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Verkauf der DB SchenkerGewerkschaft will Deal stoppen

Am Mittwoch entscheidet der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn über den Verkauf der Logistiktochter Schenker. EVG-Chef Burkert will den Deal aufhalten.

Wird die DB Schenker vielleicht doch nicht aus dem Bahnkonzern heraus gehoben? Foto: Christian Charisius/dpa

Berlin taz | Die Eisenbahngewerkschaft EVG will den Verkauf der Bahntochter DB Schenker im letzten Moment verhindern. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn soll am Mittwoch über den geplanten Deal mit dem dänischen Transportunternehmen DSV abstimmen. Nun hat Martin Burkert, Chef der EVG und Vize-Vorsitzender des Bahn-Aufsichtsrats, Aussichten auf eine einstimmige Entscheidung der Aufseher getrübt. „Nach 153 Jahren soll DB Schenker vom Markt verschwinden“, sagte Burkert am Montag. Damit gingen Wertschöpfung und Arbeitsplätze verloren, der Wirtschaftsstandort Deutschland werde geschwächt.

Die Bundesregierung hatte die Suche nach einem Käufer für DB Schenker schon vor Längerem gestartet. Der Grund, laut Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP): Die DB solle sich auf den Schienenverkehr in Deutschland fokussieren. DB Schenker ist weltweit als Logistikdienstleister tätig. Vor gut zwei Wochen wurde bekannt, dass der dänische Wettbewerber DSV Schenker übernehmen soll – und dafür mehr als 14 Milliarden Euro zahlt. Der Erlös dient dem Abbau eines Teils der 33 Milliarden Euro Schulden, die die Bahn hat.

DB Schenker gehört zu den profitablen Sparten der Bahn. 2023 machte die Tochter 1,8 Milliarden Euro Profit und polierte die Bilanz des Bahn-Konzerns auf. „Politik und Bahnvorstand wollen das Verscherbeln von Tafelsilber als Strategie verkaufen“, kritisierte EVG-Chef Burkert. Die Bundesregierung stecke zu wenig Geld in den Schienenverkehr in Deutschland, nun müsse die Deutsche Bahn „als Melkkuh für eine verfehlte Haushalspolitik des Bundes“ herhalten. Dabei ist laut Burkert nicht rechtlich gesichert, dass der Verkaufserlös wirklich genutzt wird, um Schulden des Staatskonzerns zu tilgen.

„Der Schenker-Verkauf liegt im Interesse des DB-Konzerns und der Schiene in Deutschland“, sagte der taz hingegen Matthias Gastel, Bahnpolitiker der Grünen im Bundestag. Und auch Christian Böttger, Verkehrs- und Eisenbahnforscher an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, hält den Verkauf grundsätzlich für sinnvoll. Doch die Sorge um Jobs sei berechtigt: DSV werde die Schenker-Strukturen voraussichtlich zerschlagen und massiv Stellen abbauen, erklärt Böttger. Auch das luxemburgische Finanzunternehmen CVC hatte ein Gebot abgegeben – und versprochen, die Strukturen von Schenker und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.

EVG braucht Stimmen der GDL

Ob die Gewerkschaft EVG den Deal am Mittwoch stoppen kann, ist noch nicht ausgemacht. Der Aufsichtsrat der Bahn besteht zur Hälfte aus Arbeitnehmervertretern. Nicht nur aus der EVG, sondern auch aus der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Die GDL wiederum lote ihre Position gerade noch aus, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft der taz. Wenn es bei der Abstimmung zu einem Gleichstand kommt, könnte der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Gatzer mit seinem Doppelstimmrecht den Schenker-Verkauf gegen den Widerstand der Gewerkschaften durchdrücken.

Eine dritte Gewerkschaft, die IG Metall, fordert derweil gemeinsam mit dem Umweltverband Germanwatch, dass die Bundesregierung mehr Geld in ein modernes Schienennetz steckt – und weniger in neue Fernstraßen und Autobahnen. Der Bundestag verhandelt aktuell über den Etat für das Jahr 2025. Die Deutsche Bahn müsse von Renditedruck befreit werden, ein mehrjähriger Infrastrukturfonds gefüllt mit Bundesmitteln soll die Finanzierung sichern. Sonst sei die klimafreundliche Verkehrswende in Gefahr.

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10 Kommentare

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  • Na hoffentlich bleibt die GDL da den Arbeitnehmern treu und stimmt dem Verkauf zu.



    Der Konzern muss endlich wieder zu einem Eisenbahnunternehmen werden.



    Auch wenn es die EVG ärgert, die ihre Vertreter gerne auf lukrativen Posten als Belohnung vom Arbeitgeber parkt.



    Die werden dann weniger, das ist aber ärgerlich.

  • "„Der Schenker-Verkauf liegt im Interesse des DB-Konzerns und der Schiene in Deutschland“, sagte der taz hingegen Matthias Gastel, Bahnpolitiker der Grünen im Bundestag. Und auch Christian Böttger, Verkehrs- und Eisenbahnforscher an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, hält den Verkauf grundsätzlich für sinnvoll."

    Ich bin ja kein Ökonom, aber die Sparte abzustoßen, die Gewinne macht, klingt für mich nach einer sehr schlechten Idee.

