Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Die Erdoğans haben sich angesteckt

Türkeis Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan und seine Frau Emine wurden positiv getestet. In Österreich gilt seit Samstag die Impfpflicht. Das Impftempo sinkt.

Die Erdogans und Selenskis bei einem Staatsempfang, flankiert von salutierenden Soldaten.

Ohne Maske: Emine Erdogan mit ihrem Präsidentengatten auf Staatsbesuch in der Ukraine Foto: Ukrainisches Präsidentenamt/ap

„Milde Symptome“ bei Erdoğan

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und seine Ehefrau Emine sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der 67-Jährige berichtete am Samstag auf Twitter von „milden Symptomen“ einer Erkrankung, die bei beiden festgestellt wurden. Die Covid-19-Tests seien dann positiv ausgefallen. Erdoğan zufolge handelt es sich um die Omikron-Variante des Virus. Der Präsident und seine Frau bleiben nun zu Hause – einem Berater zufolge zunächst einmal für eine Woche. Dann soll es neue Tests geben. In dieser Zeit werde Erdoğan bei Bedarf per Videoschalte an Veranstaltungen teilnehmen, hieß es.(dpa)

Ungarn schränkt Corona-Berichterstattung ein

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban schränkt die Berichterstattung über die Corona-Pandemie weiterhin ein, obwohl die Justiz kürzlich einem dagegen klagenden Online-Portal Recht gegeben hatte. Im nationalen Gesetzblatt wurde dazu am Freitagabend eine Verordnung des rechtsnationalen Regierungschefs veröffentlicht. Demnach liegt die Entscheidung, welche Medien in dem EU-Mitgliedsland Zutritt zu Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens bekommen, beim Corona-Krisenstab seiner Regierung.

Im April 2021 hatte die Orban-Regierung beschlossen, dass das für Gesundheit zuständige Ministerium den Zugang der Presse zu Krankenhäusern und Impfzentren kontrolliert. Dies erklärte ein Gericht in Budapest am Mittwoch jedoch für gesetzwidrig. Allein die Direktoren der jeweiligen Krankenhäuser hätten das Recht, darüber zu entscheiden. Geklagt hatte das oppositionelle Nachrichtenportal telex.hu. Nun setzte Orban seine neue Verordnung dagegen.

Der Bürgerrechtsverein TASZ erwägt nun rechtliche Schritte. „Respekt vor dem Rechtsstaat bedeutet, dass die Regierung Gerichtsurteile respektiert“, so der Verein. „Willkürliche Gesetzgebung“ verstoße gegen die Verfassung. Orban hat die staatlichen und die meisten privaten Medien mit wirtschaftlichem Druck und Druck der Behörden auf Regierungskurs gebracht. International steht er deshalb in der Kritik. (dpa)

Weitere Proteste in Kanada erwartet

Der Regierungschef der kanadischen Provinz Ontario hat Teilnehmer eines Lastwagenfahrer-Protests gegen Coronavirus-Maßnahmen zum Ende der Aktion in der Hauptstadt Ottawa aufgefordert. „Das ist kein Protest mehr“, sagte der Ministerpräsident Doug Ford am Freitag. „Es ist zu einer Besetzung geworden.“ Der Polizeichef von Ottawa, Peter Sloly, ließ 150 Beamte in Protestgegenden der Stadt verlegen. Die Polizei rechne damit, dass die am vergangenen Wochenende begonnene Demonstration an diesem Wochenende wieder ein größeres Ausmaß annehme.

Tausende Protestteilnehmer waren in die kanadische Hauptstadt gekommen und blockierten absichtlich den Verkehr. Die Polizei geht davon aus, dass sich noch etwa 250 Demonstranten in Ottawa aufhalten. Dem stellvertretenden Polizeichef Steve Bell zufolge wurde an diesem Wochenende mit 300 bis 400 weiteren Lastwagen gerechnet. Hinzu kämen vermutlich mehr als 1000 Demonstranten zu Fuß. Auch eine Gegendemonstration von bis zu 1000 Menschen werde erwartet. Es wird voraussichtlich auch in Toronto, Québec und in Victoria in British Columbia protestiert.

