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Corona-PolitikLong, long Covid

Anne Diekhoff
Kommentar von Anne Diekhoff

Die Infizierung mit dem Virus erhöht das Risiko weiterer schwerer Erkrankungen. Für eine Entwarnung ist es deshalb noch viel zu früh.

Schützt du dich auch? Foto: Joerg Carstensen/photothek/imago

H and aufs hoffentlich nicht coronageschundene Herz: Es war zermürbend, immer neu zu hoffen, dass die Pandemie nun aber wirklich bald überstanden wäre – und immer wieder enttäuscht zu werden. Zumal es gratis dazu den düsteren Blick in stetig eskalierende „Querdenker“-Abgründe gab. Und dann kam ja erst 2022 mit seinem ganz eigenen Horrorlevel. Diese emotional äußerst fordernde Gesamtlage hat nun offenbar dazu geführt, dass Corona wie eine Art nervige Randerscheinung wahrgenommen wird.

Da können sich besorgte Menschen die Finger wundtwittern, um alarmierende neue Studien unters Volk zu bringen – es findet nur noch individuellen Widerhall. Verständlich, aber nicht gut. Und dann sagte diese Woche ausgerechnet Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission, er gehe davon aus, dass sich sowieso alle mehrfach mit Corona anstecken würden. Und junge, gesunde Menschen müssten sich nicht noch ein viertes Mal impfen lassen.

Mertens sprach nonchalant von einer durch bisherige Impfungen und Infektionen erreichten „Basisimmunität“ in der Bevölkerung. Wie passt das mit der aktuellen Impfkampagne des Gesundheitsministeriums zusammen, mit der Minister Karl Lauterbach zu Vorsicht und zu einer vierten Impfung aufruft? Es passt gar nicht, sondern es ist nur typisch für die vielen widersprüchlichen Informationen, mit denen die Menschen im Land zurechtkommen müssen.

Die Hoffnung darauf, dass man irgendwann immun gegen Corona sein wird, hat sich doch längst erledigt. Reihenweise infizieren sich die Menschen zum zweiten und dritten Mal. Wie kann der Chef der Sti­ko ­öffentlich ignorieren, wie gefährlich es ist, sich mehrfach mit Corona anzustecken? Das Virus kann nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft schwere Schäden in mehreren Organen und in den Blutbahnen anrichten.

Fast 30 Prozent mehr tödliche Herzinfarkte

So hat ein Forschungsteam aus Los Angeles die Verbindung von Covid-19 und einem gestiegenem Herzinfarktrisiko untersucht. Seit Beginn der Pandemie ist der Studie zufolge die Zahl der tödlichen Herzinfarkte in den USA immer analog zur jeweiligen Infektionswelle angestiegen – und zwar am auffälligsten bei Menschen zwischen 25 und 44 Jahren. Im Vergleich zu dem, was man normalerweise in dieser Altersgruppe erwartet hätte, betrug hier der Anstieg fast 30 Prozent.

Auch während der angeblich milderen Omikron-Wellen. Und gerade erst belegte eine Studie namens Epiloc aus Baden-Württemberg, dass mehr als 20 Prozent der 12.000 untersuchten Menschen noch sechs bis zwölf Monate nach ihrer Infektion an Einschränkungen litten. Chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten oder Gedächtnisstörungen, Atembeschwerden und Kurzatmigkeit, veränderter Geruchssinn sowie Ängste und depressive Symptome gehören dazu. 20 Prozent!

Viele von diesen Menschen können, wie es die Autorin Margarete Stokowski von sich berichtet, lange, lange nicht in ihr normales Leben zurück. Bei der aktuell hohen Zahl an Neuinfektionen ist das auch gesellschaftlich keine gute Aussicht. Karl Lauterbach hat mit seiner neuen Impfkampagne und Stokowskis Hilfe versucht, die Aufmerksamkeit noch einmal auf das Problem zu lenken. Die auffälligste Reaktion war, dass Stokowski hämisch angegangen wurde.

Menschen mit dem Wunsch nach einer vierten Impfung berichten davon, dass sie unverrichteter Dinge von Praxen als nicht qualifiziert wieder weggeschickt werden. Wer oder was gerade irgendwo wegen Corona ausfällt, welche Krankenhäuser „Land unter“ melden: Diese Informationen bilden ein unangenehmes, aber offenbar folgenloses Hintergrundrauschen der aktuellen Wahrnehmung.

