz böse 2 Tonnen.

    Nur leider sind E-Autos mit Familientauglichkeit (= Platz auf der Rückbank + Platz für einen Kinderwagen im Kofferraum) fast alle über den magischen 2 Tonnen. Es sei denn sie hätten eine kleine 50 kWh Batterie. Dann gibt es sie wie den Skoda Enyaq 50 für bezahlbare 40000 € und 1937 kg.

    Die Enyaq sind aber große böse SUV, aber immerhin 60 kg unter den bösen 2 Tonnen. Nach Paris braucht es 5 Ladestopps von München aus.

    Also kleines E-Auto kaufen und die Kinder erst gar nicht bekommen bzw. die müssen halt zu Hause bleiben bei der Oma.

    Oder Kopfhörer mit noise reduction aufsetzen im E-Kleinwagen, damit das Genörgel von der Rückbank etwas gedämpft wird.

    Oder mit den Zug nach Paris fahren. Macht super viel Spaß mit 3 Kindern im Schlepptau und kostet fast gar nichts.

    Ich bleib lieber hier.

    • @EIN MANN:

      Wenn die Fortpflanzung nur mit bösen Dingen funktioniert und auch sonst eher als Spaßbremse gelesen wird, sollte maus vielleicht diese in Frage stellen.

      • @0 Substanz:

        Dann müssen wir auch nicht mehr auf die Umwelt achten, für wen sollen wir denn noch was übrig lassen ohne Kinder?

    • @EIN MANN:

      Niemand muss reisen.

      Sie vergaßen dabei in der Aufzählung Mitfahrgelegenheiten, Linienbusse, Reisebusse, draußen parken, zeitig Bahnticket oder einen anderen Parkplatz sich organisieren oder die Kosten einpreisen ...

      • @Janix:

        Dann sollten auch Lebensmittel nur noch per Fußmarsch transportiert werden, da muss der Städer eben den Gürtel wieder enger schnallen.

  • Hier wird diese Aktion wie zu erwarten gefeiert.



    Da diese Regel nicht für alle Personen gleichermaßen gilt, verstößt dies wahrscheinlich wie schon unsere geplante Automahn-Maut gegen EU-Recht.



    Damals hatte man bei der TAZ allerdings eine deutlich andere Position.

    • @Andere Meinung:

      Hä?



      Es wird kein anderer EU-Bürger m/w/d wegen der Nationalität o.ä. benachteiligt. Anders bei den krass klar ungültig gestrickten CSU-Tapsereien.

      Dass eine Stadt für die Ihren einen anderen Tarif erhebt, ist meines Wissens noch nie angefochten worden. Machen Sie es aber gerne. Ich fände es auch richtig, dass alle angemessen hoch zahlen.

    • @Andere Meinung:

      Wieso? Die Maut sollte nur für EU-Ausländer gelten, wenn die Parkgebühren für alle gilt, ist europarechtlich nichts einzuwenden. Dann gab es ein paar Winkelzüge, dass die Maut für alle gilt und wir das Geld wiederbekommen (Entlastung über deutsche Kfz-Steuer), kompletter Irrsinn und zum Glück Schnee von gestern. www.lto.de/recht/h...g-schadstoffklasse

      • @rosa :

        Hätten wir die Autobahnmaut, hätten wir weniger Verkehr und mehr Geld in der Kasse.

  • "Einwohner der Hauptstadt, Handwerker oder Behinderte etwa sind von der Regelung ausgenommen."

    Also nichts anderes wie eine Touristenmaut.

    Würde mich interessieren, ob Leihwagen die hohe Gebühr auch zahlen müssen oder weniger.

    (Kürzlich kam ja raus, dass Autovermieter nicht selten "Spezialdeals" mit den Gemeinden haben)

    • @Bolzkopf:

      (Ähnlich wie Rosa:)



      Nehmen Sie Bahn, Bus, Mitfahrgelegenheit, Funkmietwagen, Rad.



      Parken Sie draußen.



      Oder zahlen Sie für das fette Nutzen öffentlichen Raums auf Straßen und daneben auch einen gewissen Preis.

    • @Bolzkopf:

      Naja, die Parkgebühren gelten auch für auswärtige Franzosen, das sind nicht alle Touristen. Halt einfach nicht mit dem Auto nach Paris kommen, das ist das Signal!

      • @rosa :

        Am besten gar nicht nach Paris kommen.

  • Ist ja nur für Auswärtige.



    Ist dann auch ein Abgleich für deutsche Urlauber mit dem Register in Flensburg möglich? Oder ist da der deutsche Datenschutz vor?

    • @fly:

      Ein kennzeichenbezogenes Ticket mit automatischem Datenabgleich?



