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Dopingfall beim Hamburger SVKann nicht wahr sein

Nach der positiven Dopingprobe von Verteidiger Mario Vušković bedauern die Verantwortlichen vom HSV ihren Spieler. Zugleich attackieren sie die Nada.

Alte Zeiten: Mario Vušković (2.v.l.) bejubelt im November seinen Treffer gegen Jahn Regensburg Foto: Christian Charisius/dpa

Das Schicksal meint es nicht gut mit dem Hamburger SV. Davon sind jedenfalls die Fans des Fußball-Zweitligisten fest überzeugt. Seit vier Jahren schon ist der Aufstieg am Ende stets greifbar nahe gewesen und doch nie Wirklichkeit geworden. Und jetzt auch noch das: ein Dopingfall! Im Fußball! HSV-Trainer Tim Walter sprach Anfang des Jahres gegenüber der Bild-Zeitung von einer schwierigen Situation, die er so noch nie erlebt habe. „Die Seelenlage“ seines gesperrten Innenverteidigers Mario Vušković sei natürlich nicht gut. Aber sie hätten ein so gutes Verhältnis zueinander, dass sie über alles sprechen könnten.

Ein Urteil ist über Vušković noch nicht gesprochen worden. An diesem Dienstag hat der Deutsche Fußball-Bund dem Wunsch des Kroaten entsprochen und die Abgabefrist für seine Stellungnahme bis zum 17. Januar verlängert. DFB-Kontrollausschuss und DFB-Sportgericht entscheiden dann über den Fortgang des Verfahrens.

Bei einer im September genommenen Trainingsprobe wurde im Blut des 21-jährigen Kroaten nichtkörpereigenes Erythropoetin, besser unter dem Kurznamen Epo bekannt, entdeckt. Im November wurde es öffentlich gemacht, die daraufhin beantragte B-Probe bestätigte das Ergebnis.

Wenn man Walter nun reden hört, könnte man glauben, Vušković sei Opfer eines unvorhersehbaren Schicksalsschlags geworden und in den Händen dunkler Mächte wie der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada). Er sagte: „Die Nada hat ihr Monopol. Man erhält keine Informationen. Man weiß nicht, was da abgeht. Da ist es für mich und uns schwer zu handeln.“

Kritik an der Anti-Doping-Agentur

Und auch der HSV-Sportvorstand sieht derzeit vor allem in der Nada den Übeltäter. Deren Procedere, erklärte er am Wochenende, werfe viele Fragen auf. Man fühle sich alleingelassen. „Wir sind bereit, das alles aufzuklären, aber die Kooperation von der anderen Seite lässt doch zu wünschen übrig.“ Vušković sei bereit gewesen, einen DNA-Test machen zu lassen, um sicherzustellen, dass die positiven Proben tatsächlich von ihm seien. Die Nada, sagte Boldt, habe das „irgendwie“ abgelehnt.

Die Replik kam umgehend. Die Nada klärte in einer Stellungnahme auf, der DFB und nicht die Nada führe das Verfahren. Sie begleite dieses nur. Anträge müssten demnach also an den DFB gestellt werden. Man sollte eigentlich davon ausgehen, dass ein Vorstand eines Profifußballvereins um diese Regeln weiß. Möglicherweise hat der DFB gegenüber dem HSV der beratenden Nada den schwarzen Peter zugeschoben. Klärte doch die Nada in demselben Schreiben auf, ihr Regelwerk sehe keine DNA-Tests vor.

Das Verhalten der HSV-Verantwortlichen steht exemplarisch für das Verhältnis des Fußballs zum Doping. Lieber klammert man sich an die unwahrscheinlicheren Theorien von verwechselten oder manipulierten Proben, als sich seriös mit der Möglichkeit auseinanderzusetzen, dass Fußballprofis sich unerlaubte Vorteile verschaffen könnten.

Beispiele dafür gibt es in der Vergangenheit zur Genüge. Die Staatsanwaltschaft in Italien sah Epo-Doping bei Juventus Turin in den 90er Jahren durch ein Gutachten belegt, das extrem schwankende Hämatokritwerte von zehn Spielern auf den Einsatz des Dopingmittels zurückführte. Der ehemalige Fußballprofi Lotfi El Bousidi kam bei seiner Diplomarbeit im Jahr 2016 zu dem Ergebnis, dass mindestens 10 Prozent der deutschen Profi­fußballer schon einmal gedopt haben. Er hatte 150 Profifußballer anonym befragt.

Mario Vušković drohen bis zu vier Jahre Sperre. Seit November kann er nicht mehr mit der Mannschaft trainieren. Es ist gewiss nicht nur die Fürsorge, die den HSV gegen die Nada in die Offensive treibt. Der Marktwert von Vušković ist laut dem Portal Transfermarkt mit 5 Millionen Euro der höchste im HSV-Kader. 3 Millionen Euro haben die Hamburger erst im Frühjahr 2022 für ihn ausgegeben. Sollte die Strafe vom DFB nicht zu hart ausfallen, dürfte der Verlust sich noch begrenzen lassen. Ein Ersatz für Vušković soll möglichst in den nächsten Tagen verpflichtet ­werden.

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4 Kommentare

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  • Das Dopingmittel führt dazu, dass man den Mund nicht mehr schließen kann. Siehe Foto!

  • Den erlittenen Schaden kann sich der Verein vom Spieler ersetzen lassen.

    • @DiMa:

      Welchen erlittenen Schaden denn? Die Hoffnung, dass ein Spieler in einigen Jahren noch x Millionen mehr in die Kasse spült als man ihm hinterher geworfen hat?

      Ein Fussballspieler kann sich morgen plötzlich depressiv über den Platz schleppen oder nach und nach moppelig fressen oder vom Gegner einen fiesen Tritt in sein Sportgerät bekommen. Dann war's das auch mit Marktwert.

      • @Der dreckich Katz:

        Nur das es zwischen Verein und Spieler in der Regel halt Verträge gibt, in denen bestimmte Verhalten verboten sind.

        Gegen Verletzungen sichern sich die Vereine in der Regel bei Versicherungen ab.

        Der Verein sollte sein Contract-Management überdenken, wenn es für den Fall der Sperre wegen Dopings keine entsprechende Schadenersatzklausel geben sollte.