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Pläne für Nordgaza nach dem KriegDen Weg zurück ebnen

Kommentar von Lisa Schneider

Bei seinem Besuch in Israel deutete US-Außenminister Blinken die Rückkehr der Palästinenser nach Nordgaza an. Ohne sie kann es keinen Frieden geben.

Rafah, Süd-Gaza, 9. Januar: ein Mann sitzt vor den Trümmern eines durch israelischen Beschuss zerstörten Hauses Foto: Mohammed Salem/reuters

D as Ende des Krieges gegen die Hamas in Gaza scheint näher zu rücken: Laut dem israelischen Militär hat die dritte, weniger intensive Phase des Krieges begonnen. Das Danach rückt nun immer mehr in den Vordergrund. Wie das aussehen soll, ist schon seit Kriegsbeginn ein Zankapfel. Rechte Hardliner in Israel wollen den Küstenstreifen wieder israelisch besiedeln, so wie es das bis Mitte der 2000er Jahre schon einmal war, und sprechen immer wieder von einer Zwangsumsiedlung der Palästinenserinnen und Palästinenser.

Ganz zu Beginn des Krieges, als Israel die Bewohnerinnen und Bewohner Nordgazas zur Evakuierung in den Süden aufforderte, regte sich bereits unter Palästinensern wie der internationalen Gemeinschaft die Befürchtung, dass ihnen die Rückkehr nie mehr erlaubt sein würde. Dass Gaza palästinensisches Land ist und bleiben soll, wurde im Gegenzug immer wieder betont, auch von den USA, Israels engstem Verbündeten.

Bei seinem Besuch in Israel erklärte US-Außenminister Anthony Blinken nun, man habe sich mit Israel darauf geeinigt, dass die Vereinten Nationen eine „Assessment Mission“ in Nordgaza durchführen sollen. Ihr Ziel: Zu erörtern, wie es den Geflüchteten möglich sein kann, wieder sicher zurückzukehren. Es gebe ernste Herausforderungen bezüglich der Sicherheit, Infrastruktur und humanitären Lage, so Blinken. Aber die Mission sei der Versuch, diese zu überwinden.

Die öffentliche Ankündigung ist das erste ernstzunehmende Signal, dass Israel den Palästinenserinnen und Palästinensern die Rückkehr nach Nordgaza ermöglichen will. Nun muss die angekündigte UN-Mission kommen. Mit diplomatischem Druck dafür zu sorgen, dass sie das tatsächlich tut, liegt auch an Deutschland.

Ein langfristiger Frieden mag mit der Terrorgruppe Hamas als Regierung unmöglich sein, mit der palästinensischen Zivilbevölkerung aber sicherlich nicht. Er erfordert Verpflichtungen und Kompromisse auf beiden Seiten. Zu zeigen, dass es Israel ernst ist mit der Rückkehr der Menschen, ist ein erster Schritt.

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Redakteurin für Nahost
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10 Kommentare

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  • Mich stört in Gaza, wie wenig die Palästinenser aus den aber Milliarden gemacht haben, die die Welt ihnen über die Jahre geschenkt hat. Anstatt dieses Geld ins Zivilleben, Zukunft und Bildung zu investieren wurde es für Hass, Tunnel und Waffen verbraten und zur Finanzierung eines sehr unproduktiven Leben. Die Palästinenser hätten aus Gaza ein zweites Singapur machen können, mit den Nachbarn Frieden schließen und Handel treiben können. Nichts haben sie gemacht, stattdessen Raketen auf Israel geworfen und die nächste Generation geboren und zu Hass erzogen.

  • Ich sehe in dem traurigen Foto zu diesem Artikel auch eine große Chance.

    Die des Wiederaufbaus in einer Gemeinschaft, in der alle mit anpacken, jede/r gebraucht wird und vielleicht auch Helfer jeglichen religiösen Bekenntnisses oder Nicht-Bekenntnis aus der ganzen Welt.



    Dass also auch Studenten, Rentner, Senior Experts u.v.a. mit der Bevölkerung von Gaza zusammen dort den Aufbau meistern. Ähnlich wie man hier in Europa gegen freie Kost und Logis auf Alm-Bauernhöfen oder in Israel in Kibbuzim mithelfen kann.



