Russlands Pläne für den 9. Mai: Parade auf dem Schlachtfeld
Im ukrainischen Mariupol will der Kreml das Ende des „Großen Vaterländischen Krieges“ zelebrieren. Auch der Rote Platz in Moskau ist gerüstet.
Das ukrainische Militär hat sich bisher zu dem Brand nicht geäußert. Gleichzeitig hat der Oberkommandierende der Streitkräfte, Generalleutnant Walerij Saluschnyj positive Nachrichten zu verkünden. So hätten die ukrainischen Streitkräfte eine Gegenoffensive in Richtung Charkiw und Isjum gestartet und mehrere Siedlungen zwischen der Regionen Mykolajiw und Cherson befreit. Im Gebiet um die Stadt Popasna habe der Feind in den letzten 24 Stunden große Verluste erlitten. 24.700 russische Soldaten seien seit dem 24. Februar in der Ukraine gefallen.
Doch auch die Berichte des russischen Militärs klingen wie Erfolgsgeschichten. Nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums habe die Luftwaffe seit Donnerstag 24 ukrainische Militäreinrichtungen, ein Munitionsdepot in der Stadt Kramatorsk, ein Raketensystem in der Region Saporischschja, zehn Stützpunkte, 18 Gebiete beschossen und dabei „Menschen und Waffen“ vernichtet. Insgesamt habe man 280 „Nationalisten“ und 41 Waffenkomplexe vernichtet.
Die russische Seite hat in den letzten 24 Stunden keine Gebietsgewinne zu verzeichnen. Dennoch sorgt sich die Ukraine vor allem um das Gebiet Luhansk und Mariupol. In den nächsten drei bis vier Tagen, so Serhij Gajdaj, der Gouverneur des Gebietes Luhansk, sei eine russische Offensive in seinem Gebiet zu erwarten. „Das schlimmste Szenario wäre, wenn das Gebiet Luhansk eingekesselt würde.“
Russischsprachige Schilder
Fast 500 Zivilisten seien am Donnerstag aus dem umkämpften Werk Asowstal in Mariupol evakuiert worden, so UNO-Generalsekretär António Guterres auf Twitter. Kurz darauf hätten russische Truppen das Werk erneut angriffen. Moskau erlaubt eine Evakuierung der dort noch ausharrenden ukrainischen Soldaten nicht. Sie müssten sich ergeben.
Für den 9. Mai, den „Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus“, plant Russland große Feierlichkeiten in Mariupol. In Windeseile werden zweisprachige gegen russischsprachige Schilder ausgetauscht. Aus Moskau ist mit Sergei Kirienko, dem Vizechef der Präsidialadministration, Putins Ukrainebeauftragter in der Stadt eingetroffen.
Seine Aufgabe sei es, so die russischsprachige Plattform von BBC, die Feierlichkeiten vorzubereiten. Wie diese aussehen könnten, berichtet Michail Podoljak, Berater des Chefs der ukrainischen Präsidialadministration. Offenbar plane Russland ukrainische Kriegsgefangene durch Mariupol marschieren zu lassen. Das sei eine Verletzung der Genfer Konvention.
Unterdessen sind die Vorbereitungen für die große Militärparade zum 77. Jahrestag des Siegs der Sowjetunion über Nazideutschland auf dem Roten Platz in Moskau abgeschlossen. Putin, der erstmals in seiner über 20-jährigen Regentschaft das Nukleararsenal in erhöhte Alarmbereitschaft versetzen ließ, dürfte in seiner Rede zur Parade einmal mehr die USA und die Nato vor Angriffen auf Russland warnen. Was der 69-Jährige sagen wird, wird mit Spannung erwartet. Fast traditionell beklagt er in solchen Reden, dass der ruhmreiche Sieg der Sowjetarmee heute vielerorts in den Schmutz gezogen werde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Unwetterkatastrophe in Spanien
Vorbote auf Schlimmeres
BSW in Thüringen auf Koalitionskurs
Wagenknecht lässt ihre Getreuen auf Wolf los
Orbán und Schröder in Wien
Gäste zum Gruseln
Jaywalking in New York nun legal
Grün heißt gehen, rot auch
Steinmeiers Griechenland-Reise
Deutscher Starrsinn
Schließung der iranischen Konsulate
Die Bundesregierung fängt endlich an zu verstehen