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8 Milliarden Menschen auf der WeltWillkommen im Club

Mitte November wächst die Weltbevölkerung auf 8 Milliarden. Puh, ganz schön viele, werden manche sagen. Zum Glück sind Menschen erfinderisch.

Mitte November sind wir erstmals 8 Milliarden Menschen auf der Erde Foto: Martin Parr/Magnum Photos/Agentur Focus

Eine Geburt ist eine Grenz­erfahrung. Der Frau zerreißt es vor Schmerzen schier den Unterleib, doch einmal im Gange muss sie da durch. Und vor allem muss ja das Kind da durch! Das kann qualvolle Stunden dauern, manchmal Tage. Aber am Ende, wenn es geschafft ist, liegt ein kleiner neuer Mensch vor einem. Ein unfassbares Glück.

Weltweit passiert das so oder so ähnlich jeden Tag hunderttausendfach, eine stetige Explosion von Leben. Und weil es so viele Geburten gibt, steht auch die Menschheit als Ganzes vor einer Grenzerfahrung: Mitte November kommt nach Berechnungen der Vereinten Nationen der oder die 8.000000000. ErdenbürgerIn zur Welt. Ja, die Nullen stimmen. So viele waren wir noch nie.

Natürlich weiß bei so einer globalen Statistik keiner so ganz genau, wann oder wo die 8-Milliarden-Schwelle nun überschritten wird. Vielleicht quakt die Jubilarin auch schon längst irgendwo fröhlich vor sich hin. Aber die Größenordnung dürfte stimmen.

War nicht erst kürzlich noch von 6 Milliarden die Rede? Schaut man sich die Entwicklung der Weltbevölkerung an, ist die tatsächlich erstaunlich. Um das Jahr 0 herum gab es rund 300 Millionen Menschen, schätzen HistorikerInnen. Über Jahrhunderte blieb das so, auch wegen Kriegen, Hungersnöten und der Pest. Dann kam die Agrarrevolution, später die Industrialisierung. Um 1800 herum soll die erste Milliarde geknackt worden sein, 1927 die zweite, schon 1960 die dritte. 6 Milliarden Zeitgenossen gab es 1999.

Seit einer Weile verlangsamt sich das Wachstum allerdings. Wir werden zwar mehr, aber nicht mehr so viel mehr. Glaubt man den Prognosen der Vereinten Nationen, kommt die Menschheit in den 2080er Jahren auf über 10 Milliarden, im nächsten Jahrhundert sollte die Zahl dann wieder sinken. Peak Weltbevölkerung ist nicht mehr fern.

8, 9, 10 Milliarden: Puh, das sind ganz schön viele, werden manche ­sagen. Noch mehr Menschen, die essen, trinken, pupsen, wohnen, heizen, Auto fahren und Ostern nach Mallorca wollen. WissenschaftlerInnen beschwichtigen: Es ist genug für alle da, man muss nur anders verteilen. Eine große Herausforderung – ökologisch, politisch, sozial – wird es aber in jedem Fall.

Als 2011 die 7 Milliarden erreicht wurden, suchte man deshalb – anders als früher – kein einzelnes Baby mehr aus, das man symbolisch feierte, sondern mehrere: Danica wurde zum Stichtag auf den Philippinen begrüßt, Hayat im Westjordanland, Petja und Alexander in Russland. Man wollte nicht nur eine Person zum Gesicht eines Phänomens machen, das als so ambivalent empfunden wurde.

Man kann es auch so sehen: Menschen sind erfinderisch, sie haben Techniken entwickelt, Medikamente und Maschinen, die das Leben ungemein verbessern. Nur deshalb konnten wir überhaupt so viele werden. Mit jedem neuen Kind mehr steigt die Wahrscheinlich­keit, dass ein besonders schlauer Kopf darunter ist mit Ideen, wie man die derzeitigen Pro­bleme dann vielleicht doch gelöst bekommt.

