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Einheitliche LadekabelEU-Kommission warnt Apple

Ende 2024 werden einheitliche Anschlüsse für Ladegeräte wie Smartphones zur Pflicht. Die Befürchtung: Apple könnte wieder einen Sonderweg suchen.

Ab 2024 sollen EU-weit alle Ladekabel dem USB-C-Standard entsprechen und überall einsetzbar sein Foto: Action Pictures/imago

Brüssel/Berlin dpa/taz | Die EU-Kommission hat Apple davor gewarnt, beim bevorstehenden Wechsel der Ladestecker-Technologie der iPhones einige Funktionen für vom Konzern zertifiziertes Zubehör zurückzuhalten. Einschränkungen im Zusammenspiel mit Ladegeräten seien unzulässig, betonte EU-Industriekommissar Thierry Breton in einem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel vorliegt.

Die EU hat im vergangenen Jahr beschlossen, dass einheitliche Anschlüsse für Ladegeräte verpflichtend werden. Standard soll dann ein USB-C-Anschluss sein, mit dem heute schon zahlreiche Smartphones und einige Notebooks ausgestattet sind. Im ersten Schritt, der voraussichtlich Ende 2024 greift, geht es um eine ganze Reihe von Geräten: Tablets, Kopfhörer, Headsets, tragbare Spielkonsolen und Lautsprecher, digitale Kameras, E-Reader, Tastaturen, Computermäuse, portable Navigationsgeräte und elektronisches Spielzeug. 2026 kommen dann auch Notebooks dazu.

In iPhones kommen seit 2012 Apples hauseigene „Lightning“-Ladestecker zum Einsatz. Der Konzern lobbyierte viele Jahre in Brüssel erfolgreich gegen die Pflicht zum einheitlichen Anschluss. Die EU setzte, obwohl die Probleme bezüglich Elektroschrott durch überflüssige Ladekabel bekannt waren, zunächst auf eine freiwillige Selbstverpflichtung.

Kommissar Breton bezog sich mit seiner Warnung nun auf Medienberichte, wonach Apple erwäge, mithilfe eines Authentifizierungs-Chips das Laden oder die Datenübertragung über Zubehör ohne Apple-Zertifizierung einzuschränken. „Geräte, die die Anforderungen an das einheitliche Ladegerät nicht erfüllen, werden auf dem EU-Markt nicht zugelassen“, betonte Breton. Die Kommission habe Apple bei einem Treffen Mitte März daran erinnert.

Technisch wären die Pläne von Apple möglich

Bis zum dritten Quartal dieses Jahres will die Brüsseler Behörde einen Leitfaden veröffentlichen, um eine „einheitliche Auslegung der Rechtsvorschriften“ sicherzustellen. Die Vorsitzende des Binnenmarktausschusses des EU-Parlaments, die Grünen-Politikerin Anna Cavazzini, warf Apple vor, sich den EU-Regeln entziehen zu wollen.

Apple äußert sich weder zu den Berichten noch zu Bretons Schreiben. Für die „Lightning“-Kabel hat Apple ein Zertifizierungs-Programm. Der Konzern warnt, dass nicht zertifizierte „Lightning“-Kabel Geräte beschädigen oder nicht ordentlich funktionieren könnten. Technisch möglich wäre es etwa, schnelles Laden oder Datenübertragung mit hohem Tempo nur bei zertifizierten USB-C-Kabeln zuzulassen.

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13 Kommentare

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  • @STROLCH

    So ein Unsinn.

    Ihre Schuko-Steckdosen sind auch normiert. Auch Ihre Fahrradventile (Sie fahren hoffentlich Fahrrad, nicht Auto: sonst "leiden" Sie noch viel mehr unter Regulierungswut?).

    Allzu spätes Eindämmen eines Wilden Westens, der der Gesellschaft nur Schaden zufügt würde ich das nennen.

  • Die Maßnahme kommt 15 Jahre zu spät, aber besser spät als nie. Kein souveräner Staat darf zulassen, dass die Staatsbürger übers Ohr gehauen werden.

