Die Wahrheit: Baum und Kugel
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Heute darf sich die Leserschaft über ein Poem zu einem weihnachtlichen Chaos freuen.
Die Christbaumkugel sprach zum Baum:
„Was bist denn du für einer?
Erhabenheit liegt dir wohl kaum,
du mickrig Klitzekleiner.
Auch ist dein Stämmchen furchtbar krumm.
Dein Wuchs: Ich muss ihn tadeln.
Dein blasses Grün wirkt fade, dumm.
So spärlich: deine Nadeln.
Du bist als Weihnachtsbaum verkehrt.
Man sollt dich Brennholz heißen.
Ach nein, das ist zurzeit mehr wert
als du – bei diesen Preisen.“
Nun kam die Katze angerannt,
um mit dem Baum zu spielen.
Die fand es äußerst amüsant,
wenn Christbaumzierden fielen.
Da hielt der Baum die Kugel fest,
die im Geäst schon schwankte.
Die Katze fauchte aus Protest,
die Kugel aber dankte:
„Ich revanchier mich tausendfach
für deinen Halt am Zweige!“
Der Christbaum winkte ab und sprach:
„Geh einfach in dich: Schweige.“
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