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Initiative für die LinksparteiRettungsaktion: Bitte eintreten

Eine Initiative ruft dazu auf, in die Linkspartei einzutreten, um sie im Parlament zu erhalten. Hunderte wollen dem Aufruf folgen.

Kommt jetzt Bewegung in die Linke? Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Über 500 Linksradikale wollen am Montag der Linkspartei beitreten. Sie folgen einem Aufruf mit dem Titel „Wir jetzt hier“, den eine Gruppe von Menschen aus Berlin Ende Oktober verfasst hat. Die In­itia­to­r*in­nen sehen in der Abspaltung des Lagers von Sahra Wagenknecht die Chance, die Linke als Bewegungspartei neu aufzustellen. Sie wollen die Partei darin unterstützen, dass sie „eine glaubhafte, stabile Opposition zum vermeintlich alternativlosen Status quo wird und bleibt“, heißt es im Aufruf.

Beteiligt sind Menschen, die teils seit Jahrzehnten zivilgesellschaftlich engagiert sind – unter anderem in den Bereichen Klimagerechtigkeit, Seenotrettung und Queerfeminismus –, aber nie parteipolitisch aktiv waren. „Stattdessen haben wir protestiert, blockiert, gestreikt und Politik und Kultur von unten organisiert“, heißt es im Aufruf.

Jedoch: „Viele unserer Strategien der letzten Jahrzehnte sind gescheitert.“ Die Welt stehe „am Rand einer ökologischen und politischen Katastrophe“, die AfD marschiere „im Stechschritt durch die Landtagswahlen“ und selbst SPD und Grüne wollen „im großen Stil abschieben“.

Das alles habe immer mehr zu Resignation geführt, erklärt die Koordinierungsgruppe der taz. „Ich war das ganze Jahr politisch deprimiert“, beschreibt es eine Person aus der Gruppe. Als dann bei der Hessen-Wahl auch noch die Linke aus dem Parlament flog und die AfD auf den zweiten Platz kam, setzten sie sich zusammen.

Die Einzige, die linke Politik umsetzen kann

„Eine Person schlug vor – mit dem Disclaimer, dass nun ein steiler Vorschlag komme –, in die Linkspartei einzutreten.“ Nach einer kurzen Irritation seien die meisten schnell überzeugt gewesen. Denn: „Wann, wenn nicht jetzt? Normalerweise ist die Linke schlecht darin, Momente zu erkennen, aber dieses Mal haben wir ihn erkannt.“

„Wir können es uns nicht leisten, dass die Linke unter fünf Prozent rutscht“, erklärt die Koordinierungsgruppe gegenüber der taz. Die Partei sei die einzige Organisation, die Linksradikale, Arbeitslose in Ostberlin, Bäuerinnen in Brandenburg, Autobauer in Süddeutschland, Kulturlinke und humanitäre NGO-Vertreter*innen verbinde. Sie sei die einzige linke Organisation, die bereits in ganz Deutschland vertreten sei und unter anderem mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Ressourcen habe, um linke Politik umzusetzen. All das würde zusammen mit der Linkspartei verlorengehen und müsse bewahrt werden.

Auf weiteren Vernetzungstreffen in Berlin, Hamburg und Hannover sei die Idee weitergetragen worden, der Aufruf außerdem in linken Chat-Gruppen verbreitet worden. Eine öffentliche Kampagne gebe es nicht. Dennoch wuchs die Gruppe pro Tag durchschnittlich um 20 Personen an. Teilweise seien auch Eltern gewonnen worden, die jahrelang die SPD gewählt hätten.

Aktiv in die Wohnblöcke gehen

Ab Montag wollen die Neumitglieder dann zu den Treffen der Ortsverbände gehen, die Parteistrukturen verstehen und langjährige Mitglieder beim Kaffeetrinken kennenlernen. Ziel sei es, die Partei „konstruktiv und kritisch, aber vor allem aktiv und radikal mitzugestalten“, heißt es im Aufruf. Die Koordinationsgruppe ergänzte gegenüber der taz: „Die Linke muss wieder einen Gebrauchswert bekommen. Sie muss wieder mehr im Alltag der Menschen präsent sein.“ Dazu wollten die Neumitglieder beitragen und „in die Wohnblöcke, Unis, Kneipen und Dörfer gehen“. Um Arbeiter*innen, Arbeitslose und prekär Beschäftige besser zu repräsentieren, soll es Quoten für Listen und Mandate aus diesen Gruppen geben.

Zum 31. Dezember 2022 zählte die Linkspartei nach eigenen Angaben knapp 55.000 Mitglieder. Nach dem Abgang von Sahra Wagenknecht am 24. Oktober sollen rund 500 Menschen neu eingetreten sein.

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21 Kommentare

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  • "Beteiligt sind Menschen die sich zivilgesellschaftlich engagiert sind -



    unter anderem in den Bereichen Klimagerechtigkeit, Seenotrettung und Queerfeminismus"

    Liebe taz, ist das "Linksradikal"?



    Hätte man mir diesen Satz als "Linksradikal" zitiert wäre mir der Münchner Merkur eingefallen, oder eine Einladungsschrift des Dritten Wegs, aber nicht die taz

    • @Tom Lehner:

      kann ich voll unterschreiben.

  • "AG radikale Linke" in der Linken? "Linksradikale Strömung"?