    Auch jüdische Menschen, Atheisten kann ich mir bei dieser Aufbauarbeit vorstellen. Es müsste nur gewährleistet sein, dass sich nicht ausschließlich Hamas-Anhänger, IS-Anhänger, Kalifats-Befürworter etc. für die Aufbauarbeit melden.

    Ich gehe davon aus, dass das Leben in Gaza nach dem Krieg für die Bevölkerung besser werden wird. Vor meinem geistigen Auge sehe ich ein "Paris des nahen Osten".

    oct7map.com/women

    • @*Sabine*:

      An der Stelle möchte ich mich dafür bedanken, dass Sie an den Massenmord erinnern.

  • 6G
    665119 (Profil gelöscht)

    Ohne Rückkehr der Palästinenser kann es keinen Frieden geben? Ohne Rückkehr von Ostpreußen, Schlesiern und Pommern gab es doch auch Frieden.



    Aber dazu brauchte es halt einen Willy Brandt. Ist so jemand auf arabischer Seite denkbar?

    • @665119 (Profil gelöscht):

      Nein, so einer ist nicht denkbar und hätte wenn, nur eine kurze Restlebenszeit. Der Islam lässt es nicht zu, dass einmal mehrheitlich islamisches Gebiet wieder unislamisch wird. Die religiösen können daher keinen Frieden schließen.

  • Wieso werden eigentlich in gefühlt fast jedem Artikel zum Thema immer die Extrempositionen israelischer Rechtsaußen referiert? Interessant ist doch, was die Regierung und die führenden Politiker tatsächlich machen wollen. Zur Erinnerung: Es gibt seit fast 3 Monaten ein Kriegskabinett in Israel, in das Oppositionsführer Gantz eingetreten ist. Und Netanjahus Position ist bekanntlich durch das Versagen der Grenzsicherung am 07.10.2023 erheblich geschwächt, sodass es sehr zweifelhaft ist, dass die frühere Koalition an der Macht bleibt. Dass sich irgendwelche rechten Spinner in Israel durchsetzen, ist doch sehr unwahrscheinlich.

  • "Ein langfristiger Frieden mag mit der Terrorgruppe Hamas als Regierung unmöglich sein, mit der palästinensischen Zivilbevölkerung aber sicherlich nicht. Er erfordert Verpflichtungen und Kompromisse auf beiden Seiten."

    Mich überraschen die Erwartungen der Autorin.

    Mit der Hamas wird es auch kurzfristig keinen Frieden geben.

    Für die Hamas läuft doch gerade alles bestens. Wie vorausgeplant.

    Wer gibt schon klein bei oder geht Verpflichtungen ein, wenn er auf dem Siegerpodest steht?

    Solange sich die Bevölkerung in Gaza von der Hamas - freiwillig oder unfreiwillig - vertreten lässt, wird es auch mit ihr für Israel keinen Frieden geben.

    Es gibt ja derzeit neben der Hamas und dem Djihad in Gaza nicht mal jemanden, mit dem Israel über Frieden verhandeln könnte.

    • @rero:

      Die Frage ist doch ob es für die Hams weiter so läuft

  • "Ein langfristiger Frieden mag mit der Terrorgruppe Hamas als Regierung unmöglich sein, mit der palästinensischen Zivilbevölkerung aber sicherlich nicht."

    Dort liegt aber ein entscheidendes Problem: man kann den Leuten nicht in die Köpfe schauen. So eine Lösung würde auch sehr klare Bekenntnisse und Bestrebungen dieser "Zivilbevölkerung" erfordern. Die sehe ich ganz persönlich so gar nicht, im Gegenteil, die Berichte der Geideln legen andere Schlüsse nahe.

    Was nun? Letztlich ist es Aufgabe der Konfliktparteien, hier Lösungen zu finden.

    So lange bin ich aber auch für das Einstellen aller "humanitären" Hilfen, solange nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch nur ein einziger deutscher Euro für Terror missbraucht wird.

    • @Pauline Friedrich:

      Schließe mich an.