Was ist zu tun? Vielleicht nur noch hoffen, dass die Warnungen wenigstens bei einzelnen Menschen ankommen, die sich dann besser schützen. Wie die Gesellschaft aber am Ende mit der zu erwartenden hohen Zahl an Long-Covid-Geschädigten umgehen wird – die Frage bleibt, egal wie sehr man jetzt an der Gefahr vorbeischielt. Das Gesundheitsministerium sollte darauf vorbereitet sein, sie zu beantworten.

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Anne Diekhoff
Nordeuropa-Korrespondentin
Seit 2022 bei der taz. Zuerst Themenchefin in Berlin, derzeit Korrespondentin mit Sitz ziemlich weit oben in Schweden. Frühere Redaktionen: Neue Osnabrücker Zeitung, Funke Zentralredaktion und watson. Früherer Job im Norden: Sommer 1993, Trolle verkaufen am Fjord. Skandinavistin M.A.
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19 Kommentare

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  • "Das Gesundheitsministerium sollte darauf vorbereitet sein, sie [die unangenehmen Fragen] zu beantworten..."

    Fragen beantworten kostet erstmal nichts. Das kann das Ministerium / der Minister.

    Endlich _aktiv_ etwas gegen den Pflegenotstand zu tun, gegen die Überlastung der Pflegerinnen / Pfleger und der Ärztinnen / Ärzte (in den Kliniken)... _das_ wäre ein Anfang. Es ist so peinlich, wie in der ersten Welle noch Beifall gespendet wurde und jetzt der selbe Trott, die selbe Überlastung.. und es liegt eben nicht (nur) an Covid.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    "Über die Risikofaktoren von Long/Postcovid wird ebenfalls debattiert. So spielt der Schweregrad der ursprünglichen Infektion offenbar keine Rolle. Wer einen mäßigen Verlauf hatte, kann am Ende genauso Post/Longcovid bekommen wie jemand, der richtig gelitten hat; und dieser kann sogar umgekehrt völlig von der Folgeerkrankung verschont bleiben. Dementsprechend bietet auch die Impfung, die ja vor schweren Infektionsverläufen schützt, keinen zuverlässigen Schutz von Post/Longcovid. In Einzelfällen kann sie, wie man mittlerweile weiß, sogar selbst zu dieser Erkrankung führen."



    taz.de/Langzeitfol...nfektion/!5877702/

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Am wichtigsten scheint der individuelle Haplotyp bei einigen immunologischen Botenstoffen zu sein.

      Persistierende Covid-Folgen (also über Herzmuskel/Gefäßentzündung 2 Monate lang) gehen mit schöner Regelmäßigkeit mit bizarren Stoffwechselveränderungen einher, einer nicht sehr kohärente Mischung aus Dingen die man andernfalls bei (Auto)Immunreaktionen findet. Adrenalin oder zumindest Nebenniere scheint eine Schlüsselrolle zu spielen.

      Der Zustand des permanenten Sichausgebranntfühlens nach Anstrengung passt dazu wie Deckel auf Topf.

      Das Immunsystem sucht nach einem versteckten Feind, der schon lange weg ist, und das geht auf die Physiologie. "It's never Lupus" sagte Dr. House, aber vom Prinzip vielleicht nicht unähnlich.

      Leute, bei denen diese Reaktionen schneller, heftiger oä ablaufen (also was Sarrazin "guten Immungene", nennen würde) leiden schwerer und riskieren stärkere Dauerschäden.

      Bei manchen hilft ein Booster als eine Art "Arschtritt" für das Immunsystem. Wenn das Immunsystem sozusagen in einer "Feedbackschleife" feststeckt, ist ein Challenge mit einem "richtigen" Antigen oft genug, um es daraus zu befreien und ordnungsgemäß wieder runterzufahren.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Wie ist zu erklären, dass mehrfache Infektionen mit derselben Virus-Variante möglich sind?



    Welche Faktoren sind dafür verantwortlich, ob Infizierte mit leichtem Krnakheitsverlauf Long-Covid entwickeln oder nicht?

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Die wiederholten Infektionen gibt es bei allen Coronaviren außer SARS-1.

      Die Antigene (speziell das Spike) sind schlecht bindbar aus irgendwelchen sterischen und/oder elektrostatischen Gründen. Das führt dazu, dass Immunität von Haus aus vage und nicht langfristig ist. Auf der positiven Seite ist das Ausmaß der Kreuzimmunisierung viel höher als üblich (also zB gegen Grippe), daher ist der Schutz durch Kreuzimpfung auch mehr als der von 2mal demselben Vakzin oder einer Infektion.

