Konsterniert im Apple-Store: Per du mit dem Servicepersonal

Wenn der Laptop nicht mehr lädt, ist spontane Hilfe schwer zu finden. Der eine Shop braucht 14 Tage, der andere hat nicht mal eine Anstell-Schlange.

Menschen halten die Arme hoch und klatschen

Löste bei seiner Eröffnung 2009 noch Begeisterung aus: Apple Store im Alster-Einkaufszentrum Foto: Marcus Brandt/dpa

Hamburg taz | Es gibt Geräte, die halten und halten. Der kleine Staubsaugerroboter etwa düst seit neun Jahren verlässlich über den Teppich, nur einmal lahmte er und verlangte einen neuen Akku. Die Laptops der Firma mit Apfelsymbol sind etwas sensibler.

Der erste überstand die Spritzer eines umgekippten Glases Selter nicht. Da ginge nichts mehr, sagten die freundlichen jungen Menschen im Apple-Store im Alster-Einkaufszentrum vor vielen Jahren. Sie duzten zwar, aber sie putzten das im Homeoffice für die Autorin unverzichtbare Gerät ganz liebevoll, bevor seine Untersuchung die Unreparierbarkeit ergab.

Nach ein paar Tagen mit sehr feuchter Luft im Sommer 2023 war auch in Gerät Nummer zwei etwas korrodiert. Netterweise übernahm ein Bekannter den Gang zum Apple-Store und kam gleich mit einem Neugerät zurück. Gerät drei hielt sich seither wacker, teilte aber vor wenigen Tagen mit, dass es Strom braucht, und lies sich mit dem dafür gedachten Kabel nicht laden. Ersatzkabel von Gerät eins und zwei halfen nicht, der Steckertyp ist ein anderer.

Muss ja nicht immer Apple-Store sein, der Reparaturladen um die Ecke tut es auch, dachte die Autorin. Aber nein, dort warb man zwar mit dem Heilemachen auch dieser Marke, hatte aber nicht mal einen passenden Stecker. Der Mann am Tresen war nur bereit, das Gerät einzuschicken, Mindestdauer 14 Tage.

Im Apple-Laden ist Tag kein Termin mehr frei

Also doch im Feierabendverkehr ins Alster-Einkaufszentrum, mit einem Begleiter zur moralischen Unterstützung. Der Apple-Laden ist groß und licht und schick, es stehen darin ein paar hohe Tische mit Barhockern. An den Seitenwändern hängen Bilder, die Front zur Ladenzeile ist komplett offen und an der Rückwand verläuft ein Tresen wie in einer Bar.

Es scheint ein wuseliges Irgendwas, eine Mischung aus After-Work-Party und Vernissage, aber die Beziehungen der gut 20 Personen in diesem Raum zueinander sind nicht leicht durchschaubar. Nach etwa zehn Minuten schält sich heraus, dass einige dunkelblaue Shirts mit einen kleinen Apfelsymbol tragen. Alle sind beschäftigt, keiner schaut auch nur eine Sekunde auf, geschweige denn zur Autorin hin. Und die übrigen Kunden stehen und sitzen an den Tischen, aber so gleich verteilt, dass keine Schlange entsteht, an die sie sich höflich stellen könnte.

„Hm, hm“, möchte die Autorin am liebsten die Stimme erheben und in Anlehnung an Loriot sagen. „Ich bin Frau Soundso und ich kaufe jetzt hier ein!“ Aber es würde wohl keinen interessieren. Da entdeckt sie nah am Eingang einen jüngeren Verkäufer mit Tablet in der Hand, der mit einem Kunden spricht, der dann weiter geht. Tatsächlich hat er wohl eine Art Auskunft erteilt. Sofort da hin und die beste Frage stellen, um diesen Wirrwarr zu entkommen. „Entschuldigen Sie, können Sie mir das Organisationsprinzip hier erklären?“ „Du musst einen Termin haben“, antwortet er in der zweiten Person. Er zückt sein Tablet und analysiert, dass es an diesem Abend nichts mehr wird mit dem Termin. Also umsonst ins Alster-Einkaufszentrum gefahren.

Echte Verzweiflung wirkt

Ob sie nicht probieren könnten, ob es nur am Kabel liegt? Das ginge doch schnell, bettelt die Autorin. Nein. Das mit der Terminvergabe ist wohl schon länger so. Vielleicht war auch nicht hilfreich, spontan auf dem „Sie“ zu bestehen. Irgendwann, der Dialog war längst wieder ins Du zurück gerutscht und die Verzweiflung – „Ich brauch das Gerät morgen für die Arbeit“ – echt, ließ sich der junge Mann erweichen und suchte uns einen Kollegen. Wir durften nun zum Tresen vortreten.

Na endlich, der Mitarbeiter holt ein Bündel mit Steckern und Kabeln hervor, klappt unser Gerät auf, und sagt dann selber fast freudig überrascht: „Er lädt.“ „Könnten Sie uns denn ein neues Kabel verkaufen?“ Kurze Pause. Ja, das geht, tatsächlich. Zwei Meter Schnur für 35 Euro. Es sei nicht der Stecker kaputt, nur der Draht im Kabel. Der war, so fällt der Autorin nun siedend heiß ein, neulich doll verbogen worden, weil er auf dem Teppich lag und der Staubsaugerroboter ihn um seine Bürsten wickelte. Der Unermüdliche.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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