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Die WahrheitBaum und Kugel

Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Heute darf sich die Leserschaft über ein Poem zu einem weihnachtlichen Chaos freuen.

Illustration: Anna Zimmermann

Die Christbaumkugel sprach zum Baum:

„Was bist denn du für einer?

Erhabenheit liegt dir wohl kaum,

du mickrig Klitzekleiner.

Auch ist dein Stämmchen furchtbar krumm.

Dein Wuchs: Ich muss ihn tadeln.

Dein blasses Grün wirkt fade, dumm.

So spärlich: deine Nadeln.

Du bist als Weihnachtsbaum verkehrt.

Man sollt dich Brennholz heißen.

Ach nein, das ist zurzeit mehr wert

als du – bei diesen Preisen.“

Nun kam die Katze angerannt,

um mit dem Baum zu spielen.

Die fand es äußerst amüsant,

wenn Christbaumzierden fielen.

Da hielt der Baum die Kugel fest,

die im Geäst schon schwankte.

Die Katze fauchte aus Protest,

die Kugel aber dankte:

„Ich revanchier mich tausendfach

für deinen Halt am Zweige!“

Der Christbaum winkte ab und sprach:

„Geh einfach in dich: Schweige.“

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11 Kommentare

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  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Steigt die Katze ins Geäst,



    Gibt das selten nur Protest.



    Doch die Aufregung ist groß,



    Ist der Baum die Spitze los



    taz.de/Aktion-der-...neration/!5904198/

    • @95820 (Profil gelöscht):

      -



      Die Geschichte ist ein Hit.



      Doch wer nahm blos die Spitze mit.



      Die Kugeln war'n ja auch schon dran,



      wie man im Foto sehen kann.



      Bei wem Schmückt sie nun den Raum



      als wunderschöner Weihnachtsbaum?

      • @Nicki Müller:

        Wenn jemand dergleichen frägt,



        Hatte vielleicht selbst gesägt?



        Was, wenn die sich nun entschließen,



        Die Kugeln auch abzuschießen?



        Als Appell ans Überleben



        Kugeln aneinander kleben?



        Während ich darüber lach,



        Droht den Tät_ern Ungemach.

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Martin Rees:

          Würd' LG mit Kugeln schießen,



          würde mich das sehr verdrießen.



          Ihr Supertipp für's Überleben:



          „Kugeln aneinander kleben!“,



          Es gilt für alle Menschenmassen:



          „Kleben und auch Kleben lassen.“



          Wir wollen lieben statt zu hassen.



          Es lebe hoch das Friedensfest. -



          Die Katze kriegt ein warmes „Nest“.

  • ..... Das Eis an den Fensterscheiben taute



    Und der Tannenbaum schaute



    Durchs Fenster die Linde



    Da draußen, kahl und beschneit



    Mit ihrer geborstenen Rinde.

    Da dachte er an verflossene Zeit



    Und an eine andere Linde,



    Die am Waldesrand einst neben ihm stand,



    Sie hatten in guten und schlechten Tagen



    Einander immer so lieb gehabt.

    Dann wurde die Tanne abgeschlagen,



    Zusammengebunden und fortgetragen.



    Die Linde, die Freundin, die ließ man stehn.

    Auf Wiedersehn! Auf Wiedersehn!



    So hatte sie damals gewinkt noch zuletzt. –



    Ja, daran dachte der Weihnachtsbaum jetzt,



    Und keiner sah es, wie traurig dann



    Ein Tröpfchen Harz, eine stille Träne,



    Aus seinem Stamme zu Boden rann.



    (Joachim Ringelnatz)

  • Der Baum

    im Topf ein Traum.

    Die Beschaffung

    mit Sackkarre ein machbarer Akt.

    Wir haben es nach Standortfindung gepackt.

    Kugeln Gold und Blau.

    Frohes Fest wünscht

    Aujau

  • MANCHEM BAUMFREUND DER ALBTRAUM: DIE ZUKUNFT VOM TANNENBAUM



    //



    Merkmal ist für "magisch denken"



    Auch, dass Dinge die Welt lenken,



    Sachen, die 'tot' existieren,



    Sollen auch kommunizieren.



