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Steigende Gewinne bei RWEUnnötig hohe Preise verhindern

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Obwohl vor allem Gas teurer geworden ist, steigen auch die Gewinne für Strom aus Kohle und Erneuerbaren stark. Hier muss die Politik gegensteuern.

Sorgt derzeit für gute Gewinne: Strom aus dem RWE-Tagebau Garzweiler – und aus Windparks Foto: Federico Gambarini/dpa

E ine Übergewinnsteuer, die Grüne und SPD fordern, lehnt FDP-­Finanzminister Christian Lindner bisher unter anderem mit dem Argument ab, dass die Öl- und Gaskonzerne, die von den gestiegenen Energiepreisen am meisten profitieren, ihren Hauptsitz nicht in Deutschland haben und darum hierzulande auch nicht besteuert werden können. Das stimmt leider – doch auch in Deutschland sind die Gewinne vieler Unternehmen durch den Krieg in der Ukraine gestiegen, unter anderem im Stromsektor.

Deutlich wird das an den Zahlen für das erste Halbjahr 2022, die der Stromkonzern RWE am Donnerstag vorgelegt hat: Der Gewinn ist im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gestiegen. Sowohl mit den erneuerbaren Energien als auch mit seinen Kohlekraftwerken (und dem einen verbliebenen AKW) verdient RWE derzeit sehr viel mehr Geld als erwartet.

Das liegt am komplizierten deutschen Strommarkt: Dort richtet sich der Preis für kurzfristig gehandelten Strom stets nach dem teuersten Kraftwerk, das gerade am Netz ist – und zwar für alle Anbieter, unabhängig von deren realen Kosten.

Weil Strom aus Gaskraftwerken in diesem Jahr etwa fünfmal so teuer ist wie vor einem Jahr, erhalten nun alle Anbieter, wann immer ein Gaskraftwerk Strom liefert, plötzlich ebenfalls ein Vielfaches dessen für ihren Strom, was in der Vergangenheit gezahlt wurde. Und das gilt nicht nur für konventionelle Kraftwerke, sondern auch für alle größeren Solar- und Windparks, die für ihren Strom keine Festvergütung erhalten, sondern ihn direkt am Markt verkaufen.

Bei diesen Mehreinnahmen handelt es sich um klassische Übergewinne, die in keinem Verhältnis zu den realen Kosten stehen – und die Stromrechnung für die Ver­brau­ch*­in­nen im nächsten­ Jahr unnötig in die Höhe treiben werden.

Hier muss die Bundesregierung dringend tätig werden. Die Gewinne sollten entweder durch eine spezielle Steuer abgeschöpft werden. Oder – noch besser – von vornherein beschränkt werden, indem aufgrund der Sondersituation regulierend in die Preisbildung am Strommarkt eingegriffen wird.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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9 Kommentare

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  • Interessant!



    RWE ist für Rheinlandbewohner natürlich ein besonderer Liebling...



    Unser Kreis hält Aktien von RWE.



    Seit 25 Jahren schon wäscht hier grün die schwarze Mehrheit . Das hübsche Paar ließ sich natürlich nicht von der roten und anderen Neidern (Neiderinnen?),



    ins Portfolio pfuschen.



    Nun machen sie hier die Landespolitik, dann bleibt doch Alles so gut, wie es ist!

  • So ist das halt bei einem Quasi-Monopol auf eine Ware, die niemand entbehren kann. Dann kann man verlangen, was man will. Darum: Schlüsselindustrien gehören nicht in gierige Kapitalistenhände.

  • In Bayern fordern Freie Wähler staatlichen Energieversorger.

    Stoibers Verkauf der Bayernwerk AG sei

    "historische(r) Fehler: "Damit haben wir jeden staatlichen Einfluss auf die Energieversorgung der Menschen in Bayern aus der Hand gegeben und uns vollständig erpressbar gemacht."



    www.br.de/nachrich...eversorger,TEEKV9v

    Damit nimmt die Forderung anch Vergesellschaftung der Energiebetriebe weiter Fahrt auf.

    Hier wird dafür mobilisiert:



    rwe-enteignen.de/demo/



    Großdemo in Köln am 28.08.2022



    "Enteignen statt Krise" (ebd.)

    • @Brot&Rosen:

      Geil: Bayern wird sozialistisch. Dass ich das noch erleben darf.

  • And the winner is …USA. Don’t forget ;-)

  • ich frage mich als kunde eines zertifizierten ökostromanbieter warum ich den teuren gaspreis mitbezahlen muss.wenn an der börse noch 5 oder weniger % strom für die nachfrage fehlen dann sollen doch die restlich 5% vom teueren gasstrom die bezahlen die seit jahren immer den damals noch billigen gas oder kohle/atomstrom bezogen haben

    • @prius:

      "ich frage mich als kunde eines zertifizierten ökostromanbieter warum ich den teuren gaspreis mitbezahlen muss."



      Freuen Sie sich doch :-)



      Dann kann Ihr Ökostromanbieter viiiiele neue Wasserkraftwerke, Windgeneratoren und Freiland-Solaranlagen hinstellen. Damit der Strom im Winter für Elektroheizungen trotzdem nicht reicht :-(

    • @prius:

      PS: oder Sie fragen mal den zertifizierten Stromanbieter. Ist doch immer spannend, die Ausrede zu hören.

    • @prius:

      Das frage ich mich auch. Aber ich antworte mir dann: die Preise basieren nicht auf Vernunft oder Menschenliebe, sondern auf Gier. Man nimmt, was man kriegen kann. Und da auf wundersame Weise (muss die unsichtbare Hand des Marktes sein) bei allen die Preise durch die Decke geschossen sind, egal ob erneuerbar oder nicht, kann man den Preisen eben auch nicht ausweichen.



      Die Politik will das offenbar, sonst hätte sie ja mal was gegen dieses Oligopol getan. Also: stillhalten und dulden. Gute alte deutsche "Tugenden".