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Schutzmaßnahmen und Corona-PandemieDie Maskenpflicht sollte bleiben

Nicole Opitz
Kommentar von Nicole Opitz

In immer mehr Ländern fällt die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Dabei gibt es gute Gründe, sie beizubehalten.

Im öffentlichen Nahverkehr gilt sie noch: die Maskenpflicht Foto: Sebastian Wells/Ostkreuz

W eltweit wird die Maskenpflicht immer weiter gelockert. Tschechien hat die Maskenpflicht in Bus und Bahn schon aufgehoben, Israel und Spanien heben sie weitestgehend auf und nun gilt vorerst auch in den USA keine generelle Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln mehr. Warum eigentlich? Bei richtiger Anwendung können FFP2-Masken 99,9 Prozent der Tröpfchen beim Sprechen zurückhalten. Kein Mittel ist so einfach einzusetzen wie das Tragen von Masken.

Eine Bundesrichterin in Florida hob die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln den USA auf mit der Begründung, dass es nun „niedrige Krankenhausaufenthaltsraten“ gebe und „mehrere wirksame Gesundheitsinstrumente, die jetzt weit verbreitet sind“. Genannt werden das Boostern, medizinische Behandlungsmöglichkeiten und hochwertige Belüftungen in Flugzeugen. Deshalb stehe das Tragen der Maske nicht mit der öffentlichen Gesundheit in Einklang.

Zu Recht legt nun die US-Regierung Berufung gegen das Urteil ein, nachdem die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden zu dem Schluss gekommen sind, dass Masken „zum Schutz der öffentlichen Gesundheit“ weiterhin notwendig seien. Zuvor hatten Fluggesellschaften geklagt. Dabei befürwortet laut einer neuen Umfrage eine Mehrheit der US-Amerikaner:innen eine Maskenpflicht in Zügen, Bussen und Flugzeugen. 56 Prozent sind dafür, 20 Prozent sind unentschieden.

Eine einfache Maßnahme zum Schutz gegen Covid

Noch bevor in Deutschland die Maskenpflicht weitestgehend aufgehoben wurde, ergab eine Umfrage des Forsa-Instituts für das RTL/ntv-Trendbarometer, dass 65 Prozent für die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske sind. In Deutschland appelliert das Robert Koch-Institut weiterhin – wie im Übrigen auch der Gesundheitsminister Karl Lauterbach. „Ich appelliere an alle zum freiwilligen Maskentragen im Innenraum“, so Lauterbach vor dem Osterwochenende auf Twitter.

Menschen mit chronischen Erkrankungen und ihre Angehörigen kommen in der Debatte oftmals nicht vor

Die Begründung der US-Richterin, dass Krankenhausauslastungen und medizinische Behandlungsmöglichkeiten für die Aufhebung der Pflicht genügen und damit anscheinend als das kleinere Übel wahrgenommen werden, ist absurd. Das Ziel sollte doch sein, sich gar nicht erst zu infizieren, statt behandelt werden zu müssen. Alle möglichen Coronavirusvarianten können sowohl Krankenhauspersonal als auch Individuen belasten: Das fängt an bei asymptomatischen Verläufen, die zur Isolation führen, geht über „milde Verläufe“, die dafür sorgen, dass man das Bett kaum noch verlässt, über Beatmung auf der Intensivstation bis hin zum Tod.

Denn ja, trotz Impfungen, trotz Lüftungsanlagen, trotz Therapiemaßnahmen: Corona-Infektionen können immer noch zum Tod führen – am 21. April meldete das Robert Koch-Institut 135 Todesfälle. Und auch Zwischentöne scheinen in der Debatte um die Maskenpflicht verloren zu gehen: Wer „genesen“ ist, kann danach immer noch mit Long Covid kämpfen. Menschen mit chronischen Erkrankungen und ihre Angehörigen kommen oftmals nicht vor, wenn es darum geht, dass hauptsächlich Ungeimpfte auf den Intensivstationen liegen. Was ist mit diesen Menschen, die regelrecht daran verzweifeln, dass der Gesundheitsminister an die Freiwilligkeit appelliert?

