piwik no script img

Demonstrationen am WochenendeZehntausende Lichter gegen rechts

Am Wochenende waren mindestens 160.000 Menschen demonstrieren. In München bildeten Zehntausende ein „Lichtermeer“.

Das Münchner „Lichtermeer für Demokratie, gegen Rassismus, Antisemitismus und Hetze“ auf der Theresienwiese Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Berlin taz | In der Dunkelheit verwandelte sich die Theresienwiese in München tatsächlich in ein „Lichtermeer“. Zehntausende – vielleicht sogar Hunderttausende – Menschen hielten Lichter hoch. Die Polizei schätzte die Teilnehmenden-Zahl auf etwa 75.000 Menschen, die Veranstaltenden auf etwa 300.000 Menschen. Neben der Demo in München gingen deutschlandweit am Wochenende noch etwa weitere 80.000 Menschen auf die Straße. Das zeigt eine taz-Auswertung von der Berichterstattung über mehr als 80 Veranstaltungen.

Insgesamt waren so mindestens 159.000 Menschen seit Freitag auf der Straße. Geht man von der höheren Schätzung der Veranstaltenden in München aus, waren es zwischen 300.000 und 400.000 Menschen. Dass die Polizei Demo-Zahlen auch deutlich unterschätzen kann, zeigte sich vergangene Woche in Hamburg, wo die Polizei ihre Schätzung von 50.000 Menschen nach einer neuen Auswertung auf 180.000 korrigierte – ein Wert, der sogar höher war als die Schätzung des Veranstalters.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Erneut waren es wieder viele kleinere Demonstrationen, die den Großteil des Geschehens ausmachten. In Dresden stellten sich am Sonntag 5.000 Menschen einer deutlich kleineren Nazi-Demo entgegen. In Rostock gingen am Samstag ebenfalls 5.000 Menschen für Vielfalt und gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Zur kleinsten uns bekannten Demo folgten am Samstag 100 Menschen dem Aufruf von Jugendlichen in Pirmasens.

Das Demo-Geschehen am Wochenende war damit deutlich kleiner als an den vergangenen Wochenenden. Am Wochenende vom 19. Januar waren den taz-Daten zufolge mehr als 1,1 Million Menschen von Freitag bis Sonntag auf der Straße. Eine Woche später waren es noch immer mehr als 800.000. Vergangenes Wochenende demonstrierten mehr als 600.000 Menschen.

Auslöser für die Protestwelle waren Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen von Neonazis Ende November, an dem einige Politiker der in bedeutenden Teilen rechtsextremen AfD sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten. Dabei ging es auch um Pläne, nichtweiße Menschen und Menschen mit ausländischen Wurzeln auszubürgern und zu vertreiben.

80 weitere Demos geplant

Bei mehr als 950 Veranstaltungen waren seit Mitte Januar zwischen 3,2 und 4,4 Millionen Menschen auf der Straße. Für die kommenden Wochen sind noch immer mehr als 80 Veranstaltungen gegen Rechtsextremismus geplant.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Seit mehr als zwei Wochen sammeln wir die Termine für die aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus – unter anderem über die Mail-Adresse demohinweise@taz.de. Inzwischen haben uns mehr als 550 Hinweise erreicht. Diese Liste bildet die Basis für unsere Analyse, die verarbeiteten Daten können aus unseren Grafiken heruntergeladen und frei verwendet werden. Wir freuen uns über Hinweise auf Fehler und veraltete Informationen und korrigieren diese gerne.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Laut ZEIT lehnt ein Drittel der jungen Menschen Demonstrationen gegen die afD ab. Wie soll das erst werden, wenn die älter werden?

  • Anders als bei der Großdemo in München im Januar gab es diesmal auch keine Pfiffe gegen Redebeiträge, die konservative Kräfte pauschal gleich mit in die rechte Ecke stellen wollten. Das lag daran, dass die Veranstalter großen Wert darauf gelegt hatten, dass sich mit dem Lichtermeer wirklich die ganze Breite des demokratischen Spektrums gegen die AfDoof und ähnliche Extremisten stellt. Die Hauptrednerin Frau Tekkal hat das auch super umgesetzt, was ich als Teilnehmer sehr positiv aufgenommen habe. Es wurde klar proklamiert, wer die eigentliche Brandmauer gegen Rechts ist: WIR, die wählende Bevölkerung, d.h. der Souverän der Demokratie, die sich immer wieder neu erfindet und die sich auch aktiv gegen ihre Gegner verteidigt.

    • @Winnetaz:

      #Es wurde klar proklamiert, wer die eigentliche Brandmauer gegen Rechts ist: WIR



      Alle im Sinne des Wortes Protestanten sind wunderbar! Wichtig ist von allen das Durchhaltevermögen.

      Wozu braucht es ein gerichtliches Verbot der AfD, das ist m.E. reine Zeit und Geldverschwendung und zusätzliche “Propaganda” für die AfD in Presse, Funk und Fernsehen. Wichtig ist, dass alle, die zurzeit und später auf die Straße gehen, an allen Wahlurnen auch zu erleben sind und durch ihre entsprechende Stimmabgabe den Rechtsextremismus verbieten!!!

    • @Winnetaz:

      Das sehe ich genauso : ALLE Demokraten für unsere Demokratie ,keine Ausgrenzung , kein Judenhass !

  • So lange unsere Politik nichts spürbar für die Bürger unternimmt, helfen auch die süßen Lichtlein und die vielen Tausend Demonstranten nix.



    Was wir benötigen ist echte, spürbare Unabhängigkeit (Selbstwirksamkeit), eine passende Bildung, gutes Essen in unseren Kitas und Schulen, weniger Überwachungskapitalismus sondern Schutz vor den Werbekonzernen für unsere Kinder und Jugendlichen und nicht Zuletzt eine funktionierende Infrastruktur (Bahn, Straßen, IT ...).



    DANN wird sich etwas ändern und die Leute werden aufatmen, statt sich abhängig und vernachlässigt zu fühlen!