      Man ist halt gewohnt, dass Immunität schmalbandig aber stark ist. Bei Coronaviren ist ist breitbandig aber schwach.



      Ersteres ist besser für Viren, die so massiv rekombinieren wie Grippe (mindestens 1mal in 24 Monaten den Genpool durchgemischt), letzteres für Viren bei denen Punktmutationen eine größere Rolle spielen wie Covid (alles Namhafte außer Omikron war Punktmutationen).

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Coronaviren wurden erst in den 60er Jahren entdeckt und galten dann für längere Zeit als harmlos. Es ist möglich (und wahrscheinlich), das es sie schon sehr viel länger gibt, Spillouts und Ausbrüche aber nur auf kleine Gruppen beschränkt blieben, nicht erkannt wurden oder sogar nicht stattfanden. Im globalen Maßstab hatte die Menschheit jedenfalls keinen Kontakt, dementsprechend ist unser Immunsystem nicht darauf eingestellt. Mit Corona haben wir bisher sogar noch Glück gehabt, MERS hat eine Letalität von 30-35%, mit steigender Tendenz.



      Grundsätzlich gibt es aber natürlich auch Viren, gegen die das Immunsystem ohne Medizin immer verliert, zum Beispiel bei AIDS.

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Zur zweiten Frage kann ich nichts sagen. Zur ersten gibt es zumindest die Hypothese der immunologischen Prägung (aka Original Antigenic Sin): Da das Immunsystem durch Infektion oder Impfung zuerst eine andere Variante kennengelernt hat, ist es auf diese geprägt. Wird es später mit einer anderen Variante konfrontiert, kann es diese zwar irgendwann auch eliminieren, passt sich aber nicht längerfristig gegen diese an, wodurch eine erneute Infektion nach kurzer Zeit möglich wird.

      Ob es also eine gute Idee war, sich als Person ohne spezielles Risiko impfen zu lassen, werden wir später erfahren. Es bleibt spannend...

  • WISSENSCHAFTLICH BETRACHTET, kann man den Bürger*innen nur weiter DRINGEND anraten sich vor Corona weiterhin bestmöglich zu schützen.

    POLITISCH gewinnt man den Eindruck, wir befänden uns in der Nach-Corona-Ära; was natürlich völliger Quatsch ist. Aufnahmen von Politikertreffen zeigen ständig Menschen ohne Maske, wie wenn es keine Coronaansteckung mehr geben würde.



    Eine Vorbildfunktion der Politik besteht nicht.

    Viele Eltern steckten und stecken sich weiter über ihre Kinder an, u.a. weil der Corona-Infektionsschutz in Kitas und Schulen einfach nicht einheitlich und konsequent gewährleistet wird.

    Und eben in dieses Bild passt dann auch, dass eine zweite, dritte,.. Coronaansteckung ja nicht wild sei.

    Nicht umsonst werden mit Nachdruck Studien auch zu den Themen Covid und vorgezogener Demenzausbruch, als auch Covid und erhöhtes Parkinsonrisiko (insb. bei Prädisponierten) betrieben.



    Denn Covid löst in einem Organgewebe, welches sich in weiten Stellen unseres Körpers findet, eine Entzündung aus; auch im Gehirngewebe.



    Vorangegangene ENTZÜNDUNGEN stehen wiederum als (mit) auslösender Faktor vieler schwerer Krankheiten im Verdacht. Sich mit Covid wiederholt anstecken und so das Risiko wiederholter Entzündungen einzugehen, ist also ganz sicher KEINE gute Idee. Gleiches gilt im Hinblick auf das erwähnt erhöhte Herzinfarkt-Risiko durch Covid.

    Ich hatte aus diesen Gründen der FDP schon vor langem geschrieben, dass max. 5% der Bevölkerung über das notwendige Hintergrundwissen verfügt, um „Covid“ verstehen zu können. Dann ist es aber schlicht unverantwortlich, wenn ich aus „liberalem“ Übermut heraus 100% der Bevölkerung ein eigenverantwortliches Handeln in Sachen Covid übertrage, und mir als Staat i.Ü. einen schlanken Fuß mache.