Die Demonstranten haben mitgeteilt, dass sie erst aufhören würden zu protestieren, wenn alle Impfvorschriften und Beschränkungen wegen des Coronavirus aufgehoben seien. Sie protestieren zum Teil gegen eine Vorschrift, die seit dem 15. Januar gilt. Ihr zufolge müssen Lastwagenfahrer bei der Fahrt über die Grenze nach Kanada als vollständig gegen das Coronavirus geimpft gelten. Der Lastwagenfahrer-Protest ist vom früheren US-Präsidenten Donald Trump und der oppositionellen Konservativen Partei in Kanada unterstützt worden.

Bei Kanadiern haben die Demonstranten Unverständnis hervorgerufen. Einige Protestteilnehmer in Ottawa urinierten auf ein nationales Kriegsdenkmal und parkten dort. Ein Teilnehmer tanzte auf dem Grab des unbekannten Soldaten. Mehrere trugen Schilder und Flaggen mit Hakenkreuzen. Wegen des Protests haben sich zwei Mitglieder von der Konservativen Partei abgewandt. Der Senator Dennis Patterson teilte mit, er verurteile „das, was gerade in Ottawa beim sogenannten Freiheitskonvoi passiert. Lassen Sie es mich deutlich sagen: Wenn Sie sich in einer Nazi- oder Konföderierten-Flagge einwickeln oder damit schwenkend herumlaufen, erklären Sie sich zu einer Person, die Hass, Bigotterie und Rassismus unterstützt.“

Die Partei setzte in dieser Woche ihren gemäßigten Vorsitzenden Erin O'Toole ab. Die neue Übergangsparteichefin Candice Bergen hat sich hinter die Demonstranten gestellt. Die Spendensammelwebseite GoFundMe teilte mit, dass sie den Protestorganisatoren die bei einer Aktion gesammelten Geldmittel nicht weiterleite. GoFundMe begründete das damit, dass mit dem Protest gegen die Geschäftsbedingungen der Webseite verstoßen werde. Mit der Sammelaktion waren rund zehn Millionen Kanadische Dollar eingenommen worden. „Wir haben jetzt Beweise von den Strafverfolgungsbehörden, dass die zuvor friedliche Demonstration zu einer Besetzung geworden ist“, teilte GoFundMe mit. (afp)

Allgemeine Impflicht in Österreich

In Österreich trat am Samstag die Impfpflicht für alle Menschen ab 18 Jahren in Kraft. Ausnahmen gelten laut Gesetz für Schwangere und diejenigen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können. Auch Genesene sind für 180 Tage von der Impfpflicht befreit. Zudem gibt es eine „Schonfrist“ für alle: Kontrolliert werden soll die Einhaltung der Impfpflicht erst ab Mitte März. Danach drohen Impfverweigerern hohe Geldstrafen, die bei einer nachgeholten Immunisierung binnen zwei Wochen aufgehoben werden.

In Deutschland diskutierte der Bundestag am 26. Januar erstmals über das Für und Wider einer allgemeinen Impfpflicht. Debattiert werden zurzeit eine allgemeine Pflicht ab 18 Jahren oder eine partielle Impfpflicht ab 50 Jahren. Geplant ist auch ein Antrag, die Impfpflicht abzulehnen. Eine Entscheidung steht noch aus.

Die Regierung von Ecuador erklärte im vergangenen Dezember die Impfung für alle zur Pflicht, auch für Kinder ab fünf Jahren – weltweit eine Premiere. Die autoritär regierten Staaten Tadschikistan und Turkmenistan sowie der Pazifikstaat Mikronesien führten bereits im Juli 2021 eine Corona-Impfpflicht ab 18 Jahren ein. Auch in Indonesien ist der Piks gegen Covid-19 seit Februar 2021 theoretisch Pflicht. De facto war Anfang 2022 jedoch weniger als die Hälfte der Bevölkerung geimpft. (afp)

