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Midterms in FloridaGefährlich wie Trump, nur schlauer

Gouverneur DeSantis räumt bei den Zwischenwahlen ab. Sollte er für die Präsidentschaftswahlen antreten, müsste Trump zittern. Und auch die Demokratie.

Gegen Genderthemen und rassismuskritische Theorien an Schulen: DeSantis in der Wahlnacht in Florida Foto: Marco Bello/reuters

Berlin taz | Er ist wohl der strahlendste Wahlsieger dieser Zwischenwahlen in den USA: Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis. Mit fast 60 Prozent der Stimmen gewann er seine Wiederwahl – deutlicher als die erste 2018 und mit höheren Stimmanteilen in Florida als Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl 2020.

Der 44-Jährige gilt schon seit Monaten als größter möglicher Rivale Donald Trumps für die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2024. DeSantis selbst hat sich zu einer möglichen Kandidatur noch nie klar geäußert, hat sie allerdings auch nicht ausgeschlossen. Als er seine Siegesrede in der Nacht zum Mittwoch mit den Worten „Und ich habe erst begonnen zu kämpfen“ beendete, ließ das also viel Raum für Interpretationen.

Wer DeSantis’ mögliche Ambitionen allerdings definitiv ernst nimmt, ist Donald Trump. „Ich weiß nicht, ob er antreten wird. Aber wenn er antritt, könnte er sich selbst großen Schaden zufügen“, sagte Trump am Montag dem Sender Fox News. „Ich denke, er würde einen Fehler machen, ich denke, die Basis würde das nicht mögen, ich glaube nicht, dass das gut für die Partei wäre“, fügte Trump hinzu.

Aber Trump wäre nicht Trump, wenn er neben solchen fast ängstlichen Kommentaren nicht direkt in die hässliche Offensive ginge. „Ron DeSanctimonius“ nannte er DeSantis bei einer Veranstaltung in Pennsylvania am Samstag: Ron, den Scheinheiligen. Und er kündigte schmutzige Enthüllungen an: „Ich würde euch Dinge über ihn erzählen, die nicht sehr schmeichelhaft sind“, sagte Trump. „Ich weiß mehr über ihn als irgendjemand, außer vielleicht seiner Frau.“

Hartes Vorgehen gegen seine Gegner

Schließlich beklagte sich Trump noch über mangelnde Dankbarkeit von DeSantis. In einem Interview mit NewsNation sagte Trump, ­DeSantis sei 2018 nicht in der Lage gewesen, überhaupt eine Rolle zu spielen. „Als ich ihn dann unterstützt habe, war das Rennen gelaufen. Ich hab ihm die Nominierung besorgt. Nicht er, ich“, sagte Trump und fügte hinzu: „Ich dachte, er hätte dankbarer sein können, aber das ist seine Sache.“

DeSantis, der vor seinem Eintritt in die Politik 2012 als Militärstrafverteidiger tätig war, gehört seinerseits keineswegs zum moderaten Teil der Republikanischen Partei und wäre früher als „zu extrem“ angesehen worden. In seiner Siegesrede am Dienstagabend beschwor er, Florida verteidige unter ihm die Freiheit gegen den „woken Mob“. Florida sei, „wo die Wokeness stirbt“, rief er unter großem Jubel seiner Unterstützer*innen.

Als Gouverneur hat er in den letzten Jahren durch zahlreiche radikale Aktionen auf sich aufmerksam ­gemacht: Während der Coronapandemie ließ er die Maskenpflicht an Schulen abschaffen und drohte Schulleitungen, die darauf bestanden, mit Gehaltssperrungen. Ständig pöbelte er gegen den Chefvirologen und obersten Pandemiebekämpfer des Weißen Hauses, Antonio Fauci.

Er setzte ein Verbot der Beschäftigung mit der rassismuskritischen ­Critical Race Theory an Schulen durch und untersagte, dass in Kindergärten Genderthemen angesprochen werden. Als der Walt-Disney-Konzern ihn deswegen kritisierte, belegte DeSantis das Unternehmen mit Sanktionen, und als das Baseballteam der Tampa Bay Rays nach verschiedenen Schulmassakern Reformen im Waffenrecht ­forderte, sperrte er die staatlichen Sub­ventionen für deren Trainingsstätte.

Ganz oben auf der Liste

Zuletzt machte DeSantis landesweit auf sich aufmerksam, als er und mehrere andere republikanische Gouverneure unter falschen Vorspiegelungen Mi­gran­t*in­nen und Asylsuchende aus Florida in demokratisch geführte Bundes­staaten bringen und dort vor den Regierungsgebäuden absetzen ließen.

DeSantis ist also keineswegs gemäßigt – manche Analysten beschreiben ihn als „gefährlich wie Trump, nur schlauer“. Wenn die Republikaner nach diesen Wahlen, bei denen sie ihre Hoffnungen nicht erfüllen konnten, nach personellen Alternativen für 2024 suchen, steht DeSantis ganz oben auf der Liste.

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8 Kommentare

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  • Erzreaktionäre politische Inhalte machen ihn nicht gefährlicher als Trump. Gefährlicher als Trump wäre er, wenn er genau wie dieser politische Niederlagen nicht akzeptieren würde und damit eine Bedrohung für den Fortbestand der Demokratie wäre. Entscheidende Frage ist also, könnte er wie Trump einen Putschversuch starten. Droht auch mit ihm die Umwandlung der USA in eine Autokratie?

    • @vulkansturm:

      Ob er das täte, schwer zu sagen. Aber WENN, dann wäre er in dieser Rolle weitaus gefährlicher als Trump. Der hatte ja schon vor seinen Putschplänen das Militär und die Geheimdienste nahezu geschlossen gegen sich, was bei einem Putsch nun mal ein entscheidender Faktor ist. Bei Desantis, der bei der Navy gedient hat und sich in politischen Institutionen weitaus parkettsicherer bewegt als Trump, kann es in diesem kritischen Punkt eventuell anders aussehen. Ich halte ihn deswegen für eine größere Gefahr für Amerikas immer fragiler werdende Demokratie.

  • Dann also doch lieber Trump?!

  • Die politische Vita von Ron DeSantis lässt Schlimmes erahnen, ließe er sich nominieren und hätte Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur bei den Reps … und die hat er mit Sicherheit nach dieser furiosen Wiederwahl als Gouverneur von Florida und er zählt zum ultrakonservativen Flügel seiner Partei. Bei aller Fokussierung auf das Phänomen Trump hierzulande sollte das nicht unterschätzt werden.



    Trumpismus ohne Trump … ehrlich gesagt hatte ich das auch nicht auf dem Schirm bis zu diesen Midterms.

    • @Abdurchdiemitte:

      Ich würde gerne mehr über die politische Vita von Ron De Santis erfahren, die im Artikel genannten Beispiele überzeugen mich nicht.

      • @mir-kommen-die-tränen:

        Bitte:



        de.m.wikipedia.org/wiki/Ron_DeSantis



        Ich hoffe, dass reicht aus, um diesen Herren - möglicherweise den Nachfolger des jetzigen US-Präsidenten - und seine politischen Absichten besser einschätzen zu können.

  • Die Spannung steigt und wird uns die Möglichkeiten des scheinbar unmöglich geglaubten, vielleicht vor Augen , führen.

  • Armes Amerika. Land der begrenzten Möglichkeiten