In diesem Sinne, liebe Alishas und Jeans, Emilias und Mahmouds, Wěis und Olivias, die ihr in diesen Tagen das Licht der Welt erblickt: Willkommen im Club! Es wird euch hier bestimmt gefallen. Leider läuft nicht immer alles super. Aber lasst uns gemeinsam des Beste daraus machen.

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15 Kommentare

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  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    Wie Frau in der heutigen Zeit, mit den verheerenden Folgen in der Zukunft, einen solchen Artikel schreiben kann ist verantwortungslos!



    Zeigt eine völlige Empathielosigkeit auf für diese kleinen Menschen.

  • "Es ist genug für alle da, man muss nur anders verteilen."

    Im Prinzip gilt das seit mehr als 3000 Jahren. Mit der Realität hat das nichts zu tun.



    Gleiches gilt für den Weltfrieden.

    Also was bringt es, die rosarote Brille aufzusetzen?



    Die Erde wird es weiterhin geben, ob mit oder ohne Menschen.



    Klar, wer träumt nicht von einer schlagkräftigen UNO, die Despoten wie Putin in nullkommanix den Garaus machen könnte.

  • Gefühlsjournalismus, nett, unpolitisch - aus der eigenen "Blase"! Nun ja...!

  • Erfimderisch?

    Eine der besten Erfindungen der Menschheit ist das Kondom. Wird leider viel zu wenig genutzt.

    10 Milliarden Menschen. Zwei Milliarden mehr als jetzt.

    Wissen Sie was das heißt, Frau Lang-Lengdorff?

    Zwei Milliarden mehr. Das ist viermal die Gesamtbevölkerung der EU plus viermal Argentinien dazu.

    Die Welt nimmt um 220.000 Menschen netto am Tag zu, fast 10.000 die Stunde. Verdrängen sich selbst, die Tiere die Natur. Das Artensterben ist das Schlimmste seit 65 Millionen Jahren. Afrika hat längst den Großteil seiner Bäume abgeholzt.

    Doch das Übelste ist der Hunger.

    Die wohl härtesten Ursachen für Hunger sind ganz einfach zunehmende Armut und Überbevölkerung.

    Besonders schlimm ist die Lage auf dem Lande in Afrika, denn dort leben drei Viertel aller Hungernden. Fast alle produzieren selbst Nahrung. Als Kleinbäuer*innen bewirtschaften sie im Durchschnitt nur 1,6 Hektar, das entspricht etwa zwei Fußballfeldern.

    Afrika war 1960 bei etwa 320 Millionen Einwohnern, nun bei 1,4 Milliarden.

    Die Bevölkerung Afrikas wird sich in den nächsten Jahrzehnten noch einmal verdoppeln. Und dann? Nur 0,8 ha Land für eine Bauernfamilie? Zudem kommt der Klimawandel.

    Die Welthungerhilfe schreibt: "Alle zehn Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Hunger. 690 Millionen Menschen hungern, zwei Milliarden leiden an Mangelernährung.

    Hervorragende Ansatzpunkte für die UN-erklärten Menschenrechte Familienplanung, Empfängnisverhütung und dadurch natürlich auch Frauenrechte lieferte die letzte Weltbevölkerungskonferenz in Nairobi:

    www.dw.com/de/welt...nrechte/a-51199126

    www.welthungerhilfe.de/hunger/

    dsw.org

    Für die globale Ein-Kind-Politik!

    Zumindest für ein paar Jahrzehnte.

    • @shantivanille:

      Da gehe ich mit!

    • @shantivanille:

      Ja klar, wir verschreiben der Welt eine Ein-Kind-Politik damit wir hier weitermachen können wie bisher. Anstatt über Verteilungsgerechtigkeit zu sprechen drücken wir ihnen Kondome in die Hand. Ich war schon oft in Westafrika. Je höher die Bildung desto weniger Kinder, gerade in der jüngeren Generation. Bildung und halbwegs sichere soziale Absicherung bringen da am meisten. Oft steckt hinter Hunger nicht der Mangel an Nahrungsmitteln, sondern an Einkommen um sie zu bezahlen.