      Das ist nach deutschen Maßstäben ein riesiger Schritt in Richtung Polizeistaat. 😎



      Aber wir sprechen ja von Frankreich und es geht gegen "SUVs" (mit vielleicht ein paar Kollateralschäden) - das darf man hierzulande schon mal Beifall klatschen. 😇

  • So geil, ein Hoch auf Anne Hildalgo und die Franzosen, die das mittlerweile richtig feiern, keine E-Scooter in Paris, super Radwege und Anschaffungsprämien für Fahrrad und Pedelecs - und in Berlin Mitte dürfen sogar in den Fahrradstraßen SUVs kostenlos parken, das ist Politik von vorgestern!

    • @rosa :

      Richtig !

  • Finde ich, wenn der öffentliche Nahverkehr gut ausgebaut ist OK.

    Das Problem wird sein, wenn Städte, Außenbezirke von Städten nachziehen, wo es nicht so ist.

    Dann können dort leider viele Geschäfte nicht mehr überleben.

    Denn wie im Artikel steht, erwischt es auch den Fahrer, die Fahrerin, von anderen gewichtigen Fahrzeugen.



    Damit sind dann auch viele Mini-Vans auch betroffen und nicht nur die "bösen" SUV.



    Und durch die neuen, bestehenden Vorgaben bei Neuwagen der EU, werden die Autos eher schwerer als leichter. Leider

    • @Whatever1984:

      Ja der ÖPNV. In ausländischen Metropolen funktioniert das auch. Ich glaube der ÖPNV wird in D bewusst von der Autolobby sabotiert, damit es immer einen Grund gibt autofeindlichen Verkehrskonzepte abzulehnen.

      • @Yokolyt:

        Die städtischen ÖPNV werden kommunal betrieben, da hat's nichts mit Sabotage, schon gar nicht von irgendeiner "Autolobby". In den deutschen Metropolen funktioniert er meistens auch ganz gut, das Problem besteht aber nach wie vor in den kleineren Städten und der ländlichen Region. Trotzdem haben wir hier in Hamburg aber regelmäßig die Situation, das U-Bahn Züge ausfallen oder stark nachgefragte Buslinien unregelmäßig fahren. Die Gründe sind vielfältig, allzu häufig aber ganz banal wie ein hoher Krankenstand der Fahrer. Umso voller sind dann die Züge und Busse die noch unterwegs sind, was die Nutzung zur echten Challenge macht. Da kann ich die Menschen gut verstehen die lieber das Auto nutzen.

  • Ein gutes Beispiel für Schritte in die richtige Richtung!

  • Immer noch zu günstig. Paris ist dicht besiedelt und kompakt. Da ist ein leistungsstarkes ÖPNV-System plus Radwege plus Fußwege. Auch von außen ist es erreichbar bzw. Außenparkplätze gäbe es. Erst recht also kein Grund, das abgasige, feinstaubige, laute Auto durch verbilligten öffentlichen Raum zu sponsoren.

  • Reine Marktwirtschaft, die FDP müsste begeistert sein.

  • Das betrifft nur Auswärtige, die nach Paris mit dem Auto reinfahren wollen. Aber wieviele sind das im Verhältnis zu den Parisern selbst? Ich stelle mir vor, eine andere Stadt, sagen wir Marseille (deren Bewohner und Bewohnerinnen ein spezielles Verhältnis zu Paris haben) erhebt eine so hohe Parkgebühr nur für Autos mit Pariser Kennzeichen, das wäre mal interessant.

  • Dass Autos immer breiter und schwerer werden bzw. vielleicht wurden, ist eine schlechte Entwicklung. Es gibt Garagen, die vor 50 Jahren gebaut wurden, da passt vielleicht noch ein Golf rein, aber kein SUV der heutigen Generation. Leider haben die Autokonzerne immer noch nicht begriffen, dass viele Menschen schlicht und einfach sich keine großen Schlitten leisten können. Und haben, wie VW, die kleineren e_Auto Modelle, wie den VW eUP, gänzlich eingesetllt. Warum weiß kein Mensch und auch kein Händler.

    • @Mouse:

      Meine ausländische Kombilimousine, die von einigen als SUV bezeichnet wird, wiegt 1500 kg und hat als Neuwagen weniger als ein Polo gekostet.

      Da fiel die Entscheidung nicht wirklich schwer.

    • @Mouse:

      Der eUP wurde ingestellt, weil das Unternehmen an ihm kein Geld verdient hat, was übrigens auch so kommuniziert wurde. Und große Autos werden gebaut, weil sie gekauft gekauft werden. Die Autokäufer entscheiden, welche Autos gekauft werden, nicht die Konzerne. Und die Neuzulassung von SUV, Geländewagen und Oberklasse übersteigen die Zahlen der Kleinwagen und Kompaktklasse.