    Die Bahn gehört als kritische Infrastruktur und absolut notwendig für die öffentliche Daseinsvorsorge sowieso in die Hand des Staates, und zwar auch wenn sie keine Gewinne abwirft. Aber wenn schon privat und in den Miesen, dann noch die Einkünfte zu kappen, ist dämlich.

    Außerdem ist die Idee, Bahn und Straße zu verbinden, eine nachhaltige Entscheidung, die jetzt kaputt gemacht wird.

    Argumente, warum das gut sein soll, habe ich nicht gehört. Nur die Behauptung. Auch hier wieder nicht. Es wird nur nachgeblökt, was jemand behauptet.

    Daher hoffe ich, dass das rückgängig gemacht wird.

    • @Jalella:

      Es ist wirklich traurig um so ein Traditionsunternehmen. Schade, dass es nicht möglich ist, dass alle Mitarbeiter Aktienanteile kaufen können um auf die 51 % zu kommen, um so auch einen Verkauf an die DSV zu unterbinden. Das ist allgemein das Problem an Aktiengesellschaften. Das Geld regiert. Der arme Gottfried dreht sich gerade im Grabe...

  • Lindner, das trojanische Pony, zusammen mit Stallknecht Wissmann und Techno-Jockey Buschmann machen weiterhin für die €DU die Drecksarbeit im Zirkus.



    Die weitere Bahnzerstörung (Schenker versilbern) ist nur EIN Highlight in seinem Bewerbungsschreiben (oder sollte ich 'portfolio' sagen?). Deutschlandticket? Kann weg. Steuerdiebstahl verhindern? Niemals. Kinderarmut bekämpfen? Was nützt mir das? E-Autos? Hab ich keine Aktien drin. Sachen zuende bringen (Krankheitsreform/ Cannabisentkriminalisierung/ Klimageld?) Jaja, später (also: Nie)

    Das Ziel: Die Scholzregierung (existiert eine solche?) so schnell und nachhaltig (!) wie möglich gegen die Wand zu fahren, damit die €DU wieder an die Futtertröge der Macht kann.

    Am Wahlabend höre ich schon "Eine Ampel bei der alle Lichter leuchten funktioniert leider nicht. Der Bürger weiss nicht ob er bremsen oder Gas geben soll..



    Das haben wir jetzt erkannt.." oder so ähnlich.

    Ein Kanzler als Moderator ohne eigene Wertvorstellungen, Ziele und Durchsetzungskraft ist da gewollt hilflos.

    Fortschrittschance vertan.

  • Schenker muss aus der DB raus.



    Muss.



    Auch wenn es hier vielen nicht passt.

    Denn diese Vermischung ist pures Gift für die Bahninfrastruktur.

    Warum denn in die Schiene Geld stecken wenn die Gewinne auf der Autobhen eingefahren werden ?

    Ob es eine gute Idee ist Schenker an ein ausländisches Unternehmen zu verkaufen darf man allerdings bezweifeln.

    Sollte doch möglich sein, eigens ein Unternehmen zu gründen dass dann Schenker kauft.



    Ist ja durchaus nicht unüblich.

    • @Bolzkopf:

      "Denn diese Vermischung ist pures Gift für die Bahninfrastruktur."

      Viel schlimmeres Gift für die Infrastruktur ist, gar kein eigenes Geld zu haben und auf den Staat angewiesen zu sein, der nicht weiß, was er tut. Das aktuelle "wir ersetzen Bundeszuschüsse durch eine Eigenkapitalerhöhung" ist ein schönes Beispiel dafür. Diese beiden Quellen sind mit unterschiedlichen Spielregeln verbunden, so daß selbst bei gleichem Auszahlungsbetrag an die DB Projekte abgesagt oder verschoben werden müssen (und andere mal schnell vorgezogen, damit die Bundesgelder alle verbaut werden können).

      So können ganz schnell Situationen entstehen, in denen man mit Schenker-Gewinnen zusätzliche Verluste auf der Schiene vermeiden möchte - auch wenn das Geld auf der Autobahn eingefahren wurde.

      Außerdem müsste man das Schenker-Geld nicht zwingend für die Infrastruktur einsetzen. Man könnte es auch für die Aufrechterhaltung von Fernverkehrsangeboten verwenden, die vermutlich der Wissing 'Schenker Forderung nach mehr Wirtschaftlichkeit zum Opfer fallen werden. Dazu müsste sich aber der Eigentümer und seine Vertreter im Aufsichtsrat eine Strategie überlegen und durchzusetzen versuchen.

  • Ich glaube, sowas nennt sich "filetieren".

    Übrig bleibt die Hülle, die keine Gewinne machen /kann./

    Bei der nächsten Umdrehung der neolib-Schraube heisst es dann "sorry sorry kein Geld". Und dann jammern alle, dass die Populisten die Bude übernehmen (während sie heimlich letztere mitfinanzieren).

  • "DB Schenker gehört zu den profitablen Sparten der Bahn. 2023 machte die Tochter 1,8 Milliarden Euro Profit und polierte die Bilanz des Bahn-Konzerns auf."

    Vollkommen logisch, dass sowas dann verkauft werden muss.

    • @KommissarBlind:

      Ist eine politische Entscheidung, das bringt Geld das kann man dann für einige Projekte raushauen die gute Fototermine geben, das Schenker grundsätzlich eine bessere Bahn queerfinanzieren kann darauf kommt niemand.