      • @Andreas J:

        Eine gute und moderne Arbeit in der Richtung macht die Deutsche Gesellschaft für Weltbevölkerung.

        dsw.org

        Persönlich finde ich eine globale Ein-Kind-Politik zumindest über ein paar Jahrzehnte die beste Lösung gegen Hunger, Klima-GAU, Artensterben etc. etc.

        Und natürlich weiß ich um die beinahe unmögliche Durchsetzbarkeit.

        Die größten Widerstände werden Sie weniger bei den Menschen sondern den Religionen, Katholizismus und Islam, finden.

        Hervorragende Ansatzpunkte für die UN-erklärten Menschenrechte Familienplanung, Empfängnisverhütung und dadurch natürlich auch Frauenrechte lieferte die letzte Weltbevölkerungskonferenz in Nairobi:

        www.dw.com/de/welt...nrechte/a-51199126

        Im Übrigen wäre auch Deutschland mit einer Einwohnerzahl von maximal 60 Millionen weitaus besser aufgestellt.

  • ja, willkommen im Club



    früher lernte ich mal das wir bald 4 Mrd. Menschen sein werden. Ich dachte boah sind das viele, wohin nur damit.



    ist kaum aufgefallen das es 5, 6, 7, 8 wurden. Einzig die Verteilung der Ressourcen läßt etwas zu wünschen über. Auch der sozialen Ressourcen. Denn auch in den ärmeren Ecken der Welt wäre gutes Leben möglich, wenn es zustande käme und nicht schon in den Ansätzen kaputt gemacht

    • @Ramaz:

      Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Erde schwer zu kämpfen hat...

  • Willkommen im Club, "Und macht euch die Erde untertan" oder wie? Alleine die Menschen tragen durch das Ausatmen von CO2 etwa 7% des gesamten anthropogenen CO2 Ausstosses bei. Und mehr Menschen bedeuetet mehr CO2, mehr Temperatur usw. Ganz abgesehen von dem Bedarf an Lebensmitteln (Fleisch!), Energie, Wohnungen usw. Alles führt zu CO2 Produktion. Der Autorin scheinen die Zahlen nicht bewusst zu sein. Oder sie will es nicht wissen, weil sie die Konsequenzen nicht wahrhaben will.

    • @Gerald Müller:

      Die Mehrheit der Menschen isst nur selten Fleisch, hat einen geringen Energiebedarf und wohnt beengt mit vielen Menschen unter einem Dach. Von uns auf den Rest der Welt zu schließen und sie so zu Mitschuldigen unseres Lebensstiles zu machen ist nichts als ein Verdrängungsreflex.

      • @Andreas J:

        Ach ja, die Fleischfresser also.



        Was ist mit den mordlustigen Buben?



        Was ist mit der Profitgier, die bewirkt, dass unsere Umwelt unbewohnbar wird. Dann die Religionen - 1. Golfkriet = 1 Mio Tote.



        Es gibt viele Probleme. Wir werden es nicht schaffen - vielleicht eine Minderheit, verbarrikadiert irgendwo im Norden.

        • @Herry Kane:

          Gerhard Müller hat von Fleischkonsum geschrieben, ich habe geantwortet. Mal den gesamten Verlauf einer Diskussion lesen bevor man meckert.

    • @Gerald Müller:

      Ausatmen ist nicht das Problem. Und die Größenordnung auch viel kleiner als 7%.



      Das würde nämlich bedeuten, dass Menschen mehrere Tonnen Kohlenstoffhaltige Lebensmittel pro Jahr konsumieren (also Essen), was offensichtlich Unsinn ist.

    • @Gerald Müller:

      Welche Konsequenzen haben Sie denn im Sinn?