UN-Bericht zur Weltbevölkerung: Im Schneckentempo zu mehr Menschen
Die Weltbevölkerung wächst, aber nur noch langsam. In reichen Ländern wird ein Bevölkerungsrückgang erwartet. Die UN raten zu mehr Migration.
Zentraler Fund der statistischen Auswertung der globalen Bevölkerungstrends ist, dass die Bevölkerungswachstumsrate 2020 erstmals auf unter ein Prozent gesunken ist. Die Bevölkerungszahl steigt also weiterhin, aber nur noch langsam. In den 2080er-Jahren soll die globale Bevölkerungszahl mit 10,4 Milliarden Menschen ihren Höhepunkt erreichen. So die Prognosen der UN.
Wendepunkt im Jahr 2100
Das verlangsamte Wachstum sei vor allem für Entwicklungs- und Schwellenländer eine gute Nachricht. Weniger Kinder bedeutet, dass anteilig mehr Ressourcen für jedes einzelne Kind verwendet werden können, so die Analyse der Vereinten Nationen. So könne eine bessere Bildung und Krankenversorgung für im globalen Süden aufwachsende Kinder gewährleistet werden.
Einen besonderen Wendepunkt erwartet die UN im Jahre 2100. Ab dann soll die Erdbevölkerung schrumpfen. Allerdings seien Zukunftsprognosen über die nächsten 40 Jahre hinaus mit Vorsicht zu genießen, erklärt John Wilmoth, Direktor der UN-Bevölkerungsabteilung, gegenüber der Deutschen Presse Agentur. Ein Blick so weit in die Zukunft sei immer mit mehr Unsicherheiten verbunden.
Die UN prognostiziert außerdem, dass voraussichtlich immer mehr einkommensstarke Länder in eine negative Bevölkerungsentwicklung abrutschen werden. In Japan schrumpft die Bevölkerungszahl bereits. Für eine stabile Wachstumsrate seien Länder wie Deutschland daher auf einen Migrationsinflux angewiesen. Deshalb rät die UN, eine geordnete, sichere, reguläre und verantwortungsvolle Migration rechtlich und tatsächlich zu erleichtern.
Migration gegen Überalterung
Ebenfalls am Montag präsentierte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in einer Pressekonferenz detaillierte Einblicke in die demographische Bevölkerungsstrukur in Deutschland. Unter dem Titel „Demographischer Wandel ist viel mehr als nur Alterung“, machte das Bundesinstitut auf den Facettenreichtum des demographischen Wandels in Deutschland aufmerksam.
Durch eine Aufschlüsselung der Bevölkerung nach Lebensformen, Geschlecht, Bildungsgrad und Migrationshintergrund konnten Trends und mögliche Maßnahmen, dem demographischen Wandel und dem damit einhergehenden Arbeitskräftemangel etwas entgegenzusetzen, identifiziert werden.
Ein Migrationsanstieg wurde auch vom BiB als effektive Maßnahme gegen die Überalterung und den Arbeitskräftemangel ausgemacht. Bereits in den vergangenen Jahrzehnten hat die Zuwanderung die Überalterung der deutschen Gesellschaft teilweise abgefedert, so Prof. Dr. Katharina Spieß, Direktorin des BiB.
Neben der Migration ist Bildung von zentraler Wichtigkeit, so die Statistiken und Analysen des BiB. Ein höherer Bildungsgrad gehe mit einer Produktivitätssteigerung einher. Gebildetere Menschen, die effektiver und produktiver arbeiten, könnten die Abnahme an Arbeitskräften zumindest teilweise ausgleichen, so Katharina Spieß. (mit afp und dpa)
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