Chinesische E-Autos aus der Türkei: Strafzölle ausgehebelt
Mit der Produktion von E-Autos in der Türkei umgeht China die Strafzölle der EU. Sinnvoller wäre die finanzielle Förderung europäischer E-Autos.
E s ist ein echter Coup, den der chinesische Autobauer BYD jetzt in der Türkei gelandet hat. Aus einem großen Werk in der Westtürkei wird der führende chinesische Hersteller von E-Autos neben der Türkei auch den europäischen Markt beliefern. Das ist deshalb eine besondere Nachricht, weil BYD so Strafzölle, die die EU voraussichtlich ab kommendem Herbst bei der Einfuhr chinesischer Elektroautos dauerhaft erheben wird, umgehen kann.
Dank der Zollunion mit der Türkei sind Autos, die aus der Türkei in die EU exportiert werden, von Zöllen ausgenommen. BYD baut noch ein weiteres Werk für E-Kleinwagen in Ungarn, damit werden die EU-Strafzölle gegen den größten chinesischen Elektroautokonzern ins Leere laufen. Die beiden Beispiele zeigen, dass Protektionismus in aller Regel keine besonders gute Idee ist, schon gar nicht, wenn es darum geht, die EU im Windschatten der USA in einen Wirtschaftskrieg mit China zu manövrieren.
Selbst die deutschen Autobauer, die ja angeblich durch Strafzölle geschützt werden sollen, wissen das und sind allein deshalb dagegen, weil sie selbst nach wie vor einen großen Teil ihres Profits in China erwirtschaften. Anstatt Strafzölle zu erheben, sollte die EU wieder zu dem Konzept zurückkehren, Elektromobilität und den Verkauf von einheimischen Elektroautos finanziell zu unterstützen.
Das nützt den europäischen Autoherstellern bei der Umstellung von Verbrennern auf E-Autos und dient dem europäischen und weltweiten Kampf gegen die immer brutaler werdende Erderwärmung. Je preiswerter Elektroautos sind, egal wo sie herkommen, desto besser sind unsere Chancen, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Strafzölle für preiswerte Elektroautos sind da doch das dümmste Mittel.
Auch wenn sich die Türkei und Ungarn innerhalb der EU und der Nato oft irritierend und/oder kontraproduktiv verhalten, bei der Zusammenarbeit mit China liegen sie richtig. Je mehr chinesische Konzerne sich in Europa engagieren, desto mehr hat China zu verlieren, wenn es tatsächlich versuchen sollte, Taiwan militärisch zu erobern.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen