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FPÖ droht Werder Bremen mit KlageRevanchefoul gegen Nazi-Keule

Kommentar von David Wasiliu

Werder Bremen zeigt während des Trainingslagers in Tirol „klare Kante“ gegen die Partei FPÖ. Das provoziert die Abgeordneten – und ist genau richtig.

Sind keine Fans von Nazis: Werder Bremens Fußballer Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

E in bisschen mehr politische Zurückhaltung hätte man vom SV Werder Bremen ja schon erwartet, so der Tenor aus der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ). Immerhin sei der Fußballverein mit seiner ersten Herrenmannschaft ja nur für das Trainingslager zu Gast im schönen Zillertal – da habe man sich doch zu benehmen! Leo Kohlbauer, Pressesprecher der Wiener FPÖ, bellte sogar noch lauter: Die „links versifften Piefke“ bräuchte in Österreich sowieso niemand. Die Tiroler Landespartei droht schon mit einer Klage, unter anderem weil es im Sport doch nicht um Politik gehe.

Dass die rechtsnationale FPÖ so aus dem Häuschen ist, liegt daran, dass sich die Bremer am Wochenende zum wiederholten Mal öffentlich gegen Rassismus und Diskriminierung ausgesprochen hatten. „Klare Kante gegen Nazis“, twitterte die Social-Media-Abteilung der Norddeutschen, dazu ein Bild vom FPÖ-Aktionstag, der neben dem Trainingslager stattfand und bei dem auch Parteichef Herbert Kickl auftrat.

Doch der Streit geht noch weiter. Mittlerweile solidarisieren sich österreichische Po­li­ti­ke­r:in­nen mit Werder, wie die Grüne Nationalratsabgeordnete Barbara Neßler. Sie bedankt sich online „fürs Haltungzeigen“ und wünscht dem Team einen erfolgreichen Aufenthalt in Tirol. Die Grün-Weißen haben einen kleinen, alpinen Brandherd entfacht und bekommen Schützenhilfe von den Grünen – vereint gegen die Blauen. Sport und Politik kann man eben doch nicht trennen, obwohl sich die FPÖ das so sehr von ihren Gästen gewünscht hätte.

Dabei reicht ein Blick in die jüngste Vergangenheit, um zu sehen, wie Werder Bremen politisch tickt. Seit Jahren setzen sich Fans und Verein gemeinsam gegen rechte Hetze ein. Der Präsident Hubertus Hess-Grunewald fand 2018, „dass es ein Widerspruch ist, Werder gut zu finden und die AfD zu wählen“. Die Kante gegen die FPÖ zeugt also nicht von der „Dummheit“ eines „zweitklassigen Vereins“, wie der FPÖ-Abgeordnete Markus Abwerzger bei Twitter lästert.

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Sie bestätigt im Gegenteil die (sport-)politische Haltung Werder Bremens. Da können rechte Parteien noch so sehr in der Parteiendemokratie verankert sein, wie Abwerzger gegenüber der Welt betont. Wer gegen Mi­gran­t:in­nen wettert, Geflüchtete beleidigt und innerparteilich immer wieder nur von rechtsextremen „Einzelfällen“ spricht, darf sich über so etwas nicht beschweren.

Das Auftreten von Werder in Tirol sollte eher Vorbild für andere Vereine und Sportarten sein, sich offen gegen Diskriminierung und Rassismus zu positionieren. Wer im Jahr 2022 immer noch denkt, Sport und Politik seien zu trennen, ignoriert sowohl den globalisierten und kapitalisierten Zustand der Branche – sichtbar unter anderem bei den olympischen Spielen in China und der Fußball-WM in Katar – als auch die gesellschaftliche Verantwortung der Vereine.

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