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Ungleichheit bei TreibhausgasemissionenDie wenigen Klimaschützer

Fast alle Bevölkerungsgruppen emittieren mehr Treibhausgase als 1990. Davon ausgenommen: die ärmeren Schichten reicher Länder.

Besonders stark steigerten sich die Emissionen der allerreichsten 0,001%

Berlin taz | Seit 1990 hat die Menschheit fast genauso viele Treibhausgase emittiert wie davor. Die jährlichen Emissionen weltweit haben sich seit 1990 um 50 Prozent gesteigert und fast alle Bevölkerungsschichten emittieren inzwischen mehr als damals.

Fast alle.

Die Mittel- und Unterschichten reicher Länder haben in dieser Zeit ihre Emissionen reduziert. Das zeigen Daten des World Inequality Report 2022, in dem es auch um Klima-Ungleichheit geht. Diesen Gruppen ist wohl zu verdanken, dass viele Industrieländer ihre Emissionen seit 1990 reduziert haben. So emittierte Deutschland 1990 noch 1.200 Gigatonnen CO2-Äquivalente – 2021 waren es nur noch 762 Gigatonnen.

Unsere Grafik zeigt, wie sich die Emissionen der Weltbevölkerung seit 1990 verändert haben – in 5-Prozent-Schritten, von den ärmsten 5 Prozent der Weltbevölkerung bis zu den reichsten 5 Prozent. Die grünen Säulen, also die Mittel- und Unterschichten reicher Länder, zeigen nach unten, denn sie haben ihre Emissionen reduziert. Die gelben und roten Säulen zeigen Bevölkerungsgruppen, die ihre Emissionen erhöht haben.

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Bei der ärmeren Bevölkerungshälfte stiegen die Emissionen durchgängig um etwa ein Drittel. In vielen Fällen geht es hier um Menschen im Globalen Süden, deren Lebensstandard sich verbessert hat. Da sie aber von einem niedrigen Niveau starteten, emittierten sie trotz der beträchtlichen Steigerungen 2019 „nur“ 4 Tonnen CO2-Äquivalente – halb so viel wie ein Mensch in Deutschland. Insgesamt waren sie so für 16 Prozent der gesamten Emissionssteigerungen seit 1990 verantwortlich.

Einen größeren Effekt hatten die reichsten 1 Prozent der Weltbevölkerung, obwohl ihr Balken viel kleiner ist: Sie trugen zu 21 Prozent zu Emissionssteigerungen seit 1990 bei. Bei ihnen handelt es sich zwar um viel weniger Menschen, doch diese emittierten 2019 durchschnittlich 110 Tonnen CO2-Äquivalente – so viel wie 28 Menschen aus der armen Bevölkerungshälfte.

Besonders stark steigerten sich die Emissionen der allerreichsten 0,001 Prozent. Ei­ne*r von ihnen emittiert das Tausendfache des globalen Durchschnitts. Seit 1990 haben sie ihre Emissionen knapp verdoppelt. Der Grund dafür zeigte sich bei einer anderen Studie: Ein CO2-intensiver Lebensstil mit Superyachten, Privatjets und zahlreichen Villen.

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9 Kommentare

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  • Aus dieser Statistik müsste man herauslesen, dass FFF, die Letzte Generation und co. sich die falsche Zielgruppe rausgesucht haben.

    Die Mittel und Unterschicht reicher Länder ist ja bereits auf einem guten Weg.

    Eigentlich müssten sie sich die reichsten 5% weltweit raussuchen.

    Sich-Festkleben auf Autobahnen wird komplett bedeutungslos, wenn ich meinen Privatflieger nutze.

  • Das allerfeinsten 1% haben die geringsten Steigerungen.