    😉

    • @tazeline:

      Die meisten existierenden Studien zu Long COVID und sonstigen gesundheitlichen Folgen einer Infektion basieren auf Daten von vor Omikron. Was davon noch zutreffend ist, wird sich noch zeigen.

      Sich individuell zu schützen (Tragen von Masken in öffentlichen Innenräumen), ist sicher nicht verkehrt. Die Zeit der großen politischen Maßnahmen ist allerdings vorbei. Und das zurecht, denn die Kollateralschäden dieser waren erheblich, während die Plusseite mit Omikron erheblich geschrumpft ist.

  • Der Artikel vertritt leider eine sehr einseitige und naive Sicht. Long-Covid ist bei Omicron-Varianten viel seltener als vorher, in einer methodisch gut gemachten Studie mit über 50000 Menschen lag das Risiko in Großbritannien für long Covid bei 4.5% ("vier komma fünf Prozent" um im Ductus der Autorin zu bleiben) und das Risiko für Geimpfte lag bei 1-2% ungefähr (Paper in Lancet: doi.org/10.1016/S0140-6736(22)00941-2). Die aktuelle Corona-Endemie ist tatsächlich mit einer Grippe zu vergleichen, auch da gibt es bei jeder Welle mehr Herzinfarkte und bei einigen "Long Influenza". Nur, dass sich bislang niemand außerhalb von Fachkreisen darüber Sorgen gemacht hat.



    Es führt kein Weg an einer Durchseuchung plus Impfung zur Vermeidung schwerer Verläufe herum. Zusätzlich muss überlegt werden, wie hochvulnerable Gruppen (und das sind absolut gesehen nur wenige und inzwischen ganz gut definierbare Patienten) zusätzlich geschützt werden können ohne sie vom öffentlichen Leben auszuschließen.

    • @Ignaz Wrobel:

      "Viel" seltener höchstens gegenüber Delta.

      Wird aber durch R0 wieder aufgewogen. In absolutem Risiko ist Omikron gefährlicher als alles was da war.

      An Blitzschlägen sterben viel weniger Menschen als daran, das Essen ohne Luft zu holen runterzuschlingen, obwohl ersteres eine immens höhere CFR hat:



      Das eine Risiko geht man vielleicht alle paar Wochen mal ein, das andere mehrmals täglich.

    • @Ignaz Wrobel:

      IHRE Sicht ist überaus einseitig, naiv und reines Wunschdenken.



      Bei der von ihnen angestrebten vollständigen Durchseuchung und einem Verhältnis von 25% Ungeimpften zu 75% Geimpften führen ihre eigenen Zahlen zu 936450 Fällen von Long Covid unter den Geimpften und zu 1248600 Fällen unter den Geimpften.



      Keine Grippe kommt auf diesen Zahlen und kommen Sie mir bloß nicht mit der Wintergrippe von 2018/2019, dort wurden Fall und Todeszahlen geschätzt und die von ihnen erfundene "Long Influenza" hat sich volkswirtschaftlich danach nicht bemerkbar gemacht.



      Sicher sind Sie auch bereit, die Kosten für die Behandlung für die von ihnen akzeptierten über 2 Millionen Long Covidler mit einer Solidarsteuer zu bezahlen, ich bin es nicht, weil das vermeidbar und völlig unnötig ist.

      • @Kabelbrand Höllenfeuer:

        Da ja jeder entscheiden kann, sich impfen zu lassen (außer einigen wenigen), kann man dies ja dann auch jedem selbst überlassen.

        Was ist denn die Alternative?

      • @Kabelbrand Höllenfeuer:

        Edit:



        936450 Fällen von Long Covid unter den Ungeimpften

    • @Ignaz Wrobel:

      "und das Risiko für Geimpfte lag bei 1-2% ungefähr"



      Das kann ich dem verlinkten Abstract so allerdings nicht entnehmen (ebensowenig wie belastare Aussagen zur methodischen Qualität). Meinem Verständnis nach beziehen sich die 4-5% schon auf die Gesamtzahl der Fälle. Wenn man dann mal nachrechnet was diese 4-5% bei einer (gemeldeten) Fallzahl von derzeit rund 57.000 wöchentlich bedeuten scheint es mir höchst fragwürdig zu insinuieren, dass das kein Anlass zur Sorge sei.



