piwik no script img

Klimaprotest gegen Öl-PipelineFranzosen pfeifen auf Total

Mit einer riesigen Pipeline will der Energiekonzern Total Erdöl in Ostafrika fördern. Umweltaktivisten warnen vor Umwelt- und Klimaschäden. Mit dabei: Luisa Neubauer.

„Total ist der Ökoterrorist!“: Protestmarsch am Freitag in Paris Foto: ap

Paris dpa | Umweltaktivisten haben vor der Hauptversammlung des Energieriesens Total gegen dessen geplante Ölpipeline in Ostafrika protestiert. Die Demonstrantinnen und Demonstranten versuchten am Freitagmorgen, den Zugang zum Versammlungsgebäude der Aktionäre zu versperren. Wie auf Fernsehbildern zu sehen war, gab es dabei auch Zusammenstöße mit der Polizei. Mehrere Hundert Aktivisten begrüßten ankommende Aktionäre mit Rufen und Pfiffen.

Man wolle die Aktionäre dazu aufrufen, keine fossilen Energien mehr zu finanzieren und aus dem Pipeline-Vorhaben auszusteigen, sagte die ugandische Umweltaktivistin Patience Nabukalu von Fridays for Future der Deutschen Presse-Agentur in Paris. „Total ist ein Klimakiller für uns.“ Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer sagte an Kreditgeber gerichtet: „Banken, die das Wort Nachhaltigkeit auch nur in den Mund nehmen, sollten grundsätzlich ausschließen, diesen Konzern zu finanzieren.“

Anfang vergangenen Jahres war das milliardenschwere Projekt zur Förderung von Erdöl in Uganda und Tansania an den Start gegangen. Total hält an dem Vorhaben mit rund 57 Prozent den größten Anteil. Auch beteiligt sind die China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) mit einem Anteil von rund 28 Prozent und die Uganda National Oil Company (UNOC) mit etwa 15 Prozent. Das Investitionsvolumen beträgt laut Total insgesamt etwa 10 Milliarden US-Dollar.

Das Öl soll in einer neuen 1.443 Kilometer langen Pipeline von Ölfeldern in der Nähe des Albertsees im Westen Ugandas durch Tansania bis zum Indischen Ozean gebracht und von dem tansanischen Hafen Tanga aus verschifft werden. Erwartet wird eine Fördermenge von 230.000 Barrel pro Tag. Bereits 2025 soll das erste Öl exportiert werden.

Mehr als 10.000 Menschen für das Projekt vertrieben

Umweltschützer fordern schon länger, das Projekt nicht zu finanzieren. Sie fürchten eine Verschmutzung ugandischer Seen und die Zerstörung von Lebensräumen seltener Tierarten. Nabukalu zufolge wurden bereits vor dem Bau der Pipeline mehr als 10.000 Menschen für das Projekt vertrieben. Einmal betrieben, würde durch das Vorhaben zudem ein Vielfaches der jährlichen Emissionen Ugandas ausgestoßen: „Es wird die Klimakrise in Afrika nur verstärken.“

Erst am Dienstag hatten bei der Hauptversammlung des Öl-und Gaskonzerns Shell in London Klimaaktivisten gegen die weitere Ausbeutung fossiler Energieträger demonstriert und die Sitzung verzögert. Unter anderem riefen sie Slogans wie „Shut down Shell!“ („Macht Shell dicht!“), „Go to hell, Shell“ („Fahr' zur Hölle, Shell“) oder „climate criminals“ („Klima-Verbrecher“). Einige versuchten, die Bühne zu stürmen.

Dutzende Demonstranten wurden nacheinander von Sicherheitspersonal aus dem Saal gebracht. Bei den Aktivisten handelte es sich der Nachrichtenagentur PA zufolge um Shell-Aktionäre, die legal Zugang zur Hauptversammlung erlangt hatten. Der Protest begann, als die Anteilseigner über die Umweltpläne des Konzerns abstimmen sollten. Immerhin etwa 20 Prozent stimmten für einen alternativen Plan, den Klimaschützer aus dem Kreis der Investoren vorgelegt hatten.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • "Aber da der Kolonialismus hoffentlich überwunden ist"

    95% aller afrikanischen historischen Kulturgüter kann die Bevölkerung Afrikas nur betrachten wenn sie Afrika verlassen.... Heute, 2023, und auch bis auf Weiteres.

    Uganda und Tanzania haben sich bei der UN Resolution zum Krieg in der Ukraine der Stimme enthalten. Trotzdem sind Preise für Kraftstoff und Gas zum Kochen sind in die Höhe geschossen. Wenn eine Familie von 100€ im Monat lebt kann das ganz schnell zum Kofferpacken führen.

    In Deutschland werden für Braunkohle Dörfer plattgemacht aber die "Afrikanern" werden dazu gezwungen Ihre Energiereserven im Boden zu lassen? Die Manager von China National Offshore Oil Corporation werden sich die Hände reiben.

    • @Sam W:

      Wollen Sie damit sagen, dass das Öl gefördert werden soll, damit es den Ugandern gut geht?

      • @Mitch Miller:

        Nein, ich will damit sagen dass die Menschen in Uganda entscheiden sollen was mit Ihren Rohstoffen geschieht.

        • @Sam W:

          Hmja...das wäre sinnvoll. Aber ich glaube, die haben nicht annähernd das KnowHow, um Öl zu fördern. Also müssen doch fremde Firmen reingelassen werden.

          Leider bekommt davon die Bevölkerung nichts ab ausser verseuchte Böden und Gewässer.

          Ansonsten wäre es langfristig für die Ugander auch besser, das Öl im Boden zu lassen.

  • Protest gegen Total ist eingängig.



    Aber da der Kolonialismus hoffentlich überwunden ist, sind die Entscheider in Uganda und Tansania - auch wenn Lobbyismus sicher eine Rolle spielt.



    Protest gegen die Entscheider ist aber wesentlich geringer. Wenn man Total als Haupttreiber ansieht, wirft das ein sehr schlechtes Licht auf diese Länder.



    Demensprechend verbitten sich die Politiker das auch.



    Ja, Klimawandel wird auch von denen befeuert, die mit am meisten darunter leiden.