Kritik an Quarantäneregeln bei Olympia

Das deutsche Team bei den Olympischen Spielen in Peking hat die Quarantänebedingungen für positiv getestete Sportler scharf kritisiert. Das Zimmer, in dem der als Medaillenfavorit in der Nordischen Kombination angereiste Erik Frenzel seit Freitag isoliert werde, sei „inakzeptabel“, sagte Teamchef Dirk Schimmelpfennig. Sauberkeit, die Qualität des Essens und die Internet-Anbindung seien problematisch. „Das Zimmer muss groß genug sein, damit er seine Übungen machen kann, es muss hygienisch sauber sein, und das Essen muss regelmäßig kommen“, forderte Schimmelpfennig. Der dreifache Goldmedaillengewinner Frenzel ist einer von über 350 Sportlern, Funktionären und Medienvertretern, die bei Anreise in Peking positiv getestet wurden. (rtr)

45 Infektionen bei den Olympischen Spielen

Trotz steigender Covid-Fallzahlen unter den anreisenden Sportlern und Funktionären zeigen sich die Verantwortlichen der Olympischen Winterspiele in China am ersten Wettkampftag gelassen. Für Freitag wurden 45 Infektionen im abgeschirmten Bereich der Spiele gemeldet. Das ist die zweithöchste Zahl aller bisherigen Anreisetage. Die Lage sei unter Kontrolle und es gebe keinen Grund zur Sorge, erklärten die Veranstalter. Sportler, Begleiter und Journalisten dürfen sich bei den Spielen nur zwischen ihrer Unterkunft, dem Medienzentrum und den Sportstätten bewegen. (rtr)

Deutschland: Keine eigenen Kriterien für endemische Lage

In der Debatte um das Ende der pandemischen Lage will die Bundesregierung einem Zeitungsbericht zufolge vorerst keine eigenen Kriterien für den Übergang in ein endemisches Geschehen entwickeln. Das geht laut „Welt am Sonntag“ aus einer Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht (Linkspartei) hervor. In dem Papier heiße es, der Übergang werde von der Wissenschaft definiert. „Er wird erst dann abgeschlossen sein, wenn die Immunität in der Bevölkerung so groß ist, dass es nur noch zu regional begrenzten Ausbrüchen kommt, die das Gesundheitssystem nicht überlasten.“ (rtr)

Impftempo in Deutschland schwächt sich weiter ab

Insgesamt haben nach RKI-Angaben nun 74,4 Prozent der Menschen (61,8 Millionen) einen Grundschutz, für den meist zwei Spritzen nötig sind. Bisher haben den Angaben zufolge 45,1 Millionen Menschen in Deutschland (54,2 Prozent) zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten. Mindestens eine Impfdosis haben 75,9 Prozent der Bevölkerung (63,2 Millionen) bekommen. Das Ziel von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), bis Ende Januar 80 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen Corona zu impfen, war Anfang der Woche weit verfehlt worden.

Bei der Zahl der verabreichten Auffrischungsimpfungen gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern. An der Spitze liegt hier Schleswig-Holstein, wo 62,1 Prozent der Menschen bereits einen Booster erhielten. Das Schlusslicht bildet Sachsen, wo dies 43,8 Prozent der Menschen betrifft.

Das RKI weist seit längerem darauf hin, dass die ausgewiesenen Zahlen als Mindestimpfquoten zu verstehen sind. Eine hundertprozentige Erfassung durch das Meldesystem könne nicht erreicht werden. Das RKI geht davon aus, dass die tatsächliche Impfquote bis zu fünf Prozentpunkte höher liegt als auf dem Dashboard angegeben. (dpa)

Weltärzte-Chef und Städtebund für Impfpflicht ab 18

Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat sich für eine allgemeine Corona-Impfpflicht ab 18 ausgesprochen, die auf zwei Jahre befristet wird. Dieser Vorschlag scheine ihm „der Vernünftigste zu sein“, sagte Montgomery. Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, plädierte für eine Impfpflicht ab 18.

Montgomery sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag), allerdings seien ihm im Falle einer Impfpflicht die Sanktionen für dann immer noch Ungeimpfte unklar. Daher komme es „auf die handwerkliche Qualität des Gesetzes an“. Das bereits geltende Gesetz zur Einführung einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht nannte er handwerklich mangelhaft. „Wie kann man ein solches Gesetz machen und sich dann nicht um die Möglichkeit einer sinnvollen Anwendung und Durchführung kümmern?“, fragte Montgomery.