  • Regulierungswut würde ich das nennen. Es gibt keine Notwendigkeit für einen einheitlichen Anschluss. Beim E-Auto gibt es eine Notwendigkeit. Und siehe da: Alles einheitlich (nur ein paar ältere Autos haben noch den alten Anschluss).

    • @Strolch:

      Es spart Elektroschrott ein wenn ich nicht für alles ein anderes Kabel brauche, die Herrsteller brauchen dann gar keine Kabel beizulegen. Ich hab mir einmal ein hochwertiges USB-C Kabel geholt mit dem Lade ich Handy, Köpfhörer und alles was sonst noch so in Zukunft anfällt. Hab mal vor ein paar Jahren die alte Kabelkiste aussortiert, dieser Blödsinn das jedes Handy ein anderes Kabel brauchte war echt Schwachsinn.

      Standardisierung ist bei solchen Dingen übrigens seit Jahrzehnten der Standard. Wir haben ja auch mehr oder weniger einheitliche Batterien.

    • @Strolch:

      Regulierungssegen würde ich das nennen. Auf das nette Zusatzgeschäft mit eigenen Ladekabeln muss Apple in der EU verzichten.



      Die EU-Bürger lassen sich durch kundenfeindliche Aktionen Dank der EU nicht so leicht veräppeln.

  • Warum sollte Apple auf seinem Anschluss verzichten? Die EU maßt sich was an, was ihr nichts angeht. Es ist eine Entscheidung des Verbrauchers.

    • @uffbasse:

      Wenn ich Apple-Geräte verwende, gibt Apple mir vor, welche Kabel ich verwendennkann. Da kann ich nichzs entscheiden, außer, keine Apple-Geräte zu verwenden.

      Was ich auch nicht tue. Mir ist es aber auch nicht egal, was andere Verbraucher tun, denn wenn Sie für jedes Endgerät ein eigenes Kabel verwenden, landet der Elektroschrott in unserer gemeinsamen Umwelt. Das schadet mir.

      Deshalb: sehr gut, dass die EU sich endlich durchringt, Apples und Ihre Entscheidungsfreiheit in dieser Sache zugunsten der Umwelt und der Allgemeinheit einzuschränken.

      • @sàmi2:

        Deswege habe ich Apple. Und ich kann damit leben. Wer das nicht will, kauft sich was anderes. Auch damit kann ich leben.

    • @uffbasse:

      Warum sollte ich anhalten, wenn Sie über den Zebrastreifen gehen wollen? Der Gesetzgeber maßt sich hier etwas an, was ihm nicht zusteht. Es ist eine Entscheidung der Autofahrerin.

      • @CarlaPhilippa:

        Welch ein absurder Vergleich ...



        Der Gesetzgeber soll die Bürger*innen schützen. Am Zebrastreifen ist das sinnvoll, beim Handykabel ist das abwegig. Der Gesetzgeber regelt ja auch nicht welches einheitliche Klopapier zu verwenden ist.

    • 6G
      652797 (Profil gelöscht)
      @uffbasse:

      Welcher Verbraucher beschwert sich wenn er nur noch ein Kabel braucht?

      • @652797 (Profil gelöscht):

        Ich beschwere mich. Außerdem kann es nie schaden zwei oder mehr Kabel zu haben. Man hat auch mehr Teller, Tassen, Löffel, Messer, Gabeln, mehr Socken, mehr Hosen usw. und so fort.

        • @uffbasse:

          Teller, Tassen... Die kein Elektroschrott sind, und die man auch verwendet.

          Aber grundsätzlich: Ich stelle Apples Recht infrage, Produkte zu vermarkten, die unsere gemeinsame Umwelt und Ressourchen mehr belasten als erforderlich. Das schränkt mich ein in meiner Lebensgestaltung, und noch mehr meine Kinder und Enkel.

          Wenn Apple ebenfalls USB-C verwendet, schadet Ihnen das hingegen nicht, und schränkt Sie auvh nicht ein. Sie können dann weiter Apple-Produkte kaufen und verwenden.