  • Es ist vorbei, bye bye

  • Die Überlegungen und Begründungen der Initiator:innen des Aufrufs lesen sich, als wären sie in einem demokratischen Meinungsbildungsprozess zustande gekommen. Ich kann nicht erkennen, wie und womit sich diese "über 500" Bürger:innen das Etikett "linksradikal" verdient haben.



    Könnte die TAZ bitte einmal definieren, was LINKSRADIKAL ist? Und danach bitte eine Serie von PRO und Contra Beiträgen zu der erfolgten Definition.



    Herzlichen Dank!

  • Leonard Cohen lieferte vor ~35 Jahren das etwas deprimierende Lied:



    "They sentenced me to 20 years of boredom



    For trying to change the system from within"

    Der Wiederauferstehung der Organisation ist die Chance gegen Sektierer und Radikalisierung zu wirken.

    Die Linke wünscht, soweit ich das verstehe, eine bessere Welt, eine gerechte Gesellschaft und Gewaltlosigkeit.

    Als Vollsortimenter der Politischen Programme wird sie das aktuelle Momentum nutzen das Programm zu überarbeiten, zu bewerten und wieder zu überarbeiten, immer wieder. Das Bessere ist der Feind des guten.

    Radikale sind auch Menschen. Menschen die sich aus ihrer Blase in, für sie neue Gefilde begeben können etwas verändern. Ihre Umgebung und vielleicht sogar sich selbst.

    Herzlich willkommen, zu Kaffee oder Tee, mit oder ohne Sahne, mit oder ohne Süße.



    Willkommen auf dem gemeinsamen Weg zum besseren.

    PS: Sogar Sarah Wagenknecht ist ein Mensch.

  • Es sollen .... eingetreten sein. Sollen.



    Wieviel sind denn ausgetreten?

    "Ziel sei es, die Partei „konstruktiv und kritisch, aber vor allem aktiv und radikal mitzugestalten“, heißt es im Aufruf." Die Frage ist, was diese Gruppe unter "radikal" versteht. Wenn ich mich recht erinnere, will diese Linke zuerst im bürgerlichen Lager ihre Koalitionsfähigkeit unter Beweis stellen. Im Gegensatz zu der Wagenknecht-Gruppe will sie sich den Feindbildern der etablierten Parteien anschließen. Na dann viel Glück.

  • "Die Partei sei die einzige Organisation, die Linksradikale, Arbeitslose in Ostberlin, Bäuerinnen in Brandenburg, Autobauer in Süddeutschland, Kulturlinke und humanitäre NGO-Vertreter*innen verbinde."

    Also bei Linksradikalen, Arbeitslosen und Kulturlinken (welch sprechende Bezeichnung...) gehe ich mit, aber ich befürchte die Bäuerinnen aus Brandenburg und die Autobauer aus Süddeutschland reiben sich verwundert die Augen.

    • @Samvim:

      Schon bei Arbeitslosen hätte ich meine Zweifel...

    • @Samvim:

      Naja, in dem Bericht wird halt recht unverblümt und offen beschrieben was Sache ist. Bisher ist sehr viel stärker auf das Wording geachtet worden. Das kann jetzt ein Versehen sein oder ist Teil der Neuausrichtung. We will see.

  • "Über 500 Linksradikale wollen am Montag der Linkspartei beitreten."



    Ich mag weder eine AfD mit Rechtsradikalen, als eine Linke mit Linksradikalen.



    Sich jetzt auch noch zu radikalisieren wäre der endgültige Untergang der Linke. Nur weil dies bei der AfD klappt ist es noch lange nicht richtig.



    Macht eine klare Linkspolitik, links der SPD, aber nahe genug am Bürger.



    Macht keinen all erschlagenden Bauchladen in den Wahlversprechen, sondern wenige, dafür prägnante und wichtige Ziele.



    Lasst auf jeden Fall keine Radikalisierung zu.

    • @Rudi Hamm:

      Ist manchmal doch für was gut: Information. de.wikipedia.org/wiki/Radikalismus

      • @Vollgut2000:

        Aus ihrem Link:"eine politische Einstellung, die grundlegende Veränderungen an einer herrschenden Gesellschaftsordnung anstrebt."



        genau das will ich aber nicht.

        • @Rudi Hamm:

          Bitte - Sie können glauben, woran Sie wollen, aber: bitte schmücken Sie sich nicht in anarchistischen Farben, wenn Sie nicht wissen, was das ist.

    • @Rudi Hamm:

      Sie kennen den Unterschied zwischen radikal und extremistisch?

  • Die (für mich) entscheidende Frage wird hier konsequent ausgeklammert: Wie hält die erneuerte Linke es mit Putin und seinem Versuch, die Ukraine zu erobern?

    • @CarlaPhilippa:

      Eine gute Frage, die nach klarer Antwort ruft.

  • Tritt ein, bring Geld herein.



    Damit wir unseres behalten können.

  • +++500 Linksradikale+++ ist das eine selbstbezeichnung dieser gruppe?

  • Angesichts der derzeitigen Performance bleibt abzuwarten, wie die Die Linke die Wiederholungswahl zur Bundestagswahl übersteht und ob sie ihre beiden berliner Direktmandate verteidigen kann. Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Die Linke bereits zum kommenden Osterfest außerparlamentarisch wäre.

  • Da wird wohl jetzt auch Frau Rackete in die Linkkspartei eintreten.



    Wäre konsequent.