Städtebund-Hauptgeschäftsführer Landsberg sagte der Zeitung: „Wenn eine Impfpflicht, dann für alle Erwachsenen, nicht nur für die Älteren.“ Vorher müsse aber geklärt werden, wie die Impfpflicht kontrolliert werden solle. „Die Idee der Union, die Impfpflicht zu beschließen, aber sie erst durch einen weiteren Beschluss in Vollzug zu setzen, halte ich für eine gute Idee“, erklärte Landsberg. „Denn es kann ja sein, dass sie zwar beschlossen wird, aber gar nicht mehr umgesetzt werden muss, wenn sich die Lage entscheidend verbessert.“ (epd)

USA: Mehr als 900.000 Corona-Tote

In den USA hat die Zahl der Corona-Toten die Marke von 900.000 überschritten. Für Freitag wurde nach einer Reuters-Erhebung ein Zuwachs von mindestens 5076 Todesfällen auf 904.740 registriert. Die Zahl der Infektionen stieg demnach um mindestens 322.763 auf 76,24 Millionen. (rtr)

Thüringer Innenminister verteidigt Polizeivorgehen

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) hat das Vorgehen der Polizei bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen verteidigt und auf die Belastungssituation der Beamten hingewiesen. MDR Thüringen sagte der Minister am Freitag, die Polizei seit sei Wochen im Dauereinsatz. Das führe zu zunehmendem Stress für Polizistinnen und Polizisten. Dennoch müsse das Gebot der Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen geachtet werden, fügte der SPD-Politiker hinzu.

Dimension und Häufigkeit der Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen seien am Anfang neu gewesen, räumte Maier ein. Deshalb habe es Unsicherheit im Umgang mit diesen Protesten gegeben. Im Laufe der Zeit sei dann erkennbar geworden, dass sich Demonstranten nicht an die Regeln halten. Daraufhin hätten die Versammlungsbehörden einen strikteren Kurs gefahren und auch Versammlungen aufgelöst.

Bei den Einsätzen werde versucht, besonders gewaltbereite Demonstrantinnen und Demonstranten zu isolieren. Dabei werde die Polizei nicht von sich aus aggressiv, sagte der thüringische Innenminister. Wenn eine Versammlung aufgelöst werde, sei es nicht möglich, trotzdem eine Versammlung abzuhalten. Dann müsse die Polizei gegebenenfalls einen Aufzug aufhalten. Maier äußerte sich in dem MDR-Interview überzeugt, dass die Polizei trotz gestiegener Aggressivität nicht härter gegen Demonstranten vorgeht.

Nach Maiers Angaben wurden in den vergangenen Wochen und Monaten viele Polizistinnen und Polizisten verletzt, zum Teil gravierend mit Brüchen, Bisswunden oder Hämatomen. Auch Knalltraumata seien aufgetreten, weil die Polizei mit Pyrotechnik beworfen wurde. (epd)

Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 1349,5

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet mit 217.815 Positiv-Tests binnen 24 Stunden einen neuen Höchstwert. Das sind 28.649 Fälle mehr als am Samstag vor einer Woche, als 189.166 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf einen Rekordstand von 1388 von 1349,5 am Vortag. 172 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 118.676. Insgesamt fielen in Deutschland bislang knapp 10,89 Millionen Corona-Tests positiv aus. (rtr)

Infektiologe warnt vor schnellen Lockerungen

Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner warnt vor schnellen Lockerungen der Corona-Maßnahmen in den kommenden Wochen. „Bis mindestens April werden wir noch mit den hohen Inzidenzzahlen zu tun haben“, sagte der Chefarzt der München Klinik Schwabing der „Augsburger Allgemeinen“ in einem Vorabbericht. „Zwar gibt es bei Omikron nicht so schwere Verläufe, aber immerhin sind es trotzdem 0,5 Prozent der Neuinfizierten, die rein statistisch gesehen schwer erkranken.“ (rtr)

Lockerungsdebatte ohne schnelle Lockerung

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD) äußern sich zurückhaltend zu möglichen Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen. Zunächst müsse der für Mitte Februar erwartete „Peak der Omikron-Welle“ abgewartet werden, sagte Dreyer. Kretschmann sagte, Lockerungen würden selbstverständlich kommen, wenn die Belastung des Gesundheitswesens diese zulasse. Eine Exit-Strategie zum Ausstieg aus allen Maßnahmen könne er sich aber vor Ostern überhaupt nicht vorstellen.

