Von Compact zu Auf1: Ösi-Fake-News für Berlin
Martin Müller-Mertens arbeite 10 Jahre für Compact. Nun ist er Deutschland-Redakteur des österreichischen Schwurbelportals Auf.1.
Das im Frühjahr 2021 in Linz gegründete Portal hat neben einer Nachrichtensendung vor allem Interviewformate im Angebot. Es versucht seit einiger Zeit im Querdenken-Spektrum in Deutschland Fuß zu fassen und damit in die Lücke zu stoßen, die sich nach dem Verbot des russischen Propagandasenders RT im Februar aufgetan hat. Inhaltlich fokussiert man sich dabei darauf, die angebliche „Coronalüge“ aufzudecken oder Mythen wie jene des Great Reset, also einer angeblichen Verschwörung der globalen Finanzeliten, zu verbreiten. Gegründet wurde Auf1 von dem Werbefachmann Stefan Magnet, der eng mit der österreichischen Neonaziszene vernetzt ist.
Durchaus passend also, dass pünktlich zur Schwurbler-Protestwoche mit Martin Müller-Mertens ein erster Mitarbeiter in Berlin präsentiert wurde. Müller-Mertens hat zuvor zehn Jahre lang für Jürgen Elsässers rechtsextremes Compact-Magazin gearbeitet. In seinem Vorstellungsinterview hieß es, Auf1 verlagere „den Schwerpunkt seiner Berichterstattung nun zunehmend nach Deutschland“. Geplant ist eine feste Redaktion, womöglich ein eigenes Studio. Wie weit die Pläne gediehen sind, wollte Auf1 auf Anfrage nicht beantworten.
Müller-Mertens rühmte sich in jenem Gespräch mit einer jahrzehntelangen Erfahrung im Mediengeschäft. Den Zuschauern von Compact TV ist er als steifer Aufsager bekannt und regelmäßigen Beobachter:innen der Coronademos in Berlin als schüchterner Norwegerpulliträger. Seinen Politikerkontakten kündigte er an, „kein Lokalstudio“ aufzumachen, sondern „politische Berichterstattung aus dem Bundestag“ zu liefern.
Empfohlener externer Inhalt
Zum Auftakt allerdings lieferte Müller-Mertens nur ein paar Eindrücke von der Schwurbler-Protestwoche, journalistisch irrelevant, aber vom Narrativ getragen, dass „die Systemmedien“ eine „regelrechte Diffamierungskampagne“ gefahren hätten. Seinen Auftrag erläuterte er in einem Interview mit einem Demonstranten: Man wolle in Berlin Fuß fassen, „damit der Widerstand auch in der Hauptstadt eine noch lautere Stimme bekommt“.
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