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Kommunalwahlen in EnglandWeder Sunak noch Starmer

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Die Kommunalwahlen haben den Tories eine riesige Niederlage beschert. Auch für Labour sieht es schlecht aus. Freuen können sich nur die Grünen.

Premier Rishi Sunak schnitt bei den Kommunalwahlen noch schlechter ab als seine Vorgängerin Foto: Gareth Cattermole/Pool Photo via AP

R ishi Sunak schafft es nicht. Zuletzt schöpften die regierenden Konservativen in Großbritannien zum ersten Mal seit Langem wieder ein wenig Hoffnung: Ihr neuer Premierminister löste vertrackte Probleme wie das Nordirland-Protokoll und stabilisierte die Wirtschaft nach den Corona- und Ukrainekrisen unter Boris Johnson und dem neoliberalen Wahnsinn von Liz Truss. Doch nun haben die Kommunalwahlen in weiten Teilen Englands den Konservativen eine gigantische Niederlage beschert, und Labour ist zum ersten Mal seit Tony Blair wieder stärkste kommunale Kraft.

Das ist für Sunak umso schmerzhafter, als in den zur Wahl stehenden Wahlkreisen und Gemeinden zum letzten Mal vor vier Jahren gewählt wurde – zum Höhepunkt der Krise der Regierung Theresa May. Sie trat wenige Wochen später zurück. Sunak hat nun Mays Tiefpunkt noch unterboten – was macht er? Nächstes Jahr wählt Großbritannien ein neues Parlament. Vor vier Jahren holten sich die Tories Boris Johnson, um ihre Haut zu retten, mit Erfolg. Diesmal ist das nicht in Sicht.

Aber wenn Labour-Oppositionsführer Keir Starmer sich jetzt auf dem sicheren Weg Richtung Downing Street wähnt, freut er sich womöglich zu früh. Labours Stimmenvorsprung vor den Konservativen ist deutlich geringer als in den Meinungsumfragen. Von den Mandaten, die die Tories verloren, hat Labour nur die Hälfte ergattert, die anderen gingen an Liberale und Grüne. Vor allem Letztere erleben einen Höhenflug: Kommunalpolitik in Zeiten der Klimakrise und der Wohnungsnot ist Umweltpolitik, und darin sind weder Tories noch Labour gut.

Für die Wahlen 2024 bedeutet das: Es gibt Wechselstimmung, aber das Rennen ist offen. 2019 trafen mit Boris Johnson und Jeremy Corbyn zwei Populisten aufeinander, die beide in ihren jeweiligen Milieus Begeisterung entfachten. 2024 werden es mit Rishi Sunak und Keir Starmer zwei Technokraten sein, für die sich niemand begeistert. Der Wechsel von der beliebten Queen zum verregneten Charles erscheint fast symptomatisch: Es brechen graue Zeiten an.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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9 Kommentare

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  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Von den Mandaten, die die Tories verloren, hat Labour nur die Hälfte ergattert, die anderen gingen an Liberale und Grüne.""

    ==

    Die Tories haben 960 Councillors verloren und Labour unter Starmer hat 635 gewonnen: Demnach machen nach Adam Riese die Gewinne von Labou rund 2/3 der Verluste der Tories aus.

    2. 71 Councils sind nach den Wahlen unter der Kontrolle von Labour - gegenüber lediglich 31 Councils sind unter Kontrolle der Tories verblieben.

    Das bedeutet: In 42 ehemnaligen Tory councils konnte keine der Oppositionsparteinen - auch Lib-Dems und Grüne nicht - eine Mehrheit gewinnen.

    Etwas anderes wäre nach den letzten 7 Jahren auch nicht zu erwarten gewesen.Der Brexit hat das Land brutal gespalten und nach dem politischen Wahnsinn von Johnson & Truss haben die Konservativen Mehrheit und Wähler verloren nachdem klar wurde, das beide das Land wirtschaftlich und gesellschaftlich mit einem lauten Knall gegen die Wand gefahren haben.

    Wunden lecken ist angesagt - mit dem 7 bis 9% Vorsprung für Labour in den Umfragen kann Starmer gut leben - Sunak nicht - weil ohne Aussicht auf Erfolg - da er den Handelsvertrag mit den USA nicht bekommen wird und weil der Erkenntnisprozess, das der Brexit sich als Rohrkrepierer "outet", weiter anhält.

  • dann waere es jetzt mal wieder an der zeit, das britische wahlsyystem genau zu erklaeren, und warum das trotzdem alles nichts bringt und UK in einem ewigen 2 parteien system gefangen bleiben wird

  • Alles Super!



    Tories hat sowas von ausgedient!



    Rot-Grün ist der Weg der sozial ökologischen Transformation.



    Hier wie dort.

    • @Nilsson Samuelsson:

      Wirklich? In D wollen die Menschen aber weiterleben, wie bisher und glauben, daß ein paar Radwege mehr und der Austausch von Antriebsart oder Brennstoff für die immer größeren "Privatpanzer", genügt. In GB wird es ähnlich sein.

      • @Matt Gekachelt:

        Hm...und was meine Sie jetzt konkret?



        Dann lieber weiter mit Tories & Co. und noch mehr Neoliberalismus?



        Ich meine ist schon klar, alle wählen was sie wollen.



        Korrektur: In MEINEN Augen haben Tories ausgedient.

  • Wenn drei Rivalen im Rennen sind bräuchte Tories also statt bisher 34% demnächst nur noch 26% für eine rein mathematisch Mehrheit.

  • Das ist eine interessante Wahlanalyse.



    Labour hat mit gut 2500 Stimmen eine klare Mehrheit in den Regionalen Parlamenten, die tories verlieren 1000 Mandate und halbieren Ihre damit um die Hälfte.



    Das scheint doch ein klarer Trend zu sein.



    Nun sollen die Grünen die Gewinner sein, die nicht einmal 500 Stimmen in den Regionen haben?



    Es ist zwar klar, dass auch Grüne und Liberaldemokraten Zugewinne verzeichnen, doch die Zahlen machen deutlich, dass labour die klaren Wahlgewinner sind .

  • Die britischen Grünen, die deutlich links von ihrer deutschen Schwesterpartei stehen, profitieren nicht zuletzt davon, dass Starmer Labour regelrecht von Corbyn-Anhängern gesäubert hat - wieso sollte man also Linker noch eine de facto liberal-konservative Partei wählen, die sogar Intellektuelle und Künstler wie Ken Loach ausgeschlossen hat?

  • Ich hoffe ja mehr auf grüne Zeiten. Mögen die Brit*innen da Richtige tun.