Trainersuche des FC Bayern München: Gespött der Nation
Einigermaßen peinlich ist es schon, das Hin und Her im FC Bayern München. Zu dumm auch, dass jedes Detail und Spekulationen gleich nach außen dringen.
E s ist erstaunlich viel, was der FC Bayern München seinem Publikum bietet, in enger Kooperation natürlich mit dem Medienschwarm, der ihn begleitet. Die Rede ist hier nicht etwa vom Fußball, von der Champions League und dem Halbfinale gegen Real Madrid, sondern von den unzähligen Schlagzeilen und Kommentaren, welche die bislang erfolglose Trainersuche des Rekordmeisters dieser Tage produziert.
Nicht weil es etwas so Besonderes wäre, wenn selbst ein so einzigartiger Fußballverein wie der FC Bayern München einen neuen Trainer sucht. Erstaunlich ist eigentlich auch nicht, dass Meistertrainer Xabi Alonso seinen Erfolg erst einmal weiter bei Bayer Leverkusen auskosten möchte.
Ebenso wenig, dass die Wunden bei Julian Nagelsmann nach seinem Rausschmiss bei den Bayern vor einem Jahr noch nicht vernarbt sind und auch Ralf Rangnick sich nicht zugleich um einen guten Auftritt der österreichischen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft und um die Neuausrichtung und nötigen Transfers des FC Bayern kümmern möchte. Bemerkenswert ist vielmehr, dass all die Details der gescheiterten Gespräche nach außen dringen.
Eigentlich, so heißt es, hatte Rangnick vergangenen Montag schon zugesagt, weil ihm einiges versprochen wurde – um letztlich doch noch abzusagen. Dabei hatte Bayern-Präsident Herbert Hainer zuvor öffentlich von den guten Gesprächen mit Rangnick geschwärmt. Das hat etwas von Reality-TV und ist wahlweise amüsant oder peinlich. Das Verlangen danach scheint riesig zu sein. Die Hatz auf den möglichen Viertlieblingstrainer des FC Bayern hat schon begonnen.
Bei allen anderen geht´s doch auch
Aus gut informierten Kreisen sprudeln wieder die nächsten Namen hervor, sogar Pep Guardiola ist dabei, die Liveticker sind am Anschlag und die Experten stehen sowieso jederzeit bereit. Ein wenig fühlt man sich an die Sommermonate erinnert, als Tag für Tag die mögliche Verpflichtung des englischen Nationalspielers Harry Kane durch den FC Bayern offenbar die Gemüter einer ganzen Nation aufwühlte und die Zeitungsseiten füllte.
„Transferstau bei Kane“, „Drittes Angebot für Kane“, „Kane-Transfer auf der Zielgeraden“. Ständig wurde etwas vermeldet, obwohl es gar nichts zu vermelden gab. Das gleiche Spiel wiederholt sich nun bei der Trainersuche. Beim FC Bayern wird man gern wichtig genommen und deshalb scheint irgendwer immer etwas Wichtiges zu sagen zu haben, obwohl Schweigen die bessere Wahl wäre.
Mittlerweile hat sich der FC Bayern so ausgiebig zum Gespött der Nation gemacht, dass man ungewollt Mitleid empfindet. Und es drängt sich die Frage auf: Warum kann der FC Bayern München nicht einfach so professionell arbeiten wie alle anderen Bundesligavereine auch?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
VW in der Krise
Schlicht nicht wettbewerbsfähig
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Mögliche Neuwahlen in Deutschland
Nur Trump kann noch helfen
Kränkelnde Wirtschaft
Gegen die Stagnation gibt es schlechte und gute Therapien