piwik no script img

Ungleichheit bei TreibhausgasemissionenKlimakiller Superyachten

Superreiche emittieren oft tausendmal so viele Treibhausgase wie Durchschnittsmenschen. Grund dafür sind Luxusgüter wie Yachten und Privatjets.

Immer noch ein beliebtes Statussymbol: Superyachten in der Werft von Blohm&Voss in Hamburg Foto: Hanno Bode/imago-images

„Superreiche leben wie ökologische Vandalen“, hieß es kürzlich von der Entwicklungsorganisation Oxfam. Die reichsten 1% der Weltbevölkerung – weniger als die Zahl der Ein­woh­ne­r:in­nen Deutschlands – emittiert demnach mehr Treibhausgase als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, also rund 4 Milliarden Menschen. Wie ist so etwas möglich?

Während es viel Wissen über Arme und Armut gibt, sind Reiche und Superreiche oft nicht besonders auskunftsfreudig, und selbst die wichtigsten Studien über sie schätzen nur ihr Vermögen. So ist es auch beim CO2-Fußabdruck von Menschen: Es gibt klare und einfache Möglichkeiten, die Emissionen eines Haushaltes zu messen, wenn bekannt ist, was konsumiert wurde. Bei Superreichen ist davon wenig bekannt.

Richard Wilk und Beatriz Barros untersuchten Anfang des Jahres die CO2-Fußabdrücke von 20 Mil­li­ar­dä­rIn­nen. Die Studie kann selbstverständlich nicht repräsentativ sein, denn eine zufällige Stichprobe ist bei den scheuen Superreichen nicht möglich. Stattdessen trugen die ForscherInnen öffentlich bekannte Informationen über die weltweiten MilliardärInnen zusammen: Wie sie wohnen und wie sie sich fortbewegen.

Das kurze Fazit: MilliardärInnen stoßen jährlich oft das Tausendfache dessen aus, was durchschnittliche Er­den­be­woh­ne­rIn­nen ausstoßen. Zentral dabei sind: Superyachten mit fester Crew, Hubschrauberlandeplätzen und U-Booten, maßgeschneiderte Privatjets, in denen im Normalfall Hunderte Menschen fliegen, und zahlreiche Villen, die oft das gesamte Jahr über bewohnbar gehalten werden.

Unsere Infografik zeigt, wie groß die geschätzten CO2-Fußabdrücke von 10 der 20 untersuchten MilliardärInnen im Jahr 2018 waren. Allein eine Superyacht führt zu etwa 7.000 Tonnen CO2-Ausstoß im Jahr, schreiben Wilk und Barroz, und sind damit oft das Kernstück des „ökologischen Vandalismus“. Der Ölmilliardär Roman Abramowitsch etwa besitzt eine 162-Meter-Yacht, eine umgebaute Boeing 767 als Privatjet und mehrere Villen, einschließlich eines 28-Hektar Anwesens auf der Karibikinsel St. Barts.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die Studie schätzt seinen jährlichen Ausstoß auf mehr als 33.000 Tonnen CO2, wovon mehr als 22.000 auf die Superyacht zurückzuführen seien. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Deutscher bräuchte bei 9 Tonnen pro Jahr etwa 3.700 Jahre, um so viel zu emittieren. Selbst vergleichsweise ökologisch lebende Superreiche wie Tesla-Besitzer Elon Musk kamen auf rund 2.000 Tonnen CO2 pro Jahr, wofür eine durchschnittliche Deutsche immer noch 231 Jahre bräuchte.

Wichtig ist: Selbst diese Schätzungen halten die AutorInnen für konservativ. Die Schätzungen beinhalten nicht die Emissionen aus dem Bau ihrer Besitztümer und auch nicht die Emissionen, für die sie durch ihre Konzerne verantwortlich sind. Außerdem – darauf weist auch Oxfam hin – haben Superreiche durch ihre Vorbildfunktion auch einen großen Einfluss auf die Emissionen anderer Menschen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
  • Wir sollten eine Globale Vermögensschere bei vielleicht 5 Millionen einführen. Mehr Geld sollte wirklich keine Einzelperson besitzen! Nicht wegen Co2 oder Ungerechtigkeit sondern weil es leider die Angewohnheit bei diesen Leuten gibt Einfluss auf die Politik zu nehmen. Das ist anti demokratisch! Das Risiko ist auch viel zu groß wenn jemand anfängt sein Geld massiv gegen die Demokratischen Institutionen einsetzt oder anfängt Menschenfreundliche Parteien zu fördern. Die AFD wäre ohne solche Unterstützung nie denkbar gewesen.

    • @Kindoki Tiwi:

      Oder der Brexit:

      www.youtube.com/watch?v=bmoy5MKoL9g

      Katastrophe für Alle!