    Steigerungen gibt es bei den Einkommen von 0 - 75%



    Irgendwie erzählt der Artikel das Gegenteil von dem was passiert

    • @Rudolf Fissner:

      Die Statistik zeigt alle Schichten global. Die im Artikel erwähnte Reduzierung bei den Ärmeren Schichten bezieht sich nur auf die reicheren Länder. Außerdem wird eine prozentuale Steigerung gezeigt. Wenn die Basis von der die reichen Menschen gestartet sind deutlich höher ist, was hier der Fall ist, kann eine kleinere prozentuale Steigerung absolut trotzdem höher sein. (Bsp: 30% von 2 t= 0,66 t vs 15% von 20 t= 3 t)

      Zu ihrer Frage aus dem vorherigen Kommentar steht eine Antwort im Artikel. Mehrere Häuser im Besitz, Privatyachten, Privatjets. Wenn man sich die CO2 Bilanz eines einzigen Langstreckenflugs anschaut und weiß, dass diese Menschen regelmäßig im Flugzeug unterwegs sind, sind diese Zahlen nicht verwunderlich.

      • @esgibtnureinengott:

        Siehe mein Zitat aus dem Report eins tiefer. "public and private investments " werden mit gezählt. Der fahrradfahrende Ökomillionär, der sein Geld in die Produktion von WKAs gesteckt hat bekommt anteilig das bei der Produktion anfallende Co2 zugerechnet.

        Die Statistik in dem Bericht ist völlig intransparent aufgebaut. Es wird nicht dargelegt, wie die Zahlen zusammen kommen. Dazu die durchgängige Verwendung von % Werten.

        Da werden relative Steigerungen bei den Ärmsten mit nahezu null Emissionen den hohen Emissionen der 10% der reichsten der Welt gegenüber gestellt, die für den Klimawandel verantwortlich sind.

        Zum Flugverkehr: Der ist in den letzten zwei Jahren sowas von eingebrochen. Da gab es keine Steigerung.

    • @Rudolf Fissner:

      Nein, sie haben nicht die geringsten Steigerungen, weil von einem viel viel höheren Niveau aus gestartet wird.

      • @Piratenpunk:

        Ich lese dort "Personal carbon footprints include emissions from domestic consumption, public and private investments as well as imports and exports of carbon embedded in goods and services traded with the rest of the world."

        Doof gesagt: Wer in Windkraftanlagen investiert ist schon eine mega Umweltsau wg. der Produktion derselben.

        Der Report trennt nicht zwischen Industrie und persönliche Emission. Er schlägt die Emissionen der Industriedenn Besitzern auf. Der Report sieht keine Gesamtverantwortung der Gesellschaft für die Art des Wirtschaftens und lastet die Produktion der konsumierten Produkte

        • @Rudolf Fissner:

          ... nicht auch den Konsumenten zu.

  • "Ei­ne*r von ihnen emittiert das Tausendfache des globalen Durchschnitts"

    Wie kommt die Zahl zustande? Wohnen die in 10.0000 qm Wohnungen auf ei em Fußballplatz, Rssen die 1000 Schnitzel pro Tag? Oder pendeln die 1000 Kilometer täglich?

  • "Davon ausgenommen: die ärmeren Schichten reicher Länder."



    Nanu? Können die sich etwa kein Auto leisten und blasen damit auch nicht so viel CO2 in die Atmsophäre, wenn sie stattdessen Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen? Kann es sein, dass das Kaputtgehen der Waschmaschine bereits zu starken finanziellen Problemen führt? Heißt arm tatsächlich, wenig Geld zu haben? Und kann es sein, dass ein konstant geringes Einkommen einen konstant niedrigen Konsum zur Folge hat und an Dingen gespart wird, wo es nur geht? Eigentlich ist Armut eine tolle Sache. Denn Armut macht Menschen zu besseren Menschen. So kann mensch durch Pfandsammeln nicht nur ein bisschen Geld verdienen, sondern tut mensch auch etwas für die Umwelt, da die gebrauchten Flaschen wieder dem Verwertungskreislauf zugeführt werden. Auch Tafeln sind ähnlich genial, reduzieren Verschwendung. Tolle sozialökologische Ideen von diesem "Sozialstaat"! ;-|