Frauenhäuser in der Corona-Pandemie: Stopp im Frauenhaus

Die aktuelle Infektionslage setzt auch den Berliner Frauenhäusern zu. Quarantäne ist kaum möglich und viele Häuser können keine Frauen mehr aufnehmen.

Frau steht in einem Frauenhaus am Fenster

Ein Ort für von Gewalt bedrohte Frauen und ihre Kinder Foto: dpa

Einmal pro Woche kommt ein Coronatestteam in die Berliner Frauenhäuser. Drei positive Fälle meldete das Team zum Beispiel vor einer Woche im II. Autonomen Frauenhaus. „Für uns bedeutet das, dass wir keine Frauen mehr aufnehmen können“, sagt eine Mitarbeiterin. Wie in vielen Häusern nutzen die Frauen hier gemeinsame Küchen und Bäder. Eine Isolation ist faktisch unmöglich.

Fünf der sieben Berliner Frauenhäuser können aufgrund von Infektionsfällen aktuell keine bedrohten Frauen und deren Kinder aufnehmen. Das bestätigt Doris Felbinger, die Geschäftsführerin der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen BIG, die mit einer Hotline auch die freien Plätze koordiniert. Auch bei der Polizei hat man die Engpässe registriert. Angesichts der Krisensituation hatte sich der Praxisrat der Frauenhäuser bereits vergangene Woche an die Gesundheitsverwaltung gewandt.

Pandemiebedingte Notplätze

Diese hatte zu Beginn der Pandemie mit dem „Stadthotel“ extra eine Notunterkunft in Betrieb genommen. Im November 2020 kam ein zweiter Standort für Quarantänefälle dazu. Inzwischen sind allerdings beide Häuser zu. Zuletzt hatte im Oktober 2021 der Hotelbetreiber die Kooperation im „Stadthotel“ beendet.

Plätze, die nun fehlten, heißt es aus den Frauenhäusern. Die Gesundheitsverwaltung verweist dagegen auf drei Frauen-Notwohnungen mit insgesamt 30 Plätzen sowie einer Quarantänewohnung für eine Frau mit bis zu zwei Kindern.

Die Situation in den Berliner Frauenhäusern ist seit Jahren angespannt. Unter anderem der Mietmarkt sorgt für lange Verweildauern der aufgenommenen Personen. Vor Corona mussten Schutzsuchende immer wieder wegen fehlender Kapazitäten abgewiesen werden. 2020 wurde ein lang versprochenes siebtes Frauenhaus eröffnet. Bereits im vergangenen Jahr sollte eigentlich ein achtes und in diesem Jahr ein neuntes dazu kommen.

Derzeit (Stand Donnerstag) stehen nach Angaben von BIG zumindest noch einzelne Plätze für Frauen in Not und deren Kinder zur Verfügung. Als am gleichen Tag das Testteam im II. Autonomen Frauenhaus wieder anrückt, gibt es neue Corona­verdachtsfälle. Das bedeutet vorerst weiter: Aufnahmestopp.

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