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Koalitionspläne für StadtentwicklungPrivate sollen Neubau ankurbeln

Die Koalitionäre einigen sich auf ein Bündnis für Neubau – und wollen Berlin weiter verdichten. Entstehen soll mehr bezahlbarer Wohnraum.

Berlin soll Stadt der Kräne werden Foto: dpa

Berlin taz | Ein paar kurzen Worten zu DW Enteignen ließ Franziska Giffey am Dienstagmorgen lange Ausführungen zu dem Thema folgen, das sie und die SPD bereits im Wahlkampf versucht hatten für sich zu besetzen: die Steigerung der Neubauzahlen. Gleich nach der Regierungsbildung soll ein „Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen“ mit der Immobilienwirtschaft geschmiedet werden, das innerhalb eines halben Jahres „konkrete Verabredungen“ etwa über angestrebte Neubauzahlen treffen solle, wie Giffey sagte.

Es bleibt bei der Zielzahl von 20.000 neuen Wohnungen jährlich – 200.000 Wohnungen in den nächsten zehn Jahren werden angestrebt. 16 neue Stadtquartiere sollen entstehen, auch die Elisabeth-Aue in Pankow soll zumindest teilweise bebaut werden, nicht aber das Tempelhofer Feld. Auch ohne diesen Symbolort gebe es ein Potenzial für 212.000 neue Wohnungen.

Den Großteil des Neubaupotenzials sehen die Koalitionäre in spe in kleinen Quartieren. Es werde „urban“ gebaut werden und weiter verdichtet, sagte Bettina Jarasch (Grüne): „Ganz Berlin muss um eine Etage in die Höhe wachsen.“ Dies sei auch sinnvoll, um nicht immer mehr Flächen zu versiegeln. Für einen Schub beim Neubau sollen auch eine Vereinfachung und Digitalisierung der Verfahren sorgen.

Giffey kündigte ein Wohnungsbauförderungsprogramm in dreistelliger Millionenhöhe an. Während die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften in fünf Jahren 35.000 Wohnungen errichten sollen, bleiben 65.000 für Genossenschaften und Private. Laut Klaus Lederer (Linke) sollen die privaten Akteure mehr bezahlbaren Wohnraum errichten. Zu den 30 Prozent für Geringverdiener, die bislang in der kooperativen Baulandentwicklung vereinbart sind, soll es auch Quoten für Wohnberechtigungsschein-Besitzer mit mittlerem Einkommen geben.

Für Wohnungslose soll Wohnraum bereitgestellt werden – ein zentrales Element für die Vision, Obdachlosigkeit bis 2030 abzuschaffen. Grundstücke will das Land nicht verkaufen, sondern per Erbbaurecht vergeben, verstärkt an Genossenschaften.

Lederer kündigte eine Regelung für den alten sozialen Wohnungsbau an, deren Mieten sollen nach Auslaufen der Sozialbindungen nicht ins Unermessliche steigen, sondern sich „an der ortsüblichen Vergleichsmiete als Obergrenze“ orientieren. Die Kooperationsvereinbarung mit den Wohnungsbaugesellschaften soll fortgeführt, weitere Milieuschutzgebiete ausgewiesen werden. Dazu soll ein neues Wohnraumschutzgesetz den Mieterschutz verbessern. Ein Mietkataster für Wohnungen und Gewerbe soll Transparenz herstellen.

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5 Kommentare

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  • Die Einkommensgrenze für den WBS in Berlin liegt bei knapp 17000€ im Jahr. Bei einem 2 Personenhaushalt sind es 25000€. Diese ominösen WBS Berechtigten mit mittleren Einkommen dürfte es also eigentlich gar nicht geben. Ich kenne aber genau die Klientel um die es da geht. Meine ehemaligen Kommilitonen die mit 5 stelligem Monatsgehalt immer noch in der WBS Wohnung wohnen die wir in den 90ern für Peanuts nach dem Studium geschossen haben. Diese Zielgruppe wählt allerdings vornehmlich progressiv und hat also von RRG nichts zu befürchten. Macht doch mal eine Bedarfsprüfung wer in den Innenstadtbezirken so alles in Sozialwohnungen wohnt.

  • "Grundstücke will das Land nicht verkaufen, sondern per Erbbaurecht vergeben, verstärkt an Genossenschaften."

    Wer will denn Bitte in so eine Genossenschaft eintreten?

    Man bezahlt einen Haufen Geld, um Häuser zu bauen, und nach soundsoviel Jahren fallen sie an den Staat.

    Immerhin eine elegante und rechtssichere Art der Enteignung.

    Krass, dass so auch die Genossenschaften enteignet werden sollen.

    An Stelle der Linken würde ich mich schämen.

  • Och du tolles Berlin, bau doch einfach selber billig und sag Dritten nicht immer, wie es gehen soll und kann.

  • Private sollen jetzt also neue Häuser bauen, um dann später enteignet zu werden. Da werden die Investoren sicherlich Schlange stehen ...

  • naja die Privaten werden begeistert sein.



    30% zu 6,50 30% zu 8,50 bei Baukosten von 10-12€…



    Und zu guter letzt wird natürlich nach Fertigstellung Enteignet zu nem Allmosenpreis weil ma dann über die Enteignungsgrenze kommt.



    Aus Sicht von Vonovia würde ich erstmal sämtliche Bautätigkeit einstellen alleine in Berlin werden ja lässig mehr als 3k gebaut von denen.



    Und auch die Kommunalen werden bei der Wunschliste nicht so begeistert sein ohne Zuschüsse vom Steuerzahler sind die Wunschmieten nicht finanzierbar.