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Frühere Abschaffung der EEG-UmlageStrommärkte fressen Entlastung auf

Aus der Grünen-Bundestagsfraktion kommt Widerstand gegen ein vorzeitiges Aus für die EEG-Umlage. Haushalten würde das ohnehin nicht helfen.

Solarstrom ist längst konkurrenzfähig und braucht die Förderung über die Umlage nicht mehr Foto: reuters

Freiburg taz | Überlegungen der Bundesregierung, die EEG-Umlage schon im Laufe dieses Jahres abzuschaffen, stoßen auf Widerstand in der Fraktion der Grünen. Aus Sicht der klima- und energiepolitischen Sprecherin der Bundestagsfraktion, Ingrid Nestle, wäre ein solcher Schritt zu unspezifisch: „Ich würde gerne gezielter helfen“, sagte sie den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.

Es koste 5 Milliarden Euro, wenn die Umlage um einen Cent abgesenkt würde: „Mit der Hälfte dieses Geldes könnte locker all denen geholfen werden, die akute Probleme haben.“

Die EEG-Umlage war im Jahr 2000 mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz als Zuschlag auf den Strompreis eingeführt worden, um die Mehrkosten für die Vergütung von Ökostrom zu finanzieren. In diesem Jahr beläuft sie sich auf 3,72 Cent je Kilowattstunde. Nach den ursprünglichen Plänen der Bundesregierung soll die Umlage zum 1. Januar 2023 abgeschafft werden.

Doch zwischenzeitlich mehren sich die Stimmen für ein früheres Ende: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ist für die schnellstmögliche Abschaffung, auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigte bereits Sympathie für einen früheren Zeitpunkt. Fortan müsste die Ökostromförderung aus dem Bundeshaushalt finanziert werden.

Unternehmen als Gewinner

Die größten Profiteure wären die Unternehmen; private Haushalte kommen nur für gut ein Drittel der EEG-Zahlungen auf. Entsprechend fordert vor allem auch die Industrie ein schnelles Ende der Umlage, so etwa der Verband der Chemischen Industrie. Der Bundesverband der Industrie verlangt darüber hinaus auch noch eine Senkung der Netzentgelte und der Stromsteuer. Auch der BDEW, der Branchenverband der Energiewirtschaft, propagiert „möglichst schnell“ die Abschaffung der EEG-Umlage.

Fraglich ist, was ein solcher Schritt den Haushaltskunden wirklich bringt. Es ist nämlich nicht gesagt, dass die Versorger die gesparte Umlage unmittelbar an die Verbraucher weitergeben werden. Auf den Wettbewerbsdruck jedenfalls kann man derzeit nur bedingt hoffen, denn die Stromanbieter haben angesichts der hohen Großhandelspreise wenig Interesse an der Neukundenakquise.

Im Gegenteil könnten sie sogar profitieren, wenn Kunden abspringen, weil die Versorger dann ihre frühzeitig günstiger eingekauften Strommengen zu einem guten Preis an der Börse verkaufen könnten. So macht die aktuelle Marktkonstellation eine direkte Weitergabe des Preisvorteils, der sich aus einer gestrichenen Umlage ergibt, eher ungewiss. Zum nächsten Jahr, wenn die meisten Unternehmen neu kalkulieren, dürfte sich die wegfallende EEG-Umlage dann aber doch auf die Stromtarife auswirken.

Gleichwohl ist nach heutiger Marktlage auch dann nicht damit zu rechnen, dass die Strompreise sinken, sondern nur damit, dass sie weniger stark ansteigen. Denn die Entlastung dürfte bestenfalls ausreichen, um die gestiegenen Großhandelspreise zu kompensieren. Das zeigt ein Blick auf die Börse: Die Kilowattstunde zur Lieferung im Jahr 2023 wird aktuell für 13 bis 14 Cent gehandelt. Für 2022 konnten die Versorger ihren Strom je nach Zeitpunkt der Beschaffung noch für 4 bis 7 Cent einkaufen. Das macht deutlich, dass die Zukunft der Strompreise inzwischen stärker von der Entwicklung der europäischen Energiemärkte abhängt als von der Höhe der EEG-Umlage.

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7 Kommentare

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  • Das EEG funktionierte gut, bis 2008 Merkel an die Macht kam. Im Zeitraum von 2009 bis 2014 verfünffachte sich die EEG-Umlage, während die Auszahlung für erneuerbare Energien selber sich nur verdoppelte. Den Rest strichen andere ein.