Im Deutschlandfunk sagte Kretschmann, Ostern bei besserem Wetter und in den Schulferien, „da steht das vielleicht an“. Aber jetzt gehe es darum, auf Grundlage wissenschaftlicher Fakten Entscheidungen zu treffen, die sich insbesondere an der Belastung der Intensivstationen orientieren.

Dreyer will bei der nächsten Bund-Länder-Runde über Lockerungen der Maßnahmen reden. Spätestens dann müsse es um „kluge Ideen für Erleichterungen“ gehen, sagte sie der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post. Doch erst nach dem Höhepunkt der Omikron-Infektionswelle „können wir besser einschätzen, ob die Krankenhäuser das auf ihren Normal- und Intensivstationen schaffen und wie sehr uns Personalausfall durch Infektion und Quarantäne in der kritischen Infrastruktur und in den Betrieben zusetzen wird“. (epd)

Weltweit über 6 Millionen Corona-Tote

Weltweit haben sich bislang rund 388,71 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Reuters-Erhebung auf Basis offizieller Daten. Über 6,08 Millionen Menschen starben mit oder an dem Virus, das erstmals im Dezember 2019 im chinesischen Wuhan nachgewiesen wurde. Die meisten Infektions- und Totenzahlen weisen die USA auf. Bei den Ansteckungen folgen Indien und Brasilien. (rtr)

FDP-Generalsekretär greift RKI-Chef Wieler an

Nach der Verkürzung des Corona-Genesenenstatus von sechs auf drei Monate durch das Robert Koch-Institut (RKI) geht die FDP auf Distanz zu dessen Leiter. Der designierte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai sagte dem Spiegel: „Ich habe großen Respekt vor den Leistungen des RKI-Chefs Lothar Wieler in den vergangenen zwei Jahren während der Pandemie.“ Er fügte hinzu: „Des Vertrauens der FDP kann sich Herr Wieler aber aufgrund dieser neuerlichen Verfehlung, die ja leider keinen Einzelfall darstellt, nicht mehr sicher sein.“

Mit Wirkung vom 15. Januar hatte das RKI den Genesenenstatus überraschend von sechs auf drei Monate verkürzt. Kritisiert wird, dass diese Änderung durch das RKI vorher nicht angekündigt wurde. Viele Bürger verloren quasi über Nacht ihr Recht, in Restaurants, Bars oder in Fitnessstudios zu gehen. FDP-Fraktionschef Christian Dürr hatte daraufhin gefordert, dass künftig das Parlament wieder über den Genesenenstatus entscheiden soll.

Djir-Sarai sagte dem Spiegel: „Das RKI kann nicht quasi nebenbei mit einem Federstrich und ohne jegliche Ankündigung die Verkürzung der Genesenenfrist festlegen. Diese Entscheidung hat eine unmittelbare Auswirkung auf das tägliche Leben vieler Menschen. Optimale Kommunikation geht anders.“ Auf die konkrete Frage nach der Zukunft Wielers an der Spitze des RKI sagte der FDP-Politiker: „Es ist Sache des Bundesgesundheitsministers über die personelle Aufstellung an der Spitze seiner Unterbehörden zu entscheiden.“

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen verteidigte Wieler und schrieb am Samstag auf Twitter, Wieler verdiene Respekt und Dank für seinen „unermüdlichen und professionellen“ Einsatz in der Pandemie. „Seine Expertise ist von unschätzbarem Wert. Ohne ihn stünden wir heute viel schlechter da.“ An die FDP gerichtet schrieb Dahmen: „Wer verantwortlich ein Land regieren möchte, sollte verantwortlich mit der eigenen Exekutive umgehen. Menschen öffentlich „anzuzählen“ ist nicht nur unverantwortlich, sondern so geht man einfach nicht miteinander um!“ (dpa)