      Impfungen mögen vor schweren Verläufen schützen, allderings ist Long-/Post-Covid offenbar weitgehendst von der Verlaufsschwere unabhängig. Und weder Impfung noch Ansteckung schützen vor erneuter Infektion. Durchseuchung und Endemie mehr oder weniger schulterzuckend zu akzeptieren beduetet unterm Strich also, dass mit jeder weiteren Welle 4-5% der Betroffenen mit langfristigen bis chronischen Folgen zurückbleiben. Ich halte das weder makroökonomisch, noch menschlich für akzeptabel.

  • Sicherlich werden es weniger Nichtinfizierte, aber ich weiß noch von ein paar Menschen, die sich noch nicht angesteckt haben. Und dann gibt es jene, die sich mit bspw. Delta infizierten, an denen aber Omikron bisher vorüberging. Und zumindest denen sollte doch empfohlen werden, ihr Immunsystem mit dem neuen Impfstoff zu "trainieren", damit es gegen Omikron besser gerüstet ist.[1] Für Impfungen generell, auch jetzt noch, gibt es gute Gründe. Die Geimpften sind wesentlich besser gegen Krankheit und Folgen geschützt als Ungeimpfte.[2] Und das sagt ja durchaus auch die STIKO. Insofern verstehe ich die zitierte Aussage von Thomas Mertens nicht bzw. nicht, wie er zu dieser kommt ...



    [1] www.deutsche-apoth...-welchem-impfstoff



    [2] www.mdr.de/wissen/...nachteile-100.html

  • Also, wenn ich Zahlen, Studien ignoriere und Aussagen und Artikel falsch zitiere, komme ich zum Schluss, dass Corona doch nur eine Grippe ist. Ein solches Fazit gelingt sogar auch ein paar Akademiker*innen. Ein Hoch auf die Natürlichkeits-Ideologie, dass das eigene Immunsystem doch ausreiche! Deswegen auch "natürliche" Globuli und "natürliche" Nahrungsergänzungsmittel. Wenn das nicht hilft, dann isses eben Tod oder Krankheit. Das war schon immer so - ein Hoch auf das Schicksal! Und überhaupt, was ist denn mit den Nebenwirkungen von der Impfung?!?1elf Also wenn ich die "Nebenwirkungen" einer Virusinfektion ignoriere, sind die Nebenwirkungen der Impfung aber ganz schön dolle ... Ein Hoch auf den "gesunden" Zweifel an "richtiger" Stelle! /Sarkasmus/

    • @Uranus:

      Sahnehäubchen: wer vor einem Jahr noch ein "starkes Immunsystem" hatte, hat idR jetzt die ausgesprochenste Angst, im Winter zu "erfrieren".



      Selbst gestandene Kerle mit Häuschen im Grünen, Muckibuden-Dauerkarte und Saunakeller. Vielleicht sogar die am meisten.

  • Guter Artikel. Leider wird die Problematik von einer weitgehend kindischen und ignoranten Bevölkerung mitterweile weitgehend ignoriert. Dazu gehören dann auch die Leute, die jetzt erneut - wie schon in der letzten Welle - maskenlos wieder mit Brüllhusten im Supermarkt in der Schlange hinter mir stehen (oder Waren in die Regale einräumen, hallo Edeka am Südkreuz...).



    Weite Teile der Bevölkerung haben auch gar nicht verstanden, dass eine abgeschlossene Infektion eben nicht zu einer Immunität führt und man sich auch mit der gleichen Omikron-Varianet erneut anstecken kann. Wollen die wirklich 2-3 mal im Jahr an Corona erkranken, jedesmal mit dem Risiko von Long Covid oder sogar einem schweren Verlauf?



    Zudem versterben momentan wieder wöchentlich 700-1000 Menschen, warum ist das jetzt akzeptabel, hat aber vorher zu Lockdowns geführt?



    Die Leute machen anscheinend nicht einmal mehr einen Schnelltest und lügen sich in die Tasche, es sei nur ein Erkältung.



    Das es nicht mehr so einfach ist, überhaupt an die vierte Impfung zu kommen, kann ich leider bestätigen. Mein MVZ (Herzpraxis Berlin in Steglitz) impft zum Beispiel gar nicht mehr und im Impfcenter hält man sich wohl an die Empfehlungen der unfähigen und unerträglich langsamen STIKO.



    Mein Tip: zu einem der mobilen Impfungen von "WirhelfenBerlin" gehen, ich habe dort auch als 55jähriger im Jobcenter Kreuzberg ohne Probleme meinen zweiten Booster erhalten. Nochmal danke dafür.