    So kann es dieses nun geben,



    Dass die Kugel hat ein Leben,



    Wie der Baum, der arme Wicht,



    Dessen Ende ist in Sicht,



    Dem Menschen Symbol für's Leben



    Sollt' er Weihnacht Hoffnung geben,



    Ohne Wurzel ist nun diese



    Etwas wie Welt "Paradiese",



    Quo ad vitam Illusion,



    Seit dem Tag des Schlagens schon.



    Dem Baum tät der Mensch mehr nützen,



    Könnte er sein Leben schützen,



    Samt Wurzeln in einem Fass,



    Oben trocken, unten nass.



    Auch wider die Waldnatur



    Ist die Baummonokultur.



    Und der Brauch, Bäume zu schlagen,



    Ist vielleicht in unsern Tagen



    Auch, da er nicht bibelfest,



    Einer, der sich ändern lässt.



    Christbäume bei den Vorfahren



    Gibt's erst seit sechshundert Jahren.



    //



    taz.de/Nachhaltige...chtsbaum/!5900766/



    //



    taz.de/Umweltschae...Braeuche/!5647344/



    //



    www.tagblatt.ch/le...tsbaums-ld.1402539



    //



    Dezember 2022, MR 🎄🎅

  • An Weihnachten kommt der Baum ins Zimmer.



    Dieses freut den Hund doch immer,



    hebt das Bein, pinkelt daran mit froher Gesinnung



    und übergibt den Baum somit seiner Bestimmung.



    -



    Frohe Weihnacht für alle Mann.



    Auch Hunde haben Freude dran.

  • IST DAS MUNDWERK DOCH ZU LOSE, WIRD NIX AUS DER SYMBIOSE



    //



    Sagt die Kugel zu dem Baum:



    "Hässlich bist Du, Nadeln kaum."



    Darauf der Baum zurück fragt:



    "Bist denn Du nicht splitternackt?"



    Denn der Baum ist schlank und rank,



    Wirkt dennoch auch etwas krank.



    Die Kugel rund, rot und feist



    Ist schon früher gern entgleist.



    Bäumen solch Spott zu ersparen,



    Lässt er sie zu Boden fahren.



    So ist vor Weihnacht bereits



    Sie im Christbaumkugel-Jenseits



    Und statt warmer Festtagswonne



    In der Kälte der Mülltonne,



    Kommt in die Verbrennung dann



    Was zu Schlacke führen kann.



    Für den Baum mit Nadelkleid



    Endet diese Weihnachtszeit



    Wenn er seinen Dienst gut tut



    An einem Festtag, dem "Knut".



    //



    praxistipps.focus....r-tradition_114496



    //



    Dezember 2022, MR

    • @Martin Rees:

      -



      Es sprechen die Kugeln: „Ach ihr armen



      Bäume habt mit uns Erbarmen.



      Am Ende eurer Baumschulzeit



      steht für die Menschen ihr bereit.



      Doch schmucklos will euch keiner sehen,



      drum lasst uns in Joint Venture gehen.



      Mit uns behängt habt ihr Glanz und Licht



      und dafür schüttelt ihr euch nicht.



      So kommen wir gemeinsam klar



      und freuen uns aufs nächste Jahr.



      Wir Kugeln werden wieder glänzen.



      Ihr werdet wohl die Schule schwänzen.



      Dorthin kehrt ihr nicht mehr zurück.



      Sucht als Brennholz euer Glück.“



      -



      Am Ende des Gedichtes



      ist die Moral von der Geschichte:



      Es wird sich immer überall gleichen



      bei Joint Venture geht einer über Leiche

      • @Nicki Müller:

        Ja, die Kugel als Symbol,



        Für das gute pralle Leben,



        Dachten die Erfind_er wohl,



        Kann mensch auch dem Baume geben.



        Hängt da nun im Kerzenlicht,



        Fängt auch nicht zu faulen an,



        Wird somit Obstleiche nicht,



        Kommt jährlich stets wieder dran.



        Viele Farben, oft aus Glas,



        Mancherorts gar mundgeblasen,



        Innen mit inertem Gas,



        Kein Genuss für Schnüffelnasen.



        Optisch ist sie oft der Star



        Unter dem Weihnachtsbaumschmuck,



        Ziemlich wertvoll Erbteil gar,



        Dann im fast antiken Look.



        Es geht auch extravagant,



        Kugel neu interpretiert,



        Wie im taz-Archiv ich fand,



        Baum mit Allerlei verziert.



        //



        taz.de/!208116/