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Wassersperre wegen DürreAbpumpen ist tabu

Deutschland leidet unter Trockenheit. Weil Regen ausbleibt, darf nun vielerorts kein Wasser mehr aus Flüssen und Seen geschöpft werden.

Der Pegel der Elbe in Dresden liegt derzeit 94 Zentimeter niedriger als sonst um diese Zeit Foto: Robert Michael/dpa

Berlin taz | Zahlreiche Städte und Kreise schränken die Entnahme von Wasser aus Flüssen, Bächen oder Seen ein. Dort ist es nur noch zu bestimmten Tageszeiten oder gar nicht mehr erlaubt, Wasser abzupumpen oder zu schöpfen. Der Landkreis Osnabrück nennt die „bereits seit Längeren anhaltende Trockenheit“ als Ursache; Dresden verbietet bis zunächst 15. Oktober „die Wasserentnahme mittels Pumpen und die Wasserentnahme mit Handgefäßen aus Teichen, Bächen und Flüssen zum Zweck der Bewässerung“. Und auch in Potsdam hat die Stadt es verboten, für die Bewässerung Wasser aus Seen, Flüssen und Gräben zu pumpen.

Es sei ein „gutes Zeichen“, dass die zuständigen Kommunen und Landkreise inzwischen relativ schnell auf den Wassermangel reagierten, sagt Dietrich Borchardt, am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg zuständig für Wasserressourcen und Umwelt. Das Thema sei inzwischen auf allen politischen Ebenen angekommen, verschiedene Bundesländer arbeiteten an Strategien für Niedrigwasser, die Bundesregierung an einer Nationalen Wasserstrategie.

Zwar sei das dem Landkreis Osnabrück benachbarte Münsterland kein „zukünftiges Wüstengebiet“, sagt Hans-Heinrich Berghorn, Pressesprecher des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes in Münster. Trotzdem geht er davon aus, dass „auch uns das Thema Wasserknappheit betreffen wird“. Es werde dann zu entscheiden sein, wer vorrangig und zu welchen Preisen Wasser erhalte.

„Wenn die künstliche Bewässerung von Ackerflächen sehr viel teurer wird, werden die Landwirte andere Pflanzen anbauen oder ihre Bewässerungsmethoden umstellen, etwa auf Tröpfchenbewässerung“, vermutet Berghorn. Bislang bewässern Landwirte vor allem Obst- und Gemüsekulturen oder Zuckerrüben. „Wir lernen ja gerade bei der Debatte über die Verfügbarkeit von Gas, dass der Staat eingreifen kann“, sagt Berghorn, „das wird beim Wasser vielleicht ähnlich laufen“.

Auch Landwirte und Unternehmen trifft es

Auch jetzt schon dürfen Landwirte nicht unbegrenzt Wasser aus Flüssen oder Seen pumpen. Sie sind in Beregnungsverbänden organisiert, die für einen bestimmten Zeitraum, etwa fünf oder zehn Jahre, feste Entnahmemengen vereinbaren, sagt Martin Schulz, Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft.

Auch Unternehmen sind vom Wassermangel in einigen Regionen betroffen. Wasser werde zunehmend zu einem immer stärker zu berücksichtigenden Faktor für die Ansiedelung von Gewerbe und Industrie, sagte der brandenburgische Umweltminister Axel Vogel am Donnerstag auf einem Kongress zum „Standortfaktor Wasser“ in Rüdersdorf östlich von Berlin.

Die kommunalen Wasserbetriebe betonen, dass die Versorgung mit Trinkwasser nicht gefährdet sei. „Vereinzelt kann eine anhaltende Trockenheit aber erneut einen Stresstest für die Wasserversorgung auslösen“, teilt der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) mit. Deswegen könne fast jedes dritte Unternehmen zumindest temporäre Engpässe nicht gänzlich ausschließen. „Das bedeutet konkret: Jeder fünfte Versorger rechnet mit ressourcenseitigen Knappheiten und jeder zehnte damit, dass Netze und Anlagen bei hohen Spitzenlasten an Grenzen geraten.“

Die Dürre sei inzwischen nicht mehr als „jährlich wiederkehrend“ zu bezeichnen, sagt Borchardt, „sie ist ein zusammenhängendes Ereignis“. Die tieferen Bodenschichten hätten sich in weiten Landesteilen von den Trockenperioden der Jahre 2018 und 2019 noch nicht erholt. Die andauernde Trockenheit schädige auch Bodenlebewesen, von Mikroorganismen wie Bakterien bis hin zu höheren Organismen wie Regenwürmern. „Wir wissen, wie wichtig der belebte Boden für die Fruchtbarkeit und den Wasserhaushalt ist“, sagt Borchardt, „das ist ein wichtiges Forschungsthema“.

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7 Kommentare

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  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Wie heikel der Entwicklungstrend beim Wasser, insbesondere bei originär gewonnem Trimkwasser ist, scheint noch nicht so ganz anzukommen.



    taz.de/Schwerpunkt...-Wasser/!t5713683/

  • Zur Industrie:



    "Was ich bei dem hohen Wasserbedarf nicht versteh ist, das anscheinend niemand (auch die Umweltverbände nicht) fordern, dass dieses hightec Werk auf Trinkwasser verzichtet und aufgefordert wird sich beim Abwasser zu bedienen. Das wäre sicher teurer aber es gibt so viel Aufbereitungstechnik (Filterung, Umkehrosmose etc) dass das auf jeden Fall möglich wäre. Auch die Aufbereitung des eigenen Produktionswassers und die Wiederverwendung könnte mensch doch in die Zulassung schreiben. Die Kerle fliegen ins All und bald zum Mars und können so etwas nicht bewerkstelligen? Das kann ich nicht glauben!"



    ein Leserbrief vom 2.12.2020.







    Es geht einfach politisch alles zu langsam und die Umweltkosten sind völlig falsch eingepreist.

  • Sollen sie doch Nestlé-Wasser kaufen!

  • Zählt das auch für Konzerne? Dachte da mal was wegen u.a. Tesla gelesen zu haben? ;)

  • Ach, das ist doch bestimmt wieder so eine Panikmache, oder? Ich meine, "wir" sind doch hier in der "gemäßigten Klimazone", oder? Das ist doch bestimmt in Stein gemeißelt. Lassen Sie uns lieber darüber diskutieren, dass ich unbedingt Kreuzfahrten machen will, unbedingt in den Urlaub fliegen will, unbedingt täglich diverse Tierprodukte brauche, unbedingt ein Auto brauche ... Dafür brauchen wir unbedingt u.a. mehr Straßen und auch Autobahnen sowie mehr Industrie in Wasserschutzgebieten! /Sarkasmus/

    • @Uranus:

      Und die Dinge müssen natürlich ganz billig aus dem kapitalarmen Süden kommen. Nicht das unser toller Wald und Co. noch dafür herhalten muss...

  • Zu Bewässerungszwecken. Ah ja.



    Was ist denn mit den großen Mineralwasser- und Softdrinkherstellern ?



    Mineralwasser und Softdrinks sind ja anders als Trinkwasser durchaus verzichtbar...