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Häme gegen Paralympics-SportlerPeinlicher Plausch

Kommentar von Markus Völker

In einem Podcast redet sich Luke Mockridge um Kopf und Kragen. Seine Sicht auf Behindertensportler ist nicht witzig, sondern bemitleidenswert blöde.

Auf der Suche nach einer Pointe: Comedian Luke Mockridge Foto: dpa

D ie am Sonntag zu Ende gegangenen Paralympischen Spiele von Paris, mögen viele jetzt denken, haben nicht so viel Aufmerksamkeit erregt wie diese Podcastfolge mit Comedian und Schauspieler Luke Mockridge, in der er abfällig und recht dämlich über Behindertensportler spricht. „Die Deutschen Podcast“ heißt der Schwatz.

Das ist angeblich „ein unterhaltsamer Audio und Video Podcast“, der vom Comedian Nizar und dem Youtuber Shayan Garcia betrieben wird. Laut Eigenwerbung seien sie bekannt „für ihren lustigen und humorvollen Stil, der es ihnen ermöglicht, komplexe Themen auf leicht verständliche Weise zu präsentieren“.

Nun haben sich die Freunde der Komplexität den Scherzkeks Luke Mockridge eingeladen, der mit ihnen pennälerhaft blöde über behinderte Sportler spricht und dabei Sätze fallen lässt wie den folgenden: „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen“, sagt er und lacht.

Er meint zudem, die Idee, Paralympische Spiele nach dem Vorbild der Olympischen Spiele auszurichten, sei irgendwie krude und merkwürdig. Seine Sparringspartner schlagen ähnliche Luftlöcher. Wenn das Trio jemals vorgehabt haben sollte, witzig zu sein, dann muss man sagen: Es ist gründlich misslungen.

Vielleicht hatte Mockridge Sketche von Little Britain oder Monty Python im Sinn, und sicherlich darf man Witze über Behinderte machen, denn sie wollen ja ernst genommen und nicht unter Schutz gestellt werden, aber die Ausführungen der drei Podcast-Plaudernasen erreichen natürlich nicht das Niveau von John Cleese oder Eric Idle, sie sind peinlich, mehr lässt sich nicht sagen.

Wenigstens hat sich Luke Mockridge nun via Instagram entschuldigt. Selbstverständlich sei es nie seine Absicht gewesen, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen. Nun ja.

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Redakteur
Seit 1998 mehr oder weniger fest bei der taz. Schreibt über alle Sportarten. Und auch über anderes.
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11 Kommentare

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  • Warum genau steht jetzt nur Mockridge allein am Pranger ? Was ist mit den beiden anderen Gestalten ? Sind die nicht weiß genug?

  • Luke Mockridge ist da wo er ist ganz gut aufgehoben. Die üblichen Pauschalisierungen und Vorurteile greifen. Der Sender verdient damit sein Geld. Das zieht sich durch das ganze Programm.



    Ich nutze mittlerweile nur noch die Mediatheken der ÖR und der angeschlossenen Sender. Auch dazu bräuchte man kein Abitur. Aber gut.

  • ... es steht ja nirgendwo geschrieben, dass ein Spassmacher aka Comedian auch ein intelligenter, emphatischer Mensch sein muss.



    Wenn man sich als "bekannte Persönlichkeit" öffentlich so dermaßen daneben benimmt, sollte man sich damit abfinden, dass eine Menge Leute zu der festen Überzeugung kommen "der Typ ist eigentlich gar nicht witzig, der ist nur dermassen dumm, dass es schon wieder witzig ist".

    Aber dies nachzuvollziehen ist für die betreffende Person wahrscheinlich auch schon wieder zu kompliziert ...

    Gruß



    Fritz

    • @Fritz Müller:

      Man malt ja nur den Teufel an die Wand.

      Alsi wenn man Spass macht, dann doch wenigstens auf Kosten von oben, und nicht von unten.

      Denn auf Schwächere bashen, das ist niveaulos und das machen nur Leute von Rechts.

  • Ich begründe das mit der Wohlstandsverwahrlosung eines privilegierten weißen, heterosexuellen Europäers von der Mehrheitsgesellschaft, der vor allem den Luxus genießt in seinem Leben noch nie diskriminiert, marginalisiert oder stigmatisiert worden zu sein.

    Bei sowas kann ich eigentlich gar nicht soviel essen, wie ich übergeben kann.

  • Es gibt manche Dinge über die kann man keine Witze machen, weil es keine sind, z.b. Antisemitische oder rassistische. Jetzt, zu den Witzen über Menschen mit Behinderungen, das kann man machen, das ist kein Problem, Vorraussetzung dabei ist das diese Intelligent und mit Finesse sind, beides schien in diesen Fall wohl zu fehlen.

    Ich habe mehr als allerhöchsten Respekt für Menschen die vom Leben so gebeutelt wurden und trotzdem diese enormen Leistungen bringen.

    Jeder von uns weiß bestimmt davon ein Lied zu singen, wie schwer das ist sich nach einen Rückschlag wieder zu erheben, aber darüber hinaus zu gehen auf diesen Niveau, das gelingt nur ganz wenigen.

    Deswegen verstehe ich nicht das man bei diesen sehr schwierigen Thema versucht ein Anknüpfungspunkt für einen Witz zu finden, dieser Witz was wohl einer sein sollte aber keiner war, war weder Intelligent noch hatte es einen gewissen Tiefgang an Finesse gehabt! Vielleicht ging es auch nur um Publicity, lieber schlechte Publicity als gar keine, so ist er in aller munde. Zumindest kann man jetzt aber Rückschlüsse ziehen auf seine Intelligenz, aufgrund seiner verbalen Äußerungen.

  • Heult er jetzt wieder?

  • Armseeliges TV, das den Zuschauer miese Kleingeister wie Mockridge und Pocher



    als sog. Comedians präsentiert. Das Niveau der Zuschauer, die sich diese Typen ansehen



    scheint auch nicht besser.

  • Es ist auch leider eine traurige Wahrheit, dass Deutschland immer noch ein Problem mit dem Ableismus hat.

  • Erst geistigen Dünnpfiff raus hauen und dann meinen es reicht ja sich zu entschuldigen.



    Peinlich und widerlich, Menschen wie Luke Mockridge braucht diese Welt nicht.

  • "aber die Ausführungen der drei Podcast-Plaudernasen erreichen natürlich nicht das Niveau von John Cleese oder Eric Idle, sie sind peinlich, mehr lässt sich nicht sagen."

    Doch, natürlich. Egal wie unkomisch und daneben Mockridge sein mag. Würden Monty Python heute ihre Sketche veröffentlichen, hier beispielhaft ihre Oylmpics, würden sie von der auf Empörung setzenden Presselandschaft genauso zerrissen werden. In UK gibts diese Ansätze schon seit Jahren.