    Das EEG wurde von der CDU/CSU/SPD kaputt gemacht. Das wurde in den Medien nie wirklich thematisiert, bis wenige Ausnahmen, z.B. in "Die Anstalt."

    Und heute stellen sich die Grünen und SPD hin, die es einst erschufen, und wollen es direkt abschaffen, weil es ja nicht mehr zeitgemäß sei. Richtig: was CDU/CSU draus machten, ist es nicht.

    Über andere Formen aber kann man diskutieren.

  • Ab 2023 sollen ja auch ein paar Sachen teurer werden. Z.B. das Fliegen, wenn die amitionierte Quote für strombasierten Treibstoff kommt, die immerhin im Koalitionsvertrag steht.



    Da sollte man die Ermäßigung beim EEG auch zu diesem Zeitpunkt vornehmen.

  • Es ist bezeichnend, dass die SPD bei diesem durchsichtigen Spiel der FDP mitmacht, obwohl doch gerade die EEG Umlage aus dem Hause der SPD stammt (Hermann Scheer), die zurecht eingeführt wurde, um die Erneuerbaren zu stärken und die Wende zu ermöglichen und zu beschleunigen. allein die zurückliegenden "Verwaltungsvergewaltigungen" durch Altmaiers Giftmischern im Ministerium haben diese Umlage in Misskredit gebracht. Gut das Habeck die führenden Köpfe im Ministerium ausgetauscht hat.

  • Die Abschaffung Der EEG Umlage war schon Immer ein feuchter Traum Der Energieintensiven Unternehmen die zurecht den Löwenanteil entrichten. Mit Den minderkompetenten Der FDP in Der Regierung, wird die alte, schon Immer bescheuerte Kamelle, wieder ausgegraben. Den neoliberalen Ideologen kriegt man mit genug PR Bullshit Immer rum, schließlich warte ich Zeitlebens auf das Erscheinen eines einzigen neoliberalen Ideologen Der Der Logik fähig ist und nicht ausschliesslich in seiner Fantasiewelt lebt und argumentiert. Ein Disput Der Zeitlebens des Neoliberalismus ausgetragen wird. Von dessen Konzipator damals in öffentlicher Debatte mit J.M. Keynes ausgetragen und schon da musste Hayeck zugeben, öffentlich, dass Neoliberalismus nicht funktioniert.

    Fast 100 Jahre später ehren wir inkompetente Ideologen Wie Friedman, welche zu 100% Hayecks Schwachsinn regurgitieren, mit dem Alfred Nobel beleidigenden fake Nobelpreis.

    Für die die nicht verstehen wollen, nutzen würde die Abschaffung ausschliesslich Energieintensiven Groskapitalisten Der FDP Klientel. Es ist Gift drauf zu nehmen, dass es keine weiterreichung geben wird, die gab es in Deutschland Noch nie. Es ist Gift drauf zu nehmen, dass es keine Preissenkung geben wird und es ist absolut an zu Zweifeln, dass die Senkung überhaupt einen dämpfenden Effekt auf die Preissteigerungen haben wird. I'm Umkehrschluss wurden dem Staat Milliardensummen fehlen um indirekt mal wieder die Krisenprofiteure zu subventionieren.

    • @Beskar:

      Die Großverbraucher waren von Anfang an von der EEG-Umlage weitgehend befreit. Im Ergebnis führt dies dazu, dass die energieintensive Industrie zwar 18 Prozent des Stroms verbraucht, aber an der Finanzierung der Energiewende über die EEG-Umlage nur zu 0,3 Prozent beteiligt ist.

    • @Beskar:

      es hilft aber wenig das Energie intensive Unternehmen pleite gehen, Produktion einstellen, Produktion ins Ausland verlagern wegen der Energiepreise…..



      Dem Klima ist es egal ob das Produkt dann woanders evtl unter sehr viel schlechteren Bedingungen hergestellt wird.



      Den Arbeitnehmern und dem Steuer und Sozialsystem in D gehen dann aber Einnahmen verloren die dann nicht mehr verteilt werden können….



      Ma muss Anreize setzen zum einsparen aber wenn es zu viel wird geht der Schuss nach hinten los…..

    • @Beskar:

      Was ist Ihr Punkt?



      Die EEG-Umlage soll bleiben?