      Das Superreiche mit ihrem Geld Scheisse bauen ist wohl eher die Regel als die Ausnahme

    • @Kindoki Tiwi:

      "Wir sollten eine Globale Vermögensschere bei vielleicht 5 Millionen einführen. Mehr Geld sollte wirklich keine Einzelperson besitzen! "



      Wer soll das wie auf welcher rechtlichen Grundlage umsetzen und kontrollieren?

      • @Stefan L.:

        Keine Angst Stefan.... Die Immobilien-Mafia kann aber zittern..

  • Das ist ja alles gut und schön.

    Nur wird keine Macht der Welt ausgerechnet diese Gargantuas und Pantagruels mit ihren abnormen ökologischen Fußabdrücken dazu bringen oder zwingen, auf kleinerem Fuß zu leben.

  • Es gibt weltweit weniger als 3.000 Milliardäre.

    Selbst wenn sie das Tausendfache von durchschnittlichen Er­den­be­woh­ne­rIn­nen ausstoßen, ist das ein Tropfen auf den heißen Stein (entspricht 3 Millionen "normalen" Menschen).

    Das heißt nicht, dass sie ihre Emissionen nichts drastisch mindern sollten - aber ändert nichts daran, dass es auf den große Rest ankommt. Gürtel enger schnallen für die Normalos in den Industrie- und Schwellenländern.

    • @gyakusou:

      Es gibt Millionen von Multi-Millionäre..

      Die sind sicher eine dicke Kuchenanteil bei der CO2-Verursachung. Von Flüge (PrivatJets auch) über super Häuser bis auf super Autos...

      Alles auf Normalo zu lasten geht nicht mehr...Wachen Sie auf...



      Die Normalo sind schon viel belastet und wütend, siehe die Proteste auf der Straßen...

  • Ich wäre daher einer absoluten CO2-Obergrenze nicht abgeneigt, die nicht durch handelbare CO2-Zertifikate überschritten werden kann.

    Für den Kollegen Abramowitch wäre es vermutlich eine Kleinigkeit, seine 32.000 Tonnen durch CO2-freie Kraftstoffe zu ersetzen. Vorsichtige Preisschätzung bei gegenwärtiger direct-air-Capture-Technologie 1000 Euro/t, ergäbe das 32 Mio. Aufwand p.a., in dieser Kategorie aus der Portokasse leistbar.

  • Na dann lässt sich die Klimakatastrophe ja ganz einfach lösen indem sich das reichste 1% mal mäßigt und die Anderen können dann weiterhin mit ihrem 8L-Diesel täglich von ihrer ungedämmten Wohnung zu ihrem Job im Kohlekraftwerk pendeln.Und warum sollte irgendwer noch seinen Fleischkonsum in Frage stellen wenn doch der Abramowitsch auf seiner Superjacht eingeflogenes Kobe-Rind spachtelt? Schließlich hat sich der prekär beschäftigte Niedriglöhner doch viel mehr Anspruch darauf verdient wenigstens einmal im Jahr in die DomRep zu jetten als ein Musk der sich mit gar noch mehr Emissionen für ein paar Minuten ins Weltall schießen lässt. Sieht also so aus als ob Oxfam dem Klimaschutz mit dieser Studie einen ziemlichen Bärendienst erwiesen hat. Die 1% werden ihr Verhalten kaum ändern, dafür bieten sie den 49% eine prima Rechtfertigung ebenfalls untätig zu bleiben und die 50% die eh so wenig ausstoßen, dass sie nichts mehr einsparen können werden am Ende die primär Leidtragenden sein.

    • @Ingo Bernable:

      "Die 1% werden ihr Verhalten kaum ändern..."



      Ja, da sollen sich die 49 % erst mal auf das Niveau der 50 % begeben, anstatt an dem einen Prozent herumzunörgeln. Das braucht dann sein Verhalten auch nicht zu ändern.

      • @sollndas:

        Wenn die 49% aufhören Flugzeugturbinen zu bauen und Erdöl zu raffinieren wird es auch schnell für Privat-Jets und Superjachten des 1% eng. Wenn man aber immer nur mit dem Finger auf andere zeigt, die sich noch schlimmer verhalten, statt selbst etwas zu tun, wird das wohl kaum dazu beitragen eine Veränderung in Gang zu setzen.

        • @Ingo Bernable:

          Ach, das eine Prozent wird schon dafür sorgen, dass genug Leute übrig bleiben, die ihre Flugzeugturbinenund Privatjachten bauen. Entweder durch Bestechung oder durch Zwang.



          "Wenn man aber immer nur mit dem Finger auf andere zeigt..."



          Eben. Denken Sie mal darüber nach.

  • Und die Moral von der Geschichte?



    Alle Superreiche sofort verbieten. ;)

  • Es ist ganz einfach und banal: Die Menschheit kann sich keine Kapitalist*innen mehr leisten. Und Menschen aus Habgier durch Tun oder Unterlassen ums Leben zu bringen, ist Mord.

    • @Ajuga:

      "Die Menschheit kann sich keine Kapitalist*innen mehr leisten."



      Und? Wie möchten Sie das umsetzen?