Erhebliche Personalausfälle

In Folge der Omikron-Welle leidet die deutsche Wirtschaft unter massiven Personalausfällen. Dies ergibt eine branchenübergreifende Blitzabfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 370 Unternehmen, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland einem Vorabbericht zufolge vorliegt. Jeder vierte Betrieb bewertete seine aktuellen Personalausfälle als „erheblich“. Weitere vier Prozent stuften ihre personelle Unterbesetzung sogar als „kritisch“ für die Aufrechterhaltung ihrer Angebote ein. Die Betriebe rechneten damit, dass sich die Entwicklung in den nächsten Tagen noch verschärfen werde, heißt es in der Auswertung der Umfrage. (rtr)

Projekt patentfreier Corona-Impfstoff gestartet

Das Projekt für einen patentfreien Corona-Impfstoff aus Afrika kommt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besser voran als erwartet. Das von der WHO ausgewählte Forschungs- und Fertigungszentrum (manufacturing hub) in Südafrika habe innerhalb weniger Wochen einen Impfstoffkandidaten auf Basis der neuartigen mRNA-Technologie produziert, berichtete die WHO in Genf.

Dies sei ohne Unterstützung der Biotechfirmen gelungen, die mRNA-Corona-Impfstoffe herstellen, aber die Zusammenarbeit bislang ablehnen, sagte Martin Friede, WHO-Koordinator für Impfforschung. Als Hub hatte die WHO im Juni 2021 das Biotechnologieunternehmen Afrigen Biologics and Vaccines in Kapstadt ausgewählt. „Im September sagten viele: Das ist Raketentechnologie, das schafft ihr nicht“, sagte Friede. Tests mit dem Impfstoffkandidaten könnten im Herbst beginnen.

Die WHO betont, dass das Labor öffentlich zugängliche Technologien verwendet und keine Patente verletzt. Die Technologie soll Firmen in anderen ärmeren Ländern zur Verfügung gestellt werden. Das Labor bildet auch Personal aus. Noch im Februar sollen weitere Länder genannt werden, in denen produziert werden soll. Argentinien und Brasilien stehen als Standorte bereits fest.

Die WHO rief Biotechfirmen erneut zur Beteiligung an dem Projekt auf. Dadurch könne viel Zeit bei den klinischen Studien gespart werden. Mit ihrer Unterstützung sei die Entwicklung eines Impfstoffs in 12 bis 18 Monaten denkbar, andernfalls dauere es drei Jahre. Friede nannte konkret den US-Hersteller Moderna und das Mainzer Unternehmen Biontech sowie dessen Partner Pfizer. Es arbeiteten aber inzwischen rund 20 weitere Unternehmen – etwa in China, Taiwan und Indien – an mRNA-Impfstoffen.

Auch diese Biotechfirmen könnten von der Ausbildung von Spezialisten bei Afrigen profitieren, wenn sie Lizenzvereinbarungen zur Produktion ihrer Impfstoffe mit Laboren in ärmeren Ländern schließen, sagte Charles Gore, Exekutivdirektor des Medicine Patent Pool. Die von den UN gegründete Initiative handelt Patentlizenzvereinbarungen mit Pharmaunternehmen aus und bündelt sie, damit sie für Generikahersteller leichter zugänglich sind.

Das Afrigen-Projekt soll die Versorgung ärmerer Länder mit Impfstoffen revolutionieren, sagte WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan. Die ersten Corona-Impfstoffe seien in reichen Ländern entwickelt und hergestellt worden. „Es gab so viel Hoffnung, als die Impfstoffe kamen – aber dann haben wir das Phänomen des Impfstoff-Horten gesehen, und reiche Länder haben sich für Milliarden Dollar Vorkaufsrechte für Impfstoff gesichert.“ Ärmere Länder seien monatelang fast leer ausgegangen. Die WHO habe erkannt, dass das Problem nur gelöst werden könne, wenn dort selbst produziert werde. (dpa)

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