Um diese Menschen zu schützen, könnte sich die deutsche Politik in dieser Hinsicht ein Beispiel an der US-amerikanischen nehmen und die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen wieder geltend machen. Auch, um die 65 Prozent wahrzunehmen, die nach wie vor für eine Maskenpflicht sind. Denn, so sagte es Karl Lauterbach selbst, als er die Aufhebung der Quarantänepflicht revidierte: „Wenn man sieht, dass die Vorschläge nicht wirklich funktionieren, muss man sie zurücknehmen.“

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Nicole Opitz
Redakteurin
Seit 2019 bei der taz. Interessiert sich vor allem für Feminismus, Gesundheit & soziale Ungleichheit. BVHK-Journalismuspreis 2023. Derzeit in Schreibpause.
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15 Kommentare

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  • "Die Begründung der US-Richterin, dass Krankenhausauslastungen und medizinische Behandlungsmöglichkeiten für die Aufhebung der Pflicht genügen und damit anscheinend als das kleinere Übel wahrgenommen werden, ist" keineswegs absurd. Schließlich war das Gegenteil davon einmal in D die Begründung FÜR die Maskenpflicht und weitere Schutzmaßnahmen.



    Wer der Meinung ist, sich weiter gegen eine Infektion mit täglich neuer Maske und Abstand zu schützen, der darf das auchnweiterhin tun. Eine richtig getragene und saubere FFP2-Maske schützt auch den Träger.

    • @AusBerlin:

      Das ist aber nett und großzügig, dass Menschen auch Masken tragen DÜRFEN. Vielen Dank! ;-( Vielen vulnerablen Menschen bleibt auch nichts anderes übrig, als eine Maske zu tragen, wo Andere meinen, dies nicht mehr zu tun und diesbezüglich auch sonst wenig vorsichtig und rücksichtsvoll agieren. Ein paar Minuten im Laden eine Maske zu tragen, ist ja soooo große eine Belastung!1elf ;-(

      • @Uranus:

        Sie können natürlich auch versuchen, das Thema in's lächerliche zu ziehen, anstatt konkret auf meine Argumentation zur Einführung der Grundgesetzeinschränkungen einzugehen.



        "Dass Menschen auch Masken tragen DÜRFEN" ist übrigens nicht nett und großzügig, sondern selbstverständlich.

  • @UNDNIX

    Das widerspricht dem wissenschaftlichen Konsens. So ziemlich alle Ihrer Aussagen sind nach heutiger Erkenntnis falsch. Dass es keine Evidenz gebe, dass Masken keine Aerosole zurückhielten, und dass Tröpfchen keine Rolle spielen sollen.

    Hören Sie also bitte auf, solchen Quatsch zu verbreiten.

    [1] www.ncbi.nlm.nih.g...ticles/PMC7883189/

    [2] www.mayoclinic.org...-mask/art-20485449

    [3] www.cdc.gov/mmwr/v...71/wr/mm7106e1.htm

    [4] www.epa.gov/scienc...s-against-covid-19

  • Es gibt für die Maskenpflichten keinerlei wissenschaftliche oder statistische Evidenz (wie in den USA im Vergleich von Maskenpflicht/Nicht-Maskenpflicht-Staaten sichtbar, oder in D der Vergleich zwischen "Hotspot"-Ländern mit den anderen. Die Masken halten Tröpfchen zurück aber keine Aerosole, und wer will darf sie ja meinetwegen weiter tragen.

  • Beobachtung aus dem Einzelhandel: Mit Maskenpflicht weniger Kundenfrequenz, ein Großteil hat die Maske (absichtlich) schlecht sitzend irgendwie im Gesicht und nimmt sie bei jeder Gelegenheit kurz ab zum tief Durchatmen. Eine Minderheit trägt die Maske nach bestem Wissen korrekt. Ohne Maskenpflicht kommen wieder alle aus den Löchern. Der selbe Großteil wie vorher lässt die vorher nutzlose Maske ganz weg und grinst sich einen. Die Minderheit trägt weiter korrekt Maske. Da sehe ich vom Schutzniveu keinen Unterschied.



    Was ich mir nicht erklären kann: die gelegentlichen Kinnwindeln und Nasen über der Maskenkante. Da fühlt man sich wohl als Held der Pandemiebekämpfung ohne Anstrengung. Ich verstehe es nicht.

  • 9G
    93851 (Profil gelöscht)

    "Das bisschen Corona"..

    Es ist einfach unfassbar, wie sich nach meiner Erfahrung so einige Käufer (männliche Personen) in Lebensmittelgeschäften ohne Maske absolut dreist, ohne Abstand zu halten, noch frech über einen lustig machen, wenn man um genügend Abstand bittet.

    Herr Lauterbach kann meinetwegen sofort seinen Hut nehmen! Die Tatsache, dass er zuvor die Aufhebung der Quarantänepflicht befürwortete, war schon eine dermaßen widersinnige, verantwortungslose "Idee", die ihresgleichen sucht.

    Die Rücknahme der Maskenpflicht vor allem in Innenräumen ist in meinen Augen das Verantwortungsloseste und Dümmste, was bislang politisch entschieden wurde.

    Vom Schutz der Bevölkerung, insbesondere vieler Risikogruppen, von Eindämmungsbestrebungen einer Pandemie kann ( auch) in Deutschland wahrhaftig keine Rede mehr sein. Die m.E. unhaltbaren "Argumentationen" und Beschlüsse auf Bundesebene – m.E. ein Irrwitz sondergleichen.

    Hatte Herr Lauterbach doch kurz zuvor noch "killervirenmäßige Aufmerksamkeit" in der TAZ erregt, so frage ich mich mittlerweile, was in dessen "kleinen grauen Zellen" langsam aber sicher "die Oberhand gewinnt": auffallen um jeden Preis?

    • @93851 (Profil gelöscht):

      Tut mir leid, ich (männliche Person, meist ohne Maske) kann Ihren ersten Absatz in keinster Weise nachvollziehen. Es sind Männer/Frauen/Diverse, jung und alt, mit und ohne Maske, die sich z.B. an Supermarktkassen nicht an Abstandsregeln halten. Und das auch nicht erst seit zwei Jahren, sondern schon eine Ewigkeit. Man nennt das wohl die Rückkehr zum normalen Lebensgewohnheiten.

  • Die Autorin scheint das Urteil in den USA leider nur oberflächlich gelesen zu haben.



    Der Kernpunkt ist die Interpretation des Wortes "Sanitation" in den 40er Jahren als das Gesetz verabschiedet wurde und ob die Maskenpflicht darunter fällt oder nicht.



    Damit setzt sich die Richterin ausführlich auseinander. Man kann das sicher anders sehen aber das Urteil ist auch nicht völlig abwegig.



    Daher bin ich auf die nächste Instanz gespannt.

  • Ich möchte etwas weiter gehen: den Servicekräften mit Kundenkontakt sollten die 'Einhausungen aus (Plexi)Glas erhalten bleiben: ich habe selbst 18 im Kassenbereich gearbeitet, und in den 18 Jahren regelmäßig n Frühjahrund Herbst jeweils wenigstens zwei Wochen flaach gelegen mit Grippe oder fetter Erkältung; seit ich vor 5 Jahren den Job wechselte nichts mehr in solchem Ausmaß!

  • Sehe ich genauso. Kaum eine andere Massnahme ist so niederschwellig bei gleich grosser Wirkung.

    Muss irgendwie Angst vor den drei Querdenkern sein, oder so was ähnliches.

    • @tomás zerolo:

      Ich kann Ihnen versichern, dass das nichts mit Angst zu tun hat. Als gesunder Dreifachgeimpfter vertraue ich darauf, im Falle einer Infektion genauso gut wegzukommen, wie bei einer Erkältung. Was Querulanten, egal welche Couleur, davon halten, ist mir hingegen schnuppe.

    • @tomás zerolo:

      "Muss irgendwie Angst vor den drei Querdenkern sein, oder so was ähnliches."



      Ist man ihres Erachtens schon Querdenker, nur weil man die Lockerung der Maskenpflicht richtig findet?



      Dann wäre ja die Mehrheit im Bundestag Querdenker, welche das so beschlossen hat.

    • @tomás zerolo:

      Ich wünschte es wären wirklich nur 3. Bei uns hier ist es mit Sicherheit die übergroße Mehrheit die Masken komplett ablehnen. Hier trägt auch so gut wie niemand die Masken mehr freiwillig zum Einkauf seit die Pflicht gefallen ist und jeden Montag zieht die größte Demo seit 89 durch die Stadt. Eine erneute Einführung einer Maskenpflicht im Herbst wäre wahrscheinlich gar nicht mehr durchsetzbar. Für die meisten ist das Tragen der Masken die große persönliche Einschränkung der letzten 3 Jahre. Der Großteil der Gesellschaft würde ohne Probleme den Tod eines Teils der Menschheit in Kauf nehmen um nicht die kleinste eigene Unannehmlichkeit in Kauf nehmen zu müssen. Da bin ich inzwischen komplett desillusioniert.

      • @Šarru-kīnu:

        Dann wünsche ich Ihnen auch weiterhin diese Gelassenheit beim Masketragen bis an Ihr hoffentlich noch fernes Lebenszeitende. Nämlich in jeder Grippeperiode. Vor Grippe schützt eine Maske auch. Und auf der nicht überlasteten Intensivstation und/oder tödlich kann sie auch enden.



        Solange das Gesundheitswesen die Situation untwr Kontrolle hat, gibtnes für diese llgegenwärtige Maskenpflicht keinen Grund. Viel wichtiger wäre ein Plan B für eine nächste Welle oder gefährliche Mutation und eine massive Investition in das Gesundheitswesen. Beides ist aktuell nicht in Sicht, wohl kein Sondervermögen aus der Zukunft verfügbar.