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Weltklimakonferenz in DubaiBlitzstart, und dann?

Susanne Schwarz
Kommentar von Susanne Schwarz

Dass sich die Länder gleich zu Beginn der Weltklimakonferenz auf einen Klimaschäden-Fonds einigen, ist ein Coup. Doch entscheidend wird anderes sein.

Ihm ist zu Beginn Weltklimagipfels ein Coup gelungen: COP28-Präsident Sultan Ahmed Al Jaber (li) Foto: Thaier Al-Sudani/reuters

E s gab schon Weltklimakonferenzen, die nach zwei Wochen ohne nennenswerte Ergebnisse geendet sind. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet diese gleich mit einem Erfolg beginnt? Die Zeichen stehen schließlich auf Wahnsinn: Die Verhandlungen um den globalen Klimaschutz finden in Dubai statt, in den Vereinigten Arabischen Emiraten also. Die Gastgeberrolle gibt dem Ölland zwar keine besondere Entscheidungsgewalt, aber viel Redezeit in der Öffentlichkeit und mit allen Delegationen. Zum Präsidenten der Konferenz hat die Regierung ihren Industrieminister Sultan Ahmed al-Jaber gemacht, der auch den staatlichen Ölkonzern Adnoc managt. Die BBC berichtete über interne Dokumente, nach denen er die Konferenz für Öl- und Gasdeals nutzen wollte.

Trotzdem ist al-Jaber zu Beginn des insgesamt zweiwöchigen Weltklimagipfels ein Coup gelungen. Gleich zur Eröffnung haben sich die fast 200 Staaten auf Modalitäten für einen Fonds für Schäden und Verluste geeinigt. Der soll Geld liefern, wenn die Klima­krise in armen Ländern für Zerstörung sorgt. Jahrzehntelang hatten sich die Industrieländer gesperrt, dafür zu zahlen. Sie haben die Klimakrise hauptsächlich verursacht, ihren Reichtum darauf aufgebaut.

Die Angst war und ist groß, dass die Zahlung von Schadensersatz juristisch als Schuldeingeständnis gilt – und die weniger verantwortlichen, oft armen und stark betroffenen Länder sie haftbar machen können. Entsprechend laut war der Jubel vor einem Jahr, als der vom Globalen Süden so lange geforderte Fonds endlich beschlossen wurde. Nur fehlten damals noch sämtliche praktische Details. Es war klar: Der Streit darüber, wer bei dem Fonds Entscheidungen fällt und wer einzahlen soll oder muss, könnte das Ganze noch sprengen. Das ist nicht passiert.

Zur Wahrheit gehört auch, dass der Globale Süden dafür einige bittere Pillen schlucken musste. Der Fonds wird zum Beispiel vorerst von der Weltbank verwaltet, wo die USA und andere Industrieländer als größte Anteilshalter das meiste zu sagen haben. Außerdem gibt es keine Verpflichtung für reiche Länder, in den Fonds einzuzahlen. Bisherige Finanzzusagen reichen, um die Verwaltungskosten des Fondsaufbaus zu tragen, aber nicht viel weiter. Trotzdem: Eine ewige Blockade ist gebrochen.

Die Ursache für die vielen Schäden und Verluste ist natürlich trotzdem noch da: Kohle, Öl und Gas. Nach fast drei Jahrzehnten der Weltklimakonferenzen gibt es keine Übereinkunft darüber, dass sich wirklich alle Länder von allen fossilen Energieformen verabschieden müssen – eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Ob Ölboss al-Jaber sein diplomatisches Geschick in dieser Frage genauso spielen lassen wird? Letztlich ist sie es, die über Erfolg oder Misserfolg des Klimagipfels entscheidet.

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Susanne Schwarz
Leiterin wirtschaft+umwelt
Jahrgang 1991, leitet das Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.
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6 Kommentare

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  • ANTWORT: Dann Vollbremsung. "Cop28 president says there is ‘no science’ behind demands for phase-out of fossil fuels."



    www.theguardian.co...ut-of-fossil-fuels

  • Momentan ist es wichtig, sich energiepolitisch unabhängig zu machen. Das ist (leider) zurecht Prio 1.

  • Die Sensation ist wohl eher die "nuclear pledge". Das Ansinnen, die Kernernergie bis zum Jahre 2030 zu verdreifachen, inklusive Rahmenbedingungen zur Finanzierung. So ziemlich jede relevante Nation ist dabei, unter anderem Schweden, Belgien, Niederlande, Polen, Frankreich und die Tschechei. Man bezieht sich ausdrücklich auf die Analysen der OECD und IPCCC. Deutschland ist natürlich nicht dabei. Scheinbar ist das Wetter bei uns ein anderes als bei unseren geographischen Nachbarn. Und abgesehen davon alles Geisterfahrer, die auf die Unwahrheiten der weltweiten Kernkraftlobby hereingefallen sind. Erschreckend, wie sich so viele Nationen nach Analyse der physikalischen, technischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Randbedingungen aufs Glatteis haben führen lassen. Aber immerhin, wir schalten 2030 die Kohlekraftwerke ab, oder noch nicht?

  • Um nicht immer der Nörgler zu sein: danke für die Erinnerung daran, dass diese Cop tatsächlich recht schnell ein wünschenswertes Ergebnis gebracht hat.

    Was den Rest betrifft -- ich weiss nicht, was wir uns alle dabei gedacht haben, Al Jaber in diesen Posten zuzulassen.

    Das kann nicht gut gehen.

  • Mir erschließt sich der Vorteil eines Fonds für - so steht es hier nicht ausdrücklich ist aber wohl gemeint - den sog. globalen Süden nicht, wenn es a) keine Einzahlungsverpflichtung gibt und b) diese nicht an zukünftiges klimarelevantes Handeln geknüpft sind. Wer Entwicklungshilfe leisten will kann das doch jetzt schon tun und ob das Ding jetzt Klimafonds oder Kolonialismusfolgenausgleichsgerechtigkeitsmoraldolltollsfonds ist am Ende des Tages auch egal. Für den Kampf gegen die Erderwärrmung kommt es doch auf die Zukunft an, nicht auf den Ausgleich historischer Ungerechtigkeiten. Auch wenn das aus anderen Gründen wünschenswert sein mag.

  • Geld, ja das fällt der Konferenz schnell ein.

    Und sonst nochwas?

    Ne, Geld wirds schon regeln. Bestimmt!