Plan für EU-weiten Preisdeckel: Scholz pokert weiter beim Gas
Deutschland stemmt sich immer stärker gegen einen Preisdeckel in Europa. Das sorgt für Unmut im Rest der EU.
Deutschland hatte im Sommer das begehrte Flüssiggas zu Höchstpreisen eingekauft. Dies will die Bundesregierung auch künftig tun, um die Versorgung nicht zu gefährden. Doch ist dies nicht das einzige Argument, mit dem Berlin einen Preisdeckel ablehnt. Neuerdings beruft man sich auch auf die Finanzstabilität: Ein Eingriff in den Markt könne auch Banken erschüttern.
Die harte Haltung des Kanzlers wird von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geteilt. Der Grünen-Politiker stand bei einer Sondersitzung der EU-Energieminister am Dienstag in Brüssel auf der Bremse. Es habe zwar Fortschritte gegeben. „Aber wir sind noch nicht vollständig durch.“ Einige wichtige Punkte seien weiter offen, unter anderem die Höhe des Gaspreisdeckels.
Die EU-Kommission hatte zunächst ein Preislimit von 275 Euro pro Megawattstunde vorgeschlagen. Doch dies war selbst auf dem Höhepunkt der Gaskrise im Sommer nur an wenigen Tagen erreicht worden, der sogenannte „Marktkorrektur-Mechanismus“ wäre deshalb nicht ausgelöst worden. Nun sind 200 bis 220 Euro pro Megawattstunde im Gespräch. Doch das ist Berlin offenbar zu niedrig.
Mit seinem Pokerspiel macht sich Deutschland ziemlich unbeliebt. Die EU diskutiert bereits seit Oktober 2021 über gemeinsame Maßnahmen gegen die Energiekrise – immer stand Berlin auf der Bremse. Ein Gaspreisdeckel wird seit dem Frühjahr gefordert, vor allem Belgien und Griechenland machen Druck. Insgesamt sprechen sich 15 EU-Länder für ein Preislimit aus.
Die Blockade könnte nun auch den EU-Gipfel beschäftigen – wieder einmal. Bereits mehrere Treffen der Staats- und Regierungschefs sind an dieser heißen Kartoffel gescheitert. Die letzte Hoffnung ruht allerdings auf einem weiteren Treffen der Energieminister am kommenden Montag. Dort könnte Deutschland überstimmt werden, für einen Beschluss reicht eine qualifizierte Mehrheit.
„Dass man eine Lösung findet, zur Not über Mehrheitsentscheidungen, das kann wohl passieren“, räumte Habeck ein. Denkbar ist aber auch, dass sich die 27 EU-MItgliedsstaaten doch noch einigen – schließlich naht Weihnachten. Und da wollen alle